Epsteins Nacht
Deutschland/Österreich/Schweiz 2001, Laufzeit: 85 Min., FSK 12
Regie: Urs Egger
Darsteller: Mario Adorf, Günter Lamprecht, Bruno Ganz, Otto Tausig, Annie Girardot, Nina Hoss
Schade,
Colonia (683), 10.09.2005
dass die Dialoge teilweise aus dem Holzschnitz-Lehrbuch für Schuld-und-Sühne-Dramen stammen.
Gibt es eine ausgleichende Gerechtigkeit?
Olli (82), 24.11.2002
Drei jüdischen Freunde begegnen nach über vierzig Jahren zufällig ihrem Peiniger aus dem KZ Birkenau. Plötzlich ist die Vergangenheit wieder gegenwärtig. Es wird deutlich, dass das Leben nicht nur etwas ist, was sich momentan abspielt, sondern dass es gleichsam ein roter Faden ist, der von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft reicht. Auch wenn wir den Faden durchreissen, um uns von unserer Vergangenheit zu trennen, kann es sein, dass er von anderen wieder zusammengeknüpft wird, manchmal zufällig und ungewollt. Dann sehen wir uns plötzlich wieder mit unserer eigenen Vergangenheit, unserem eigenen Leben, konfrontiert. Ob aus dieser Auseinandersetzung mit unserem (gesamten) Leben am Ende Gerechtigkeit resultiert, sei dahingestellt, denn was ist wirklich gerecht?
Der Film spielt in vier Zeitebenen. Das unterstützt das Verständnis dafür, dass das Leben nicht nur etwas Gegenwärtiges ist, sondern immer auch unsere Vergangenheit einschliesst. Zum Schluss des Films laufen Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr in einzelnen Szenen hintereinander ab, sondern beide Zeithorizonte werden gleichzeitig dargestellt: Der Alte Epstein geht durch das heutige Berlin und auf der Straße spielen er und seine Freunde als Kinder in den 30er Jahren. Ein ergreifendes Bild dafür, dass es unsere Gegenwart nicht ohne Vergangenheit gibt. Trotz der Zeitsprünge kann man dem Geschehen gut folgen. Insgesamt ein gelungener und beeindruckender Film.
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