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Roter Himmel

Leben am Strand, Kino an der Küste

17. April 2023

Die Filmstarts der Woche

Die beiden Freunde Felix (Langston Uibel) und Leon (Thomas Schubert) kommen an die Ostsee - und müssen feststellen, dass in ihrem Ferienhaus schon jemand wohnt. Nadja (Paula Beer), vermeintlich Russin, verbringt hier ihren Sommer. Felix freut sich über die unerwartete Mitbewohnerin und ihren Urlaubsschwarm Devid (Enno Trebs). Aber den Schriftsteller Leon, der nicht zum Baden, sondern zum Schreiben hierhergekommen ist, nervt das alles: die Leichtigkeit, die Freundlichkeit, die Zugewandtheit der drei und ihre Lebenslust. Er hat keine Zeit dafür, er muss seinen zweiten Roman fertig schreiben. Anders als ursprünglich geplant, wolle er einen Film über die Liebe machen, erzählte Christian Petzold im Frühjahr 2020. Inspiriert von den französischen Sommerfilmen Eric Rohmers lässt er sich in „Roter Himmel“ auf eine junge Viererkonstellation ein, in der gerade derjenige, der als Künstler vom Leben inspiriert sein sollte, wie durch eine Wand von den Anderen getrennt ist. Nadja (Paula Beer) steht fest im Leben und versprüht die reinste Lebensfreude. Sie versucht spielerisch, mit leichter Ironie, den abweisenden, im kindlichen Trotz verharrenden Leon (wunderbar zwiegespalten gespielt von Thomas Schubert) aus seiner Verschanzung hervorzulocken. Nicht nur Nadja, sondern der ganze Film wirkt spielerisch und leicht. Das gilt auch für die Bilder von Hans Fromm – er war der Kameramann aller Filme des Regisseurs, doch selten verströmten seine Bilder eine solche Leichtigkeit – sowie für das oft libidinöse Spiel der Protagonist:innen. Auch die gemeinsamen Essen sind spielerisch inszeniert. Und nicht zuletzt die Filmmusik beziehungsweise die Musik im Film – der psychedelische Sommersong „In my mind“ der österreichischen Geschwisterband Wallners oder die Musik von Tarwater, die Nadja auf dem Plattenteller liegen hat – schweben durch die Räume und die Landschaft.

Margate an der Nordküste von Kent. Hier steht das „Empire“, ein Kino aus den 1930ern, dessen Art-Deco-Glanz in den 1980ern, wo die Handlung angesiedelt ist, nostalgisch angestaubt wirkt. Sam Mendes erzählt in „Empire of Light“ von Familie, genauer von der „Familie, die wir uns erschaffen, um durchs Leben zu kommen“. Und damit ist auch schon die Handlung dieses Dramas umrissen: Nach längerer Zeit kehrt Hilary (Olivia Colman) zurück ins Empire, den Filmpalast in der Kleinstadt am Meer. Ihre Kolleg:innen erkennen sie kaum wieder, Hilary ist seelisch erkrankt, fragil, wirkt entrückt und unnahbar. Selbst dem übergriffigen Verhalten ihres Chefs (Colin Firth) begegnet sie emotionslos. Zugleich sehnt sich Hilary eben danach: wieder mehr zu spüren und zu fühlen. Dem Filmvorführer Norman (Toby Jones) gelingt es ebenso wenig, Hilary zu ermuntern wie Neil, dem stellvertretenden Geschäftsführer und Clown der Spielstätte. Erst als Hilary Stephen (Michael Ward) kennenlernt, der neu im Kino anheuert, ist Besserung in Sicht. Zwischen den beiden Außenseitern, sie von inneren Dämonen befangen, er Erniedrigung und Rassismus ausgesetzt, erwächst etwas Besonderes. „Empire of Light“ ist eine Liebeserklärung an das Kino, die Mendes mit eigenen Erinnerungen ebenso anreichert wie mit der Musik seiner Jugend. Für den Score wiederum zeichnen Trent Reznor und Atticus Ross mit bewährt besonderer Handschrift verantwortlich.

Außerdem neu in den Kinos: „Loriots große Trickfilmrevue“, Brandon Cronenbergs Ferien-Alptraum „Infinity Pool“, Renée Websters freundliche Stripper-Story „Das reinste Vergnügen“, Joya Thomes Social-Media-Studie „One in a Million“, Kyle Marvins prominent besetzte Fan-Komödie „Brady's Ladies“ und Ruth Olshans originelle Vater-Tochter-Geschichte „Himbeeren mit Senf“.

Redaktion trailer-ruhr.de

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