Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Auf dieses Ziel einigten sich die europäischen Staats- und Regierungschefs mit Verschärfung des European Green Deals im vergangenen Jahr. Der Ausbau regenerativer Energiequellen bildet dabei eine wichtige Säule. In Dänemark stammen schon jetzt etwa 53 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Vor allem durch ihr Engagement im Bereich der Windenergie zählen die Dänen zu den Vorreitern der Wende.
Das skandinavische Land gilt als Wiege der Windkraft. Viele Innovationen fanden hier ihren Anfang. So wird der dänische Physiker Poul la Cour als Vater der modernen Windkraftanlage bezeichnet. Der erste Offshore-Windpark der Welt nahm ebenfalls vor der dänischen Insel Lolland im Jahr 1991 seinen Betrieb auf. Ermöglicht werden diese Innovationen auch durch die günstige geographische Lage Dänemarks, die langen Küstenabschnitte sowie durch die Mitgliedschaft im nordeuropäischen Netzverbund. Das Land kann Schwankungen im eigenen regenerativen Stromangebot mit Hilfe von Wasserkraft aus Norwegen und Schweden leichter ausgleichen. Andersherum exportiert Dänemark überschüssigen Windstrom an seine Nachbarn. Anfang des Jahres stimmte das dänische Parlament abermals der Umsetzung einer Innovation zu: Dem Bau der ersten Energieinsel der Welt.
Wiege der Windkraft
Im Rahmen des größten Bauprojekts in der Geschichte des Landes sollen in der Nord- und Ostsee zwei künstliche Windkraft-Inseln, sogenannte „Energy Hubs“, entstehen. Sie speichern den Strom umliegender Windkraftanlagen und verteilen ihn anschließend an die angeschlossenen Länder. Die größere der beiden Inseln soll spätestens 2033 ihren Betrieb aufnehmen und Energie von rund 650 Windkraftanlagen speichern. Mit diesem Strom sollen dann ca. 10 Millionen Haushalte in ganz Europa versorgt werden.
Dänemarks Klimaziele sind die ambitioniertesten der gesamten Europäischen Union. Bis zum Jahr 2030 will das Land seine Treibhausgasemissionen um 70 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 reduzieren. Deshalb werden die letzten drei aktiven Kohlekraftwerke bis 2030 Schritt für Schritt vom Netz genommen. Bis 2050 sollen dann der Strom-, Wärme- und Verkehrssektor vollständig dekarbonisiert sein. Neben der Elektrifizierung des Wärme- und Transportsektors ist die Steigerung der Offshore-Windenergiekapazität der vielversprechendste Handlungsschritt. Gut 7,7 Millionen Haushalte sollen bis 2030 ihren Strom allein durch Windkraft beziehen – eine Vervierfachung der derzeitigen Kapazität.
Konsequente Bürgerbeteiligung
Der Ausbau der Windenergie stößt auch in Dänemark nicht nur auf Wohlgefallen. Trotzdem überwiegt die Akzeptanz für den Bau neuer Windkraftanlagen. Geschafft haben die Dänen das durch eine konsequente Bürgerbeteiligung. So gibt es beispielsweise auf der Insel Samsø eine Energieakademie. Hier treffen sich die Bürger, um gemeinsam über die künftige Energieversorgung der Insel zu sprechen. Statt der Regierung entscheiden die Anwohner selbst, wo neue Windkraftanlagen entstehen sollen. Nicht irgendein Stromkonzern, sondern die Bürger selbst halten Anteile an den Anlagen und sind so an deren Gewinn beteiligt. Damit zeigt Dänemark, dass Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit einander nicht ausschließen müssen.
Schon heute stammen ca. 48 Prozent des dänischen Stroms aus Windkraft. Auch bei der Wärmewende liegt das Land vorne – so werden 65 Prozent der Wärme aus nachhaltigen Energiequellen bezogen. Zusätzlich fährt das größte Öl- und Gasförderland der EU seine Produktion bis 2050 schrittweise auf null herunter. Kopenhagen plant, die erste klimaneutrale Hauptstadt der Welt zu werden.
