Unter dem Label [DNA] Departures and Arrivals Vol. 1 werden auf PACT Zollverein am 28. und 29.4. Stücke von drei jungen ChoreografInnen gezeigt, die durch das Programm [DNA], initiiert von der renommierten Schule P.A.R.T.S. (Leitung: Anne Teresa de Keersmaeker) in Brüssel, gefördert werden.
P.A.R.T.S. hat unter dem Namen [DNA] dreizehn europäische Institutionen zusammengeschlossen, deren Ziel unter anderem die Förderung von jungem zeitgenössischem Tanz ist, das PACT ist eine davon. Die Schule verfolgt mit dem Programm das Ziel, Brücken hinaus aus einer künstlerischen Ausbildung hinein in die professionelle Welt des zeitgenössischen Tanzes und der zeitgenössischen Kunst zu bauen. Das Programm ist kein Bestandteil des regulären Studienprogramms in Brüssel, sondern offen für KünstlerInnen, die in einer anderen Institution ausgebildet wurden. Zweimal im Jahr werden Produktionen aus dem Programm im PACT präsentiert. Die Stücke an diesem ersten Wochenende feiern in Essen auch ihre Deutschlandpremiere.
„Concerto under Waterlilies‟ von Elina Pirinen und Heidi Väätänen stammt aus einer Serie, in der sich Pirinen mit den Werken bekannter russischer Komponisten auseinandersetzt. Sie selbst bezeichnet ihre Arbeiten als Autopsien, in diesem Stück ist es Sergei Rachmaninows„2. Klavierkonzert‟. Es entstand nach einer depressiven Phase des Komponisten, Pirinen lässt darin Wahn und Romantik aufeinandertreffen. Ihre Arbeit reflektiert Wahnsinn, Wahrhaftigkeit und Transparenz als Bestandteile des menschlichen Daseins und des subjektiven Blicks in die Welt. Sie lebt und arbeitet in Helsinki.
In „7‟ setzt sich Radouan Mriziga mit dem Verhältnis von Architektur und Körper auseinander. In der antiken Architekturtheorie sind die körperlichen Proportionen noch Vorbild für die Form von Bauwerken gewesen, doch mittlerweile überragen uns die Konstruktionen um ein Vielfaches. Es ist kaum noch möglich ein Verhältnis zwischen Architektur und Körper herzustellen. Mriziga fragt sich, wie sich Architektur verändern würde, wenn wir sie wieder vom Körper aus denken würden? Er studierte Tanz in Marokko, momentan lebt und arbeitet er in Brüssel, schon 2016 war er mit seinem Solo„~ 55‟zu Gast in Essen.
„Andrade‟ von Michiel Vandevelde setzt sich mit dem Menschfresser-Manifest von Oswald de Andrade auseinander. Als Gegenbewegung zur europäischen Dominanzkultur prägte Andrade 1928 das Motto „Statt das Fremde wegzuschieben, das Fremde fressen‟, womit er einer exotisierenden Trennung von eigener und fremder Kultur entgegenwirkte. Vandevelde versucht, ausgehend von Andrades Manifest, die westliche Kultur neu zu denken. Er untersucht die Einflüsse, die auf die heutige Mediengesellschaft wirken, und lässt daraus ein Solo entstehen. Er lebt und arbeitet in Brüssel.
„Concerto under waterlilies“ | Sa 28.4. 18 Uhr | „7“ | Sa 28.4. 20 Uhr | „Andrade“ | So 29.4. 18 Uhr | PACT Zollverein | www.pact-zollverein.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Einfach mal anders
Das stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen geht eigene Wege – Festival 04/24
Liebe und Gewalt
„Told by my Mother“ in Mülheimer a.d. Ruhr – Tanz an der Ruhr 03/24
Tennismatch der Kühe
„Mata Dora“ in Köln und Bonn – Tanz in NRW