Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
4 5 6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17

12.577 Beiträge zu
3.805 Filmen im Forum

Ehrenamt ist kein Klischee, betont Stephan Heuschen
Foto: Markus Quabach

Etwas zurückgeben

28. November 2023

Teil 3: Lokale Initiativen – Wuppertals Zentrum für gute Taten e.V.

Versucht man, ein Bild der Gegenwart anhand der Medienberichterstattung zu zeichnen, könnte man beinahe ein apokalyptisches Szenario entwerfen. Dennoch, mahnt Stephan Heuschen, solle man sich von solchen negativen Eindrücken nicht täuschen lassen. Heuschen ist seit fast einem Jahr im Zentrumfür gute Taten e.V. verantwortlich für die Presse- und Medienarbeit sowie für Beratung. Der Leitgedanke der Freiwilligenagentur sei, Menschen, die ein Ehrenamt anzubieten haben und solche, die eines suchen, auf einer Plattform zu vereinen. „Es gibt häufig ein falsches Bild vom Ehrenamt. Man denkt oft an das Klischee von Rentner:innen und eher langweiligen Tätigkeiten. Wir versuchen, den Ehrenamtsgedanken vielfältig zu erläutern und in die Zivilgesellschaft zu tragen, aber auch konkret Angebot und Nachfrage zusammenzubringen“, erläutert Heuschen.

In und abseits von Krisenzeiten

Der starke Anstieg des Interesses an ehrenamtlicher Arbeit sei nicht nur auf Krisensituationen zurückzuführen, hat Stephan Heuschen festgestellt. „Sicherlich steigern Krisen wie Kriege auch die Bereitschaft, ein Ehrenamt zu leisten bzw. können ein Motiv sein“, fährt er fort. Die Bereitschaft, auch ohne Entlohnung Gutes für die Gesellschaft zu tun, sei grundsätzlich vorhanden. Häufig fehle jedoch das Wissen über das breite Angebot an Möglichkeiten und auch die Überwindung, anfängliche Hürden zu überwinden. So versucht das Zentrum über bestehende Angebote zu informieren, vor allem über individuell passende. Denn der Bedarf und das Angebot seien da, weiß Heuschen aus Erfahrung.

In der Geschäftsstelle können sich Interessenten an zwei Tagen pro Woche oder alternativ online beraten lassen. Dafür werden zunächst gemeinsam ein Interessen- und Eignungsprofil erstellt und im Anschluss Matchings durchgeführt, um geeignete Kontakte und Profile zu verknüpfen.

Besonders optimistisch schaut Heuschen auf die jüngsten Entwicklungen: „Vor allem viele Studierende wollen helfen. Ich finde es generell toll, dass die Bereitschaft da ist. Allein in Wuppertal gibt es eine Quote von 49 Prozent, die ein Ehrenamt machen und die Bereitschaft steigt.“

Steigende Zahlen

Neben dem Wunsch, in einer vitalen Gesellschaft einander helfen zu wollen, unabhängig von finanzieller Entlohnung, gibt es auch andere Motive, die Menschen dazu bewegen, freiwillig Gutes zu tun. Heuschen erinnert sich besonders an eine Interessentin: „Sie war nicht nur neu in der Stadt und wollte durch ein Ehrenamt neue Kontakte knüpfen, sondern auch die Sprache besser erlernen“.

Natürlich gebe es den Gedanken, dass jeder Einzelne sich vom Staat und der Gesellschaft nehmen könne, was er wolle, wie in einem Dienstleistungsverhältnis. Das sei ein weit weitverbreitetes Klischee, so Heuschen. Dagegen verweist er auf grundsätzlich steigendes ehrenamtliches Engagament: „Wir verzeichnen bei uns ganz klar eine eindeutige Tendenz nach oben. Der Anteil von Über-60-Jährigen ist noch hoch, aber auch andere betätigen sich immer mehr, besonders jüngere Menschen. Es gibt sogar Kommunen in NRW, deren Ehrenamtsquoten bei über 50 Prozent liegen und dieses Phänomen gibt es auch ohne akute Krisen.“


GEBEN UND NEHMEN - Aktiv im Thema

deutsche-stiftung-engagement-und-ehrenamt.de | Die seit Juli 2020 tätige Bundesstiftung versteht sich als Servicestelle, die u.a. kleinen Initiativen beim Aufbau der erforderlichen Strukturen hilft.
b-b-e.de/faq | Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, hat zum Ziel „die Bürgergesellschaft und bürgerschaftliches Engagement in allen Gesellschafts- und Politikbereichen nachhaltig zu fördern“.
zukunftsinstitut.de/dossier/dossier-wir-gesellschaft | Das Zukunftsinstitut versammelt Beiträge zu einer solidarischen Wir-Gesellschaft.

Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de

Christina Heimig

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Red One – Alarmstufe Weihnachten

Lesen Sie dazu auch:

Weihnachtswunder
Intro – Geben und nehmen

Man gönnt anderen ja sonst nichts
Teil 1: Leitartikel – Zur Weihnachtszeit treten die Widersprüche unseres Wohlstands offen zutage

„Dieses falsche Gesellschaftsbild korrigieren“
Teil 1: Interview – Philosoph Jan Skudlarek über Freiheit und Gemeinwohl

Mit Oma auf die Straße
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Bochumer Ortsgruppe der Omas gegen Rechts

Es ist nicht die Natur, Dummkopf!
Teil 2: Leitartikel – Es ist pure Ideologie, unsere Wirtschafts- und Sozialordnung als etwas Natürliches auszugeben

„Gier ist eine Systemeigenschaft im Finanzsektor“
Teil 2: Interview – Soziologe Sighard Neckel über Maßlosigkeit im Kapitalismus

Menschenrechte vor Dividenden
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre in Köln

Wo komm ich her, wo will ich hin?
Teil 3: Leitartikel – Der Mensch zwischen Prägung und Selbstreifung

„Die Klimakrise rational zu begreifen reicht nicht“
Teil 3: Interview – Neurowissenschaftler Joachim Bauer über unser Verhältnis zur Natur

Konzern in Arbeiterhand
Die Industriegenossenschaft Mondragón – Europa-Vorbild: Spanien

Neidischheit und Geiz und Reichheit
Die Reichen sind geizig und die Armen neidisch. Klare Sache? – Glosse

Lokale Initiativen

Hier erscheint die Aufforderung!