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Raoul Hüster in seinem 43-Zuschauer-Saal
Foto: Betty Schiel

Kassiert wird am Platz

26. Oktober 2011

Das Galerie Cinema ist eines der ersten Programmkinos in Deutschland – Kino.Ruhr 11/11

Das kleine Kino mit dem besonderen Charme in Essen-Rüttenscheid liegt im Souterrain. Die Zuschauer betreten den 43-Plätze-Saal praktisch vom Bürgersteig direkt neben der Leinwand. Dann setzt man sich, schaut sich die Werbung an und wartet auf den Vorführer, der am Platz kassiert. Manchmal ist es Raoul Hüster, der Geschäftsführer.

trailer: Herr Hüster, die Galerie Cinema ist 1971 eröffnet worden. Was war das vorher für ein Ort?
Raoul Hüster:
Vorher war es eine Bildergalerie. Mein Vater Hanns-Peter Hüsterhat sie übernommen, aber jetzt ist es nur noch Kino.

Stimmt es, dass die Galerie das älteste Programmkino Deutschlands ist?
Es ist zumindest eines der ersten. Mein Vater machte früher gern Diskussionen nach dem Film. Ab und zu gab es auch Häppchen mit dabei. Das ging bis in die frühen Morgenstunden.

Haben Sie das Kino vom Vater geerbt?
Er hält sich zwar mittlerweile im Hintergrund, aber er ist immer noch der Chef.

Welche Filme laufen hier?
Wir zeigen hauptsächlich aktuelle Filme.

Ich habe die Galerie schon öfter ausverkauft erlebt.
Bei 43 Plätzen ist es sogar recht schnell ausverkauft. Häufig bei dem Film, der seit 36 Jahren im Programm ist: „Harold and Maude“.

Sind es immer dieselben Leute, die den Film anschauen?
Sicher sind einige schon zigmal da gewesen, aber die bringen auch immer wieder Leute mit. Das hat mittlerweile halt einen gewissen Kultfaktor. Es wundert mich auch, selbst im Hochsommer sind noch Leute hier. Ich finde, der Film ist zeitlos.

Was machen Sie, wenn es keine 35mm-Filmkopie mehr gibt?
Auch die Galerie Cinema wird irgendwann digitale Projektionstechnik haben. „Harold and Maude“ bleibt aber auf jeden Fall im Programm.

Gerade die Galerie Cinema verbindet man mit analoger 35mm-Projektion.
Hier wird noch im alten Betrieb mit Überblend-System gefahren. Ein guter Vorführer schafft es, die Überblendung so hinzubekommen, dass das Publikum es nicht merkt, wenn er von einem Projektor auf den anderen wechselt.

Was hat der Vorführer hier noch für Aufgaben?
Der Vorführer ist einfach alles: Er ist Entertainer, Putzmann, Kartenverkäufer. Die Galerie Cinema ist ein Ein-Mann-Betrieb.

Hat es sich jemals als Problem herausgestellt, dass man direkt neben der Leinwand das Kino betritt?
Wenn der Film gestartet hat, sind die Türen zu. Da kommt keiner rein. Selten, dass ich noch jemanden durch den Hausflur reinholen muss. Normalerweise sind die Leute, die zum ersten Mal in die Galerie kommen, erst mal erstaunt, dass sie direkt im Kino stehen. Man erkennt sie immer daran, dass sie nach hinten zum Vorführer kommen und bezahlen wollen. Die Tradition ist, dass erst die Werbung läuft und dann am Platz kassiert wird.

Ehrliche Leute, die hinter der Kasse herrennen?
In die Galerie Cinema kommen nur ehrliche Leute. Ich habe es noch nie erlebt, dass sich einer gedrückt hat. Diskussionen mit Leuten, die ihre Pizza mitbringen, habe ich eher.

Pizza ist nicht erwünscht?
Nee. In dem kleinen Raum. Das riecht man ja.

Galerie Cinema, Julienstraße 73, Essen | www.essener-filmkunsttheater.de

INTERVIEW: BETTY SCHIEL

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