Die junge Lehrerin und Protagonistin Carla Nowak, voller Leidenschaft und Kraft verkörpert von Leonie Benesch, scheint zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen zu stehen - eine ambitionierte Vermittlerin, frisch aus der Uni, voller Ambitionen und Vorstellungen, deren Idealismus schon bald ins Wanken gerät. Ilker Çataks blendend recherchierter „Das Lehrerzimmer“ stellt sein Publikum mit herausragenden Dialogen vor unangenehme Fragen, und das gewählte enge Bildformat erzeugt eine Nähe zum Geschehen, der wir oft lieber entgehen würden. Wir beobachten hautnah, wie der Druck wächst, wie Carla Nowak sich durch den Stress navigiert, der auf ihr lastet, und bleiben am Ende zurück mit einem unguten Gefühl, das es zu erörtern gilt. Mit Sicherheit das gesellschaftspolitische Kino-Highlight des Jahres.
Still und sinnlich beginnt das neue Meisterwerk von Angela Schanelec, das dieses Jahr mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Bevor es mit einer barocken Playlist und Gitarrensound zum titelgebenden Thema kommt, entfaltet die Natur in den griechischen Bergen ihre ganze Kraft. Eine Wolke zieht einen Hang hinauf, Zikaden zirpen im Blattwerk der Bäume. In dieser steinigen Gegend wird in einem Unterschlag ein Baby gefunden und von einer Familie großgezogen. Pure Tragik verbindet sich mit dem Kind, das sie Ion nennen. Als Ion ein junger Mann ist, verliert er allmählich sein Augenlicht. Auf einem labyrinthischen und elliptischen Pfad erzählt Schanelec in „Music" von der alten Saga des Ödipus. Die sich hier als ganz tiefes, rätselhaftes und Glück verströmendes Beziehungsgeflecht zwischen den Menschen übersetzt.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Maha Hajs schwarze Komödie „Mediterranean Fever“, James Gunns lässiges Weltraumabenteuer „Guardians of the Galaxy: Vol. 3“, Offer Avnons Erinnerungsreise „Der Rhein fließt ins Mittelmeer“, Michael Showalters Paar-Story „Spoiler Alarm“ und Mascha Halberstads wunderbares Stop-Motion-Abenteuer „Oink“.
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