Ausgerechnet die Beatles hat er vom Thron der Charts gestoßen. Und der Künstler, der diese Ikonen mit insgesamt zwölf Nummer-eins-Hits verdrängte, singt über „Para“ und „Bitches“, motzt seinen Gangster-Rap mit angesagtem Trap-Schick auf und nennt sich Capital Bra. Das erfährt der pop-affine Frank Goosen, der aktuell sein Buch über die Beatles schreibt, an diesem Abend von Markus Henrik alias Dr. Pop.
Denn wie schon einst bei „Goosens neue Bücher“ im Schauspielhaus Bochum fungiert Henrik auch im neuen Format mit dem Titel „Westdeutscher Saloon“ als bewährter Sidekick an der Seite des Bochumer Schriftstellers. Der Untertitel: „Lesen und Reden mit Frank Goosen und Gästen“. Das Ergebnis: Amüsante Abschweifungen über die neuesten Trends (und Peinlichkeiten) aus der Pop-Welt, in die sich die Buchvorstellungen ebenso locker einbetten lassen. Belletristik für die BochumerInnen, präsentiert in einem unterhaltsamen Format.
So darf Markus Henrik etwa das neueste Musikvideo des erwähnten Capital Bra, ein Cover von Dieter Bohlens „Cherry Lady“, auf einem großen Bildschirm abspielen und diese Sommer-Hit-Werdung des Gangster-Rap parodieren und kommentieren: „Ein bisschen so, als ob Leipzig gegen Bayern spielt“, so Henrik. Natürlich muss sich der Musik-Experte einen Gegen-Kommentar von Frank Goosen anhören: „Als Wattenscheider solltest Du dich mit Fußball-Analogien zurückhalten“.
In der Rotunde, dem neuen und gut besuchten Zuhause von Goosens Format, gibt es an diesem knapp zweieinhalbstündigen Abend einen langen Spaß-Prolog, bevor es um die Literatur geht. Gleich zwei AutorInnen dürfen bei dieser Premiere des „Westdeutschen Saloons“ ihre Neuerscheinungen vorstellen und großzügig Auszüge vorlesen. Berni Mayer präsentiert seinen Coming-of-Age-Roman „Ein gemachter Mann – Die lichtscheuen Studienjahre des Robert Bley“. Mayers Protagonist mäandert durch sein Studium und seine Existenz: erste sexuelle Erfahrungen, eine Band-Gründung und lange Bar-Nächte.
Zum Genre des Familienroman kann hingegen das neue Werk von Vea Kaiser gezählt werden. Denn die Österreicherin erzählt in „Rückwärtswalzer“ von einer Familie, die eine lange Reise auf sich nimmt, um den letzten Wunsch von Onkel Willi zu erfüllen: Der Verstorbene wollte in seinem Geburtsland Montenegro begraben werden und eine legale Überführung der Leiche ist nicht möglich. Also fahren die drei Tanten rund um den Protagonisten Lorenz durch Osteuropa, um eine Ruhestätte für Onkel Will zu finden.
Vea Kaiser steht an diesem Abend gestikulierend auf der Bühne der Rotunde, um diese Handlung maximal lebendig zusammenzufassen. Mit Frank Goosen und Markus Henrik plaudert sie nicht nur über ihr Werk, sondern auch über die Ibiza-Affäre, über „Volks Rocking Roller“ Andreas Gabalier oder die kriminellen Bochumer Shisha-Bars. Bevor sie schließlich wieder auf der Bühne steht und ebenso lebendig aus ihrem Roman liest. Die Literatur verpackt Goosen auch in seinem neuen Format als einen unterhaltsamen Abend.
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