Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 31
1 2 3 4 5 6 7

12.554 Beiträge zu
3.784 Filmen im Forum

Foto: Sebastian Hoppe

Die Macht, ihr Preis und die Tradition

29. Januar 2020

Düsseldorfer Schauspielhaus feiert 50-jähriges Bestehen – Theater in NRW 01/20

Seit Beginn dieser Spielzeit wird im Bau am Gustaf-Gründgens-Platz wieder gespielt. Die Mannschaft um Intendant Wilfried Schultz, die 2016 mit der Hiobsbotschaft der Sanierung angetreten ist, ist nun offiziell wieder in ihr Stammhaus zurückgekehrt. Das klingt allerdings besser, als es ist. Fast 20 Millionen wird die Dach- und Fassadensanierung sowie in Erneuerung des Foyerbereichs am Ende wohl kosten – zuzüglich Selbstbeteiligung williger Bürger. Wie so oft bei öffentlichen Bauprojekten hinkt die Realisierung der Planung weit hinterher. Kassenbereich und Foyer ähneln derzeit noch eher einem Rohbau mit herunterhängenden Leitungen als dem frisch herausgeputzten Flaggschiff der Theaterlandschaft in der Landeshauptstadt, das im Januar offiziell wiedereröffnet werden soll.

Am 16. Januar 1970 wurde das imposant geschwungene Schauspielhaus des Architekten Bernhard Pfau mit der Premiere von „Dantons Tod“ eröffnet. Lange vor den dekonstruktivistischen fließenden Entwürfen einer gewissen Zaha Hadid überraschte der Bau mit einer organischen Form, die sich mit einer terrassenartigen Höhenstaffelung verbindet. Der dadurch erreichte flächige Schwung kontrastiert auf faszinierende Weise mit dem benachbarten Drei-Scheiben-Hochhaus vom Architekturbüro Hentrich Petschnigg & Partner.

Exakt 50 Jahre später feiert das Düsseldorfer Schauspielhaus nun sein Jubiläum – auch wenn es nicht nur im Innern des Schauspielhauses, sondern auch am Gustaf-Gründgens-Platz noch aussieht wie bei Hempels unterm Sofa – was nicht zuletzt am Bau des Kö-Bogens II liegt. Um 18 Uhr findet zunächst ein Festakt statt, zu dem Ministerpräsident Armin Laschet erwartet wird. 90 Minuten später geht dann der Vorhang über der Jubiläumspremiere hoch. Dabei hat man sich dann doch eine kleine Freiheit gegenüber der Tradition erlaubt. Nicht Büchner steht auf dem Spielplan, sondern Brechts „Das Leben des Galilei“. Der Unterschied ist auch ein politischer. Während 1970 Büchners „Dantons Tod“ sich noch kritisch auf die Studentenrevolution beziehen ließ, entstand Brechts Klassiker 1939. Er schildert darin die Auseinandersetzung des Wissenschaftlers mit der Macht der Kirche, die schließlich zum Widerruf Galileis führt. Man muss braucht nicht viel Spürsinn, um den aktuellen Bezug zu verstehen.

HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Chantal im Märchenland

Lesen Sie dazu auch:

Archaische Wut
„Zorn“ am Schauspielhaus

Die Erbsen sind immer und überall
„Woyzeck“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Prolog 02/24

Unberührbare Souveränität
Frank Wedekinds „Lulu“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 03/20

Donna Quichotta der Best Ager
„Linda“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 01/20

Lulle und Enterhaken
„Ein Blick von der Brücke“ im Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 05/19

Schlachtfeld der Phantasie
„Hamlet“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 03/19

Küchenpsychologie der Macht
„Momentum“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 01/19

Wie es den Kwants gefällt
Philipp Löhles „Die Mitwisser“ in Düsseldorf – Theater Ruhr 06/18

Bad Feeling vs. Feel-Good
„Der Sandmann“ in Düsseldorf und „Natürlich blond“ in Wuppertal – Musical in NRW 12/17

Travestie und Lumpenchic
Brechts „Dreigroschenoper“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Theater Ruhr 12/17

Mäzene bitte melden!
Düsseldorf saniert sein Schauspielhaus mit Spenden – Theater in NRW 11/17

Das Ende der Blutrache
Simon Solberg inszeniert „Die Orestie“ in Düsseldorf – Theater Ruhr 10/17

Theater.

Hier erscheint die Aufforderung!