Ein Ort, eine Zeitung, eine Meinung – das Bild der lokalen Medienlandschaft im Ruhrgebiet ist geprägt von Monotonie. Die FUNKE Mediengruppe gibt mit ihren Titeln WAZ, NRZ, WR und WP bei tagesaktuellen Themen den Takt an; die Lokalradios zählen ebenso zum Konzern. Als kleines gallisches Dorf versteht sich hingegen halloherne.de, ein unabhängiges digitales Nachrichtenportal, das seit acht Jahren seinen Fokus auf tagesaktuelle lokale Berichterstattung in Herne setzt. Vom Oberbürgermeister über den Polizeipräsidenten bis hin zum Bundestagsabgeordneten – wenn die Redaktion von halloherne.de anfragt, reagieren sie alle.
Das lokale Nachrichtenportal berichtet täglich und versorgt die Stadt mit aktuellen Nachrichten in Text, Foto und Video. Diese sind für den Leser kostenfrei abrufbar und werden durch Werbung finanziert. Gegründet wurde die halloherne UG (haftungsbeschränkt), eine kleine Kapitalgesellschaft, Ende 2010 von Wolfgang Quickels, seiner Frau Carola und Günter Mydlak – alle samt gestandene Journalisten. Sie wollten lokaljournalistisch ein Wagnis eingehen, Medienvielfalt und andere Meinungen in Herne stärken. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), die ihre altgedienten Redakteure seinerzeit mit einer Abfindung lockte, wenn sie denn das Handtuch werfen, machte den gemeinsamen Schritt in die Selbstständigkeit erst möglich. Das Konzept von halloherne.de ist gleichwohl einfach, nahezu klassisch: Stadtnachrichten geben Einblick ins Herner Vereins- und Schulleben, berichten über Herner Unternehmen und vom alltäglichen ‚Dies und Das’ in den Stadtteilen. Zusätzlich informieren Polizeimeldungen, Gerichtsberichte, Nachrichten aus der Politik, Berichte aus Sport, Kultur und Gesundheit umfassend über das Stadtgeschehen. Termine geben einen Ausblick auf Konzerte, Ausstellungen, Vorträge und andere Veranstaltungen in Herne und Umgebung. Alle Inhalte erscheinen online, sind ausschließlich digital verfügbar und nicht – wie die Lokalausgabe der Tageszeitung – gedruckt.
„Wir fangen einfach mal an“, lautete anfangs die Devise. Ein Pfarrer vermittelte Räume am Kuckucksweg 13 in Herne, die bis heute die Redaktion beherbergen. Reichlich Idealismus prägt seit Anbeginn die Unternehmung. Klassische Tugenden stehen seither im Vordergrund: Nachrichten generieren, sauber aufbereiten und sie dem Leser anbieten. Während halloherne.de im Jahr 2012 bereits rund 870.000 Seitenaufrufe pro Jahr registrierte, sprich 72.000 im Monat, erreicht das Nachrichtenportal heute gut 55.000 Nutzer im Monat, die insgesamt 3,8 Millionen Seitenaufrufe pro Jahr, sprich 316.000 monatlich tätigen. Mit über 13.000 ‚Gefällt mir’- Angaben bei Facebook ist halloherne.de ebenso in den sozialen Medien stark vertreten. Zum Vergleich: Die Stadt Herne hat etwa 156.000 Einwohner. Unterstützt wird die Arbeit der Redaktion von einem Förderverein mit dem Namen ‚Klick ma Kuckma’, über den etwa Aktionen mit Schulen und Schülern abgewickelt werden. Sie lernen unter Anleitung, was eine Nachricht ist und wie eine eigene Onlinezeitung aufgebaut wird.
In der Herner Stadtgesellschaft ist halloherne.de mittlerweile angekommen. Das digitale Nachrichtenportal für Herne, es ist ein Erfolgsmodell. Ohne den Einsatz seiner Gründer, der Redaktion und reichlich persönlichem Einsatz wäre diese Form des unabhängigen Journalismus in Häre gleichwohl nicht möglich gewesen. Dennoch zeigt halloherne. de auf, was möglich ist, wenn sich mehrere gute Journalisten zusammentun und – unabhängig von einem Großverlag – im digitalen Zeitalter ihre eigene Onlinezeitung ins Leben rufen.
