Zur Kunstausstellung der Ruhrfestspiele wurde mit dem Franzosen Daniel Buren ein Protagonist einer temporären, auf den Ort der Präsentation hin entwickelten Kunst eingeladen. Für Recklinghausen ist das in Glücksgriff, den Burens Installationen an der Kunsthalle und dem Festspielhaus sind sinnlich attraktiv und konzeptuell zugleich. Sie sind schnell zu sehen und entziehen sich der schnellen Übersicht. Zu jeder Tageszeit sehen sie anders aus, überhaupt geht es wesentlich um Licht, dessen Präsenz und Intensität.
In ihrem Material bestehen die Arbeiten aus farbigen, an der Kunsthalle transluziden, am Festspielhaus transparenten Folien, die auf die Glasscheiben der Fassaden gesetzt sind. Buren versteht seine Interventionen, die mit dem Ende der Ruhrfestspiele zerstört werden, als Klärung der Orte selbst, ihrer Architektur, Struktur, ja, Präsenz im städtischen Umfeld. Dazu verdeutlicht er die Existenz der Glasscheiben und ihrer Raster. Folglich versteht er die Folien als Werkzeuge, die in industriell vorgegebener Farbigkeit von Handwerkern angebracht worden sind.
Als Motiv sind an beiden Gebäuden Elemente mit gleichmäßig alternierenden weißen Streifen integriert: Mit dieser Bildfindung, die selbst gewöhnlich ist, nun aber fast den Charakter einer Signatur trägt, ist er seit fünf Jahrzehnten berühmt. An den Fassaden in Recklinghausen tauchen die Streifen als wiederkehrende Störfaktoren auf. Dabei bilden die Flächen an der Kunsthalle ein konstruktives Bild, das durch Diagonalen organisiert ist.
Zu sehen ist diese Installation, von innen künstlich beleuchtet, lediglich von draußen. Beim Festspielhaus hingegen umfassen die Farbfelder die gesamte Glasfassade, auch an den Seiten. Als Licht strömen sie in das Foyer und vergegenwärtigen dieses noch in der Vermittlung zwischen Außen und Innen. Buren legt Wert darauf, dass seine Werke nur in der eigenen Erfahrung zu erleben sind. Die Fotos, die dazu entstehen, versteht er als „Souvenir“ – das Ereignis existiert nur an Ort und Stelle, zu seiner Zeit.
„Daniel Buren - Zwei Werke für Recklinghausen“ | bis 26.7. | Festspielhaus und Kunsthalle Recklinghausen | 02361 50 19 35
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