Der Wahlausgang sorgt auch bei der Romero Initiative für Erleichterung. Brasiliens Bürger haben den den amtierenden Präsidenten, den Faschisten Jair Bolsonaro abgewählt. Im Januar 2023 tritt Lula da Silva seine Nachfolge an. Das Gründungsmitglied der brasilianischen Arbeiterpartei ist zwar wegen Korruptionsvorwürfen während seiner letzten Amtszeit nicht unumstritten. Dennoch knüpfen gerade die Lohnabhängigen und Armen gewisse Hoffnungen an „Lula“. Soweit es die Stärkung der brasilianischen Zivilgesellschaft und Arbeitskämpfe betrifft, werden diese Hoffnungen von der Romero-Initiative (CIR) geteilt; der in Münster ansässige christliche Verein ist benannt nach dem salvadorianischen Erzbischof und Befreiungstheologen Oscar Romero, der 1980 von einem Scharfschützen ermordet wurde.
„NGO- und Gewerkschaftsvertreter*innen haben Hoffnung geschöpft, dass bessere Zeiten kommen und spüren wieder mehr Motivation, sich zu engagieren“, berichtet Miriam Instenberg, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der CIR. „Sie wollen aber weiterhin kritisch der Regierung gegenüber sein, sollte diese die Forderungen von Arbeiter*innen und Kleinbäuerinnen und -bauern nicht erfüllen.“ Die CIR engagiert sich insbesondere in der Orangensaftproduktion in Brasilien für eine Verbesserung der prekären Arbeitsbedingungen.
Pestizide und Giftschlangen
Nach Angaben der CIR müssen die Erntearbeiter etwa 1,5 Tonnen Orangen ernten, um auf einen Tageslohn von zehn Euro zu kommen. Hinzu kommen gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen: So müssen die Arbeiter:innen mit circa 30 Kilo schweren Beuteln auf dem Rücken an Holzleitern hoch- und runtersteigen. Sie sind zudem Sonnenhitze, Pestiziden und Giftschlangen ausgesetzt – alles meist ohne entsprechende Schutzkleidung.
Auch in anderen Ländern unterstützt die CIR Gewerkschaften und NGOs. Arbeitskämpfe spielten noch immer eine große Rolle, so Instenberg, Elend und Ausbeutung prägten neben der Agrar- vor allem die Bekleidungsindustrie. „Dort werden Löhne ausgezahlt, die nicht existenzsichernd sind“, kritisiert sie, „die Beschäftigten können damit nicht ihre Familien ernähren.“ Partnerorganisationen der CIR informieren Werktätige oft vor Ort, wie sie sich gewerkschaftlich organisieren können: „Damit sie informiert sind, welche Rechte sie haben“, so Instenberg, die zugleich betont: „Wir arbeiten mit unseren Partnerorganisationen auf Augenhöhe und unterstützen deren unabhängige Arbeit.
Menschenrechte massiv angegriffen
Das menschenrechtliche Engagement der CIR umfasst auch den Kampf gegen Femizide und Machismo, gegen die Diskriminierung von LGBT* und Indigenen sowie gegen die Folgen des Bergbaus – in den Minen werden Mensch und Natur ausgebeutet. Die Klimakatstrophe wirft zugleich die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit auf: „Die Menschen im globalen Süden spüren die Klimakrise jetzt schon stärker“, sagt Instenberg.
Der Schwerpunkt des Engagements von der CIR liegt auf den mittelamerikanischen Staaten El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua, wo die CIR gemeinsam mit den Partnerorganisationen aktiv ist. Gerade in einem Land wie Nicaragua werden unter dem diktatorischen Präsidenten Daniel Ortega seit Jahren die Demokratie- und Menschenrechte massiv angegriffen. Nicaragua verbietet NGOs und bringt die Zivilgesellschaft zum Schweigen, so wurden Büros von NGOs geschlossen und Konten eingefroren.
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