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: choices.de/thema und engels-kultur.de/thema
Aktiv im Thema
netzwerkrecherche.org | Das Netzwerk Recherche gibt es seit 2001 und will Qualitätsjournalismus stärken. Es veranstaltet Seminare, vergibt Stipendien und gibt Publikationen heraus.
uebermedien.de | Der Medienjournalist und Bildblog-Gründer Stefan Niggemeier hat 2016 zusammen mit Boris Rosenkranz die von Abonnenten finanzierte Seite gegründet, um dort fundierte Medienkritik zu bieten.
netzpolitik.org | Die auf digitale Freiheitsrechte fokussierte Plattform legt seit Jahren den Finger in die Wunden von Datenschutz-Verletzungen und behördlichem Transparenzmangel und lebt vom Engagement seiner Mitarbeiter und Leser.
Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Qualitätsjournalismus ohne Verlag?
„Kooperatives Arbeiten: Journalismus in der Genossenschaft“ am 14.1. im Blue Square in Bochum – Spezial 01/19
Alte und neue Formen
Intro 11/18 - Solidarisch vernetzt
Der digitale Vormarsch
Wie das Internet die Medien verändert – und den Einfluss, den sie ausüben
„Bedenkliche Marktkonzentration bei Regionalzeitungen“
Medienexperte Lutz Frühbrodt über die Finanzierung von kritischem Journalismus
Selbstlos ist das neue Sexy
Anstand als Aufstand
Journalismus nur noch Online?
Podiumsdiskussion „Die Zukunft des Journalismus“ am 25.9. in der Rotunde Bochum – Spezial 10/18
Verstecken hilft nicht
Diskussion über politische Skandale in NRW beim Campfire Festival: „Kommunikation mit Lesern ist wichtig“ – Spezial 09/18
Am digitalen Lagerfeuer
Start des Campfire Festivals für Journalismus und digitale Zukunft startete am 31.8. in Düsseldorf – Spezial 09/18
Marke: Journalist
Diskussion mit Kai Diekmann und Gabor Steingart über „Journalisten als Marke“ beim Campfire Festival in Düsseldorf – Spezial 09/18
Dein Freund, das Handy
Teil 1: Lokale Initiativen – Forschung zur Smartphone-Nutzung in Beziehungen an der Universität Witten/Herdecke
Wissen über KI fördern
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Kölner Wissenschaftsrunde
Wer bin ich?
Teil 3: Lokale Initiativen – Johannes Wilbert begleitet Menschen bei ihrer Suche nach dem passenden Beruf
Forschung von unten
Die Arbeitsgruppe Region West der Plattform Bürger schaffen Wissen – Teil 1: Lokale Initiativen
Vor Ort Großes bewirken
Der Verein Köln Agenda und die Zivilgesellschaft – Teil 2: Lokale Initiativen
Hinschauen und handeln
Die Wuppertaler Intitiative engagiert sich gegen Rechtsextremismus und Frauenfeindlichkeit – Teil 3: Lokale Initiativen
Hilfspakete an Europas Außengrenzen
Die Dortmunder Flüchtlingsinitiative Grenzenlose Wärme – Teil 1: Lokale Initiativen
Hass gegen die Presse
Journalistin Corinna Blümel (KJV) über Empörungskultur – Teil 2: Lokale Initiativen
Stachel mit Widerhaken
Das Autonome Zentrum an der Gathe lebt linke Werte – Teil 3: Lokale Initiativen
Gedämpfte Mieten, keine Aktionäre
Der Gemeinnützige Wohnungsverein zu Bochum (GWV) – Teil 1: Lokale Initiativen
Geld macht Politik
Das Finanzwissenschaftliche Forschungsinstitut der Universität zu Köln (FiFo) – Teil 2: Lokale Initiativen
Menschen bleiben arm
Forschung über Armut und Armutshilfe an der Uni Wuppertal – Teil 3: Lokale Initiativen
Protest und Marketing
Florian Deckers erforscht Graffiti im öffentlichen Raum – Teil 1: Lokale Initiativen
Wieder selbstbestimmt leben
Kölns interkulturelles Zentrum Zurück in die Zukunft e.V. – Teil 2: Lokale Initiativen
Das Tal wird digital
Wuppertal unterwegs zur Smart City – Teil 3: Lokale Initiativen
ÖPNV für alle Menschen
Die Bochumer Initiative Stadt für Alle – Teil 1: Lokale Initiativen