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Teilnehmer des Polit-Cafés, mit dabei die KoKoBe-Mitarbeiterinnen Gudrun Nolte (l.) und Anna Lena Wimmers (3.v.r.)
Foto: © KoKoBe

Als Bürger wahrgenommen werden

30. April 2025

Teil 3: Lokale Initiativen – Lernbehinderte in der KoKoBe erheben ihre politische Stimme.

Politik bestimmt unser Zusammenleben. Dabei geht es nicht nur um große Weltpolitik, sondern beispielsweise auch um Bildung, Umwelt oder soziale Gerechtigkeit. Hier ergeben sich unzählige Gelegenheiten, die gemeinsame Zukunft mitzugestalten.

Das finden auch die Teilnehmer des Polit-Cafés der KoKoBe. „KoKoBe“ steht für: Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungs-Stelle. In der Färberei haben sie eine Bleibe gefunden. Alle zwei Wochen, mittwochs, diskutieren hier Menschen mit Lernschwierigkeiten über regionale und internationale Politik. Die Gruppe engagiert sich zudem im Beirat der Menschen mit Behinderung, denn Mitbestimmung ist ihnen ein zentrales Anliegen.

Für ihr besonderes, politisches Engagement wurden sie 2025 mit dem 2. Platz des Inklusionspreises der Stadt Wuppertal ausgezeichnet. Dieses Jahr lautete das Motto: „Politische Partizipation – gestalten, erleben, mitmachen". Gemeinsam hatte die Gruppe ihre Bewerbung verfasst. Im März wurde dann der Preis feierlich in der Stadthalle überreicht.

Die Stimmung im Wahllokal

„Unsere Gruppe besteht aus acht bis zehn Menschen mit Lernschwierigkeiten, die sich politisch einbringen wollen“, erzählt Anna Lena Wimmers, Heilpädagogin und Ansprechpartnerin der Gruppe. Auf der Agenda stehen Themen wie der Ukrainekrieg, US-Politik oder verschiedene Parteien. Besonders gut besucht war die Veranstaltung zur Bundestagswahl 2025 mit dem Titel: „Warum ist es wichtig, wählen zu gehen?“ Mehr als dreißig Interessierte nahmen teil. Alle erklärten, ihr Wahlrecht nutzen zu wollen: Einige per Briefwahl, um sich mehr Zeit zu nehmen, andere wollten bewusst die Stimmung im Wahllokal erleben. „Ich halte solche Formate für wichtig, vor allem in Zeiten, in denen wir unsere Demokratie schützen wollen“, so Wimmers. Eine Teilnehmerin habe es auf den Punkt gebracht: „Es ist wichtig, dass wir uns einsetzen, dass wir gehört werden und dass wir wahrgenommen werden als Wählerinnen und Wähler, und nicht nur als Menschen mit Behinderung.“ Das Polit-Café hilft ihnen dabei, die eigenen Rechte kennenzulernen. 

Ein wichtiges Thema ist auch die Leichte Sprache. Viele Teilnehmende sind auf verständlich formulierte Informationen angewiesen. Mit der Stadt Wuppertal und dem Oberbürgermeister Uwe Schneidewind haben sie bereits darüber gesprochen und freuen sich, dass das Sozialamt die städtische Homepage nun auch in vereinfachter Sprache anbietet. Eine Hilfe sei es auch, dass die Tagesschau seit Juni 2024 endlich in vereinfachter Sprache ausgestrahlt wird. „Unsere Mitglieder wollen auch richtige Nachrichten sehen und sind nun endlich nicht mehr auf Kindernachrichten angewiesen“, so Wimmers.

Auf Missstände aufmerksam machen

Auch vor Ort bringt sich die Gruppe aktiv ein: Sie schreiben Leserbriefe und Reden, um auf Missstände in Behindertenwerkstätten, den Mangel an barrierefreien Toiletten oder Probleme im Nahverkehr aufmerksam zu machen. Bei den Wahlen zum Beirat der Menschen mit Behinderung, die alle vier Jahre stattfinden, sind sie stets dabei. Nun möchte die Gruppe selbst eine Vertreterin oder einen Vertreter stellen, damit Menschen mit Lernschwierigkeiten noch besser gehört werden. Denn Politik geht uns alle an. Der Zugang dazu muss für alle möglich sein und oft braucht es dazu nur die richtige Sprache und ein offenes Ohr. So einfach kann Teilhabe und gelebte Inklusion sein.

Gegründet wurde das Polit-Café 2020 mit Unterstützung der Aktion Mensch. Mittlerweile wird es durch die Stadt Wuppertal gefördert. Wer Lust hat mitzureden, ist herzlich eingeladen.

Elvira Wrosch

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