GRÜNE ENERGIE 2030 - Aktiv im Thema
energiewende.de | Die Seite des Öko-Institut e. V. ist Informationsportal zu Energiewende, Klimaschutz und Umstieg auf erneuerbare Energien.
transition-initiativen.org | Der Verein unterstützt Initiativen für einen nachhaltigen Städtewandel; portraitiert im französischen Dokumentarfilm „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ (2016) und in einer Arte-Reportage.
sonneninitiative.org | Der Verein für Umweltschutz und Energiewende fördert den Bau von Bürgersolarkraftwerken.
Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Immer mehr Tropfen auf dem heißen Stein
Die Stadtwerke im Ruhrgebiet leisten als lokale Treiber einen Beitrag zur Energiewende
Im deutschen Stromsee
Der Weg zum nachhaltigen Strommix am Beispiel des Kölner Energieanbieters Yello
Energiemix mit wärmendem Müll
Nachhaltige Versorgung in Wuppertal durch das Abfallwerk Korzert
„Man hat die Solarbranche geopfert“
Energie-Experte Volker Quaschning über Solarenergie
„Windenergie verfünffachen“
Ingenieur Jonas Ott über den Stand der Windenergie in Deutschland
„Eine Mammutaufgabe für die nächsten 30 Jahre“
Der Energie-Experte Markus Hölzle über Energiewende und Brennstoffzellen
Vom Winde versorgt
Nachhaltige Energien im Diskurs – Glosse
Der stille Kampf gegen den Lärm
Die Niederlande bauen seit Jahrzehnten Maßnahmen gegen Lärmbelastung aus – Vorbild Niederlande
Aus der Krise fortgeschritten
Finnlands Herausforderungen gestern und heute – Vorbild Finnland
Das Erbe König Leopolds
Rückgabe kolonialer Raubkunst – Vorbild Belgien
Vor dem Arzt sind alle gleich
Gleichberechtigung in der Gesundheitsversorgung – Vorbild Malta
Nach der Propaganda
Mehr Medienkompetenz für die Demokratie – Vorbild Estland
Meilenstein Richtung Zero Waste
In Slowenien steht die modernste Müllverwertungsanlage Europas - Vorbild Slowenien
Recycling statt verbrannter Erde
„Zero Waste Italien“ sagt dem Müll den Kampf an – Vorbild Italien
Neue Geschichten, alte Schatten
Die Niederlande wagen den kritischen Blick auf die blinden Flecken ihrer kolonialen Vergangenheit - Vorbild Niederlande
Vereint für Glaube und Gesellschaft
Dialog statt Diskriminierung: der Schweizerische Rat der Religionen – Vorbild Schweiz
Ein Like für Digitalsteuern
Madrid senkt den Daumen – Vorbild Spanien
Wiens ökologischer Alleingang
Wien verbietet Glyphosat. Und scheitert an der EU – Vorbild Österreich
Codewort gegen Gewalt
Maßnahmen gegen Frauenmorde – Vorbild Frankreich
Drogenkranke nicht mehr kriminalisiert
Vorbild Portugal: 25 Gramm Cannabis pro Person sind seit 2001 eine Ordnungswidrigkeit
Agrarpolitik für den Artenschutz
Profit plus Biodiversität? Innovationen in der Landwirtschaft kommen aus Großbritannien
Initiativen dämmen Virus im Kopf ein
Twitter und Co. sollen Hetze gegen Migrant:innen und Jüd:innen löschen – Vorbild Frankreich
Viren beschleunigen Verkehrswende
Corona-bedingte Eindämmung des Verbrennungsmotors? – Vorbild Belgien
Grundeinkommen light – Vorbild Spanien
Armutsbekämpfung auch nach Corona?
Freiwilligkeit statt Zwang – Vorbild Schweden
Unorthodoxes Krisenmanagement