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"Der Druck aus der Bevölkerung wird bleiben"
Foto: Sven Siebenmorgen

„Die großen Vier brauchen noch Lernhilfen“

28. April 2011

Thomas Eiskirch über die Energieversorgung der Zukunft in NRW - Thema 05/11

trailer: Herr Eiskirch, welche Auswirkungen hat Fukushima auf die Wirtschafts- und Energiepolitik in NRW?
Thomas Eiskirch:
Gegen Atomkraft gab es zwar schon lange eine breite Mehrheit bei den Menschen, aber eben nicht in der Politik. Was Risikotechnologie konkret bedeutet haben jetzt auch die größten Ignoranten bemerkt. Der Weg raus aus der Atomenergie ist meines Erachtens nun unumkehrbar geworden. Die Katastrophe von Fukushima wirkt natürlich auch auf die Energieversorger. Insbesondere bei vielen Stadtwerken und kleinen und mittleren Versorgern ist der Wille, künftig vollständig auf Atomenergie zu verzichten, nun klar erkennbar. Die großen Vvier brauchen noch Lernhilfen.

Gibt es überhaupt noch jemanden, der sich traut, Atomenergie zu propagieren?
Ich bin mir nicht sicher, ob diejenigen, die nun die Seite wechseln und neuerdings für einen Ausstieg plädieren, dies auch auf Dauer und mit Nachdruck tun. Aber der Druck aus der Bevölkerung wird bleiben. Klar ist: Die nun abgeschalteten Reaktoren dürfen nicht wieder ans Netz kommen. Die anderen müssen noch in diesem Jahrzehnt abgeschaltet werden.

Und wie erzeugen wir in der Zukunft Strom?
Ganz klar erneuerbar. Es gibt unendlich viel Energie. Die Herausforderung ist es nun, mit den entsprechenden Techniken diese auch nutzen zu können – am richtigen Ort und zur richtigen Zeit. Damit sind wir bei Netzen und Speichern. Es gehört aber auch zur Wahrheit, dass wir für eine begrenzte Zeit weiterhin fossile Energieträger brauchen. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir die alten Kraftwerke vom Netz nehmen und neue ans Netz bringen, die sauberer und effizienter sind. Zug um Zug. Das hat beispielsweise RWE im Braunkohlerevier schlicht und ergreifend nicht eingehalten. Dort wurden neue gebaut, die alten aber nicht abgeschaltet.

Welchen Beitrag können die Stadtwerke im Ruhrgebiet zu einer Energiewende leisten?
Die Stadtwerke haben eine wichtige Rolle. Vor Ort können Veränderungen auch im Kleinen leichter angegangen werden. Die Stadtwerke können zum Beispiel ihren Kunden Ökostromangebote unterbreiten und selber dafür sorgen, dass sie den Atomstrom aus ihrem Strom-Mix werfen.

Thomas Eiskirch
Thomas Eiskirch (40)  ist Wirtschafts- und Energiepolitischer Sprecher der SPD Fraktion im Landtag von NRW und kommt aus Bochum

Aber die Stadtwerke im Ruhrgebiet bekommen Strom von RWE, also bis vor kurzem auch aus Biblis.
Ja, das ist ein Problem. Die Stadtwerke kaufen bei den vier großen Produzenten, die mit ihrem Oligopol den Markt beherrschen, ihren Strom ein. Bei denen gibt es aber bis heute nicht die Möglichkeit, nur atomstromfreien Strom zu kaufen. Die haben sich bislang erfolgreich verweigert. Hier hilft glaube ich nur Druck. Wenn immer mehr Stadtwerke – und vor allem deren Kunden - sagen, wir nehmen nur noch atomenergiefreien Strom, dann sind die Großen gezwungen, darauf einzugehen. Hier muss Marktmacht erzeugt werden - im Ruhrgebiet sind wir dabei, das zu organisieren.

Gibt es nirgendwo sonst Strom zu kaufen?
Ein Verbund von Ruhrgebietsstadtwerken hat vor kurzem den Kraftwerksbetreiber STEAG gekauft und kann somit jetzt selbst Strom produzieren. Auch Trianel, ein Stadtwerkeverbund, produziert Strom. All das macht die regionalen Versorger unabhängiger von den großen Energiekonzernen. Und das ist dringend notwendig.

Lutz Debus

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