„Es geht nicht um Intellektualität, sondern um ein Gefühl, eher um etwas Spirituelles.“ So spricht der Youngster beim neuen „Spot on Jazz“, dem Festival zwischen Jazz-Schmiede und Robert-Schumann-Saal in der Landeshauptstadt. Und damit setzt Wanja Slavin, Altsaxophonist mit High-Energy-Potential, häufig angewandt in freieren Konzepten, im Grunde ganz auf die Jazztradition. Denn was fasziniert seit gut einhundert Jahren an dieser kreativ-persönlichen Kunstform Jazz? Die Fähigkeit, individuell und spontan und unerwartbar neue und alte Wege zu gehen in der Kunst der Improvisation, allein oder im Kollektiv: Und immer zählt das Gefühl.
Lotus Eaters nennt der Berliner Saxer seine Band, die sehr geladen und kraftvoll auftreten kann. Damit kontrastieren zumindest die Protagonisten der drei anderen Bands, die das Festival in Doppelkonzerten bestreiten. Zu den Lotus-Essern gesellt sich in der Schmiede Duško Goykovich, lebende Legende, der im nächsten Jahr die 90 feiert – für einen aktiven Trompeter ein mehr als beachtliches Alter. Als gebürtiger Bosnier zählt er zu den wenigen europäischen Jazzkünstlern, die so früh eine internationale Karriere erlebten – sogar in den edlen amerikanischen Big Bands von Maynard Ferguson und Woody Herman. Vor 60 Jahren spielte er im Edelhagen-Orchester, dem Vorläufer der WDR Big Band, in der heute Paul Heller das Saxophon bläst – er steht dem Meister zur Seite, dazu ein Trio um den Pianisten Martin Sasse.
Im Schumann-Saal wartet eine weitere Legende auf, ebenfalls im nächsten Jahr 90: Rolf Kühn wirkte vor 60 Jahren als Soloklarinettist bei Tommy Dorsey, davor im Orchester von Benny Goodman – das klingt schon sehr historisch. Auch in Deutschland war Kühn, Bruder des prominenteren Pianisten Joachim Kühn, mit zukunftsorientierten Koryphäen wie Albert Mangelsdorff, Wolfgang Dauner oder Eberhard Weber unterwegs. Und er bleibt am Ball mit exzellenten Musikern – dafür übt er noch täglich zwei Stunden.
The Cookers bieten Hard-Bop im heißen Topf, ein Kontrastprogramm zu den Balladen der Klarinette. Aber in der Generationenfrage sind die sieben amerikanischen Jazzstars nicht weit abgeschlagen: Allein die Rhythmusgruppe mit Bassist Cecil McBee (bald 85) und Billy Hart (bald 80) hat auf höchstem Niveau Jazzgeschichte geschrieben.
Doppel-Konzerte am 20./21.3. 20.30 Uhr | Jazz-Schmiede und Robert-Schumann-Saal | 0211 27 40 00
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