Kerstin ist gerade mal 64 Jahre alt, leidet aber an einer tödlichen und vor allem schmerzhaften Krankheit. Sie möchte möglichst schnell sterben und stellt das Essen und Trinken ein. Den so beschleunigten, aber dennoch langsamen Tod begleitet ihre Tochter Juliane (Birte Schnöink) in jedem Augenblick. Zu Beginn unternimmt sie noch ein paar Ausflüge zu Freunden und Verwandten, mit denen sie die Lage bespricht. Doch schon bald ist sie nur noch an der Seite ihrer Mutter. Jessica Krummachers zweiter Kinofilm „Zum Tod meiner Mutter“ ist so intensiv und nah an dem Sterbeprozess wie wohl kaum ein anderer Film und lässt weder Bürokratie noch Pflegealltag außen vor. Ganz undramatisch, aber mit klarem Blick erfasst der Film die schwierigen Wochen. Birte Schnöink als Juliane und Elsie de Brauw als Kerstin spielen beeindruckend.
Nach Channing Tatums vielgelobtem „Dog“, jetzt dieses kleine Drama über ein Herrchen, ein Frauchen und ihre besten Freunde. Dave (Dave Johns), Krankenpfleger in Pension, lässt gerade seinen Schäferhund durch den Park marschieren – ohne Leine. Das empört die energische Fern (Alison Steadman), die ihren Yorkshire-Terrier Henry durchs Grün führt – angeleint, versteht sich. Dem Disput folgt eine Wiederbegegnung, und dann die nächste. Und mit jedem Spaziergang kommen sich Dave und Fern näher. Dave aber trägt ein Geheimnis in sich. Regisseur Paul Morrison erzählt in „Mit Herz und Hund“ ein warmherziges Liebesdrama in 23 Spaziergängen, gewidmet hat er es seinem verstorbenen Hund Benji, der ihn zu dem Film inspirierte. Beim Walk in the Park.
Kammerspiele, in denen zwischen zwei Paaren die Probleme innerhalb der jeweiligen Beziehung aber auch untereinander aufbrechen, haben im Theater und Kino eine lange Tradition. Von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ bis hin zu „Gott des Gemetzels“ dienen sie vor allem dazu, einem Darsteller:innen-Quartett zu einem schauspielerischen Parforceritt zu verhelfen und die Inszenierung bei der visuellen Öffnung der engen Räume glänzen zu lassen. All das bieten in „Risiken & Nebenwirkungen“ Inka Friedrich (Kathrin), Samuel Finzi (Arnold), Thomas Mraz (Götz), Pia Hierzegger (Diana), Wolfgang Thaler (Kamera) und Michael Kreihsl (Buch und Regie) mit einem Hauch österreichischer Granteligkeit und einigen überraschenden, dramaturgischen Twists, die letztlich die Frage aufwerfen: „Ist eine Nierenspende intimer als Beischlaf?“
Léa Seydoux hat als Kriegsreporterin viele Schlachten zu schlagen. Sie ist France de Meurs, ein sprechender Name: „Frankreich der Sitten“. Wieder einmal also ein überaus anspielungsreiches Werk von Kino-Philosoph Bruno Dumont. Mit großer Süffisanz wendet er sich dem überhitzten Frankreich und den schwelenden Auslandskonflikten zu, die France mit Reportagen vor Ort begleitet, in denen sie sich medial bestmöglich inszeniert. Das wirkt auch entlarvend auf die staatstragenden Politiker-Besuche in der beschossenen Ukraine. Die Journalistin aber lässt sich zu Tränen rühren und gerät in eine Art mystische Krise mit der modernen Welt. Blanche Gardin, Garantin für gute französische Komödien, leistet ihr als Medienprofi Beistand. „France“ ist eine abgefahrene Satire mit ernster Grundierung und großer Aktualität!
Außerdem neiu in den Ruhr-Kinos: Michel Francos Beziehungs- und Stranddrama „Sundown - Geheimnisse in Acapulco“, Michael Niermanns Doku „Riders of Destiny“, Wendla Nölles Ehedrama „Ein großes Versprechen“ und Mamoru Hosodas poetisches Anime „Belle“. Bereits am Mittwoch startet Colin Trevorrows neuester Teil der Dino-Saga „Jurassic Park: Ein neues Zeitalter“.
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