Die meisten Kinder hören wahrscheinlich von ihren Eltern, dass man beim Betreten eines Raumes „Guten Tag“ sagt oder nicht schlecht über andere Menschen reden soll – Regeln für einen rücksichtsvollen Umgang mit seinen Mitmenschen. Das hat zwar nichts mit Gott zu tun, sondern eher mit dem, was man im Zusammenleben lernt, aber es lehrt: Empathie.
Mobbing in Deutschland
Ein Ausdruck mangelnder Rücksicht auf andere Menschen ist das Mobbing. In einer Umfrage von Statista und YouGov aus dem Jahr 2021 gaben 29 Prozent der befragten Menschen in Deutschland an, am eigenen Arbeitsplatz mindestens einmal gemobbt worden zu sein. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schätzt betriebswirtschaftliche Schäden infolge von Mobbing auf jährlich bis zu 25 Milliarden Euro.
Mangelnde Rücksichtnahme und feindseliges Verhalten zeigen sich indes nicht erst am Arbeitsplatz. Laut Schätzungen sind in Deutschland jährlich rund 500.000 Kinder und Jugendliche von Mobbing betroffen. Etwa ein Viertel der Betroffenen hegt laut den Untersuchungen Suizidgedanken, rund ein Sechstel greift zu Alkohol oder anderen Drogen. Immer häufiger findet Mobbing aber auch online statt. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt im Jahr 2022 etwa jedes sechste Schulkind im Alter von elf bis 15 Jahren an, online gemobbt worden zu sein. Während in Deutschland die Mobbingfälle in den letzten Jahren messbar zugenommen haben, zeigt Dänemark, dass es auch anders geht.
Respekt und Mitgefühl
Dänemark setzt bereits seit 1993 auf die Vermittlung sozialer Kompetenzen. Mobbingprävention beginnt dort bereits im Kindergarten. So gehört für Kinder im Alter von sechs bis sechzehn Jahren auch Einfühlungsvermögen zum Unterricht, im Pflichtfach Empathie lernen sie eine Stunde pro Woche, miteinander über ihre Gefühle und Probleme zu sprechen. Die Schüler sollen lernen, mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen und die Gefühle ihrer Mitschüler besser zu verstehen. Dazu gehört vor allem, dass sie einander zuhören und respektvoll miteinander umgehen. Diese Förderung soziale Kompetenzen hilft dabei, langfristige gesunde Beziehungen aufzubauen und Mobbing vorzubeugen. Studien belegen die Wirkung des Unterrichts: Die Mobbing-Rate in Dänemark gehört zu den niedrigsten in Europa.
Dänemarks Mobbingprävention
In Deutschland gibt es zwar Ansätze, Gewalt und Mobbing vorzubeugen, zum Beispiel durch das Bundesprogramm „Respekt Coaches“. Es wird in Schulen eingesetzt und hilft Kindern ab der fünften Klasse, andere Meinungen zu verstehen, die eigene Meinung zu äußern und friedlich zu diskutieren. Im Vergleich zu Dänemark ist dies jedoch noch ein Provisorium. Bundesweit sind gerade einmal 384 Respekt-Coaches an 555 Schulen tätig – bei 32.666 allgemeinbildenden deutschen Schulen insgesamt. Dabei können die Maßnahmen eine Gesellschaft fördern, in der Respekt, Toleranz und Hilfsbereitschaft selbstverständlich sind. Denn Empathie führt nicht nur zu einem besseren Miteinander in der Schule, sondern prägt das soziale Gefüge einer Gesellschaft. Übrigens: Dänemark gilt laut World Happiness Report 2024 einmal mehr als zweitglücklichstes Land der Welt.
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