Mozart, Hummel, Beethoven: Klassisches Musikprogramm mit einem Unbekannten, auch eine Art „Sandwich-Programm“. Wie eng die drei Komponisten und exzellente Pianisten miteinander verbandelt waren, erhellen nur biografische Details, die in den Programmheften – einer im öffentlichen Konzert aussterbenden Gepflogenheit – spannend erläutert werden können. Schon im Vorfeld bestimmt nicht nur die Besetzungsgröße des Orchesters das Programm, sondern musikhistorische Verbindungen, hörbare Entwicklungen oder ein sorgsam zusammengestelltes klingendes „Kaffeekränzchen“ der Komponisten – wenn es sich denn tatsächlich ereignet hat. Ein solches Programm mit Vorbildcharakter haben die Bochumer Symphoniker im beginnenden Herbst auf der Agenda. Der Geiger und Dirigent Raphael Christ und der Trompeter Simon Höfele gastieren in Bochum beim städtischen Orchester.
Die Ouvertüre zum „Schauspieldirektor“ vom 20-jährigen Mozart fand 1886 in der Orangerie von Schloss Schönbrunn in Wien den Weg zum Theaterpublikum. Zufällig zog in diesem Jahr Johann Nepomuk Hummel, damals ein 7-jähriger Bub, mit den Eltern nach Wien. Der kleine Hummel war ein Supertalent am Klavier, wie einst Mozart. Dieser nun schon renommierte Komponist nahm den kleinen Johann in seinem Haushalt auf und unterrichtete ihn auch in der Kunst der Komposition. Das nutzte Hummel 1803 bei der Niederschrift seines berühmten Trompetenkonzerts, entworfen für den damaligen kaiserlichen Hoftrompeter in Wien, der mit seiner Instrumentenforschung in Sachen Trompete der technisch begrenzten Melodik und Intonation auf die Sprünge half. Mit einer ausgefuchsten Klappentechnik drangen nun Melodien in allen Lagen und hochvirtuose Trillerketten aus dem Instrument, deren Bühnenwirksamkeit Hummel erstmals vollends ausnutzte. Bis heute glänzt sein Werk, mit vielen Verweisen auf seinen Lehrer Mozart, als Musterstück im Prüfungsprogramm der Hochschulen.
Hummel war zudem ein überaus feiner Mensch mit einem großen Herzen. Kurz bevor das Schicksal endgültig an die Kammerpforte Beethovens klopfte (was dem markanten Kernmotiv seiner Schicksals-Sinfonie inne wohnen soll), unterstützte der gemachte Musikus Hummel seinen großen Kollegen Beethoven mit unerwähnten finanziellen Zuwendungen. In Bochum klopfen die BoSys nochmals an; zur Erinnerung.
Ganz Klassisch | Mi 24.9 | Anneliese Brost Musikforum Ruhr, Bochum | www.bochumer-symphoniker.de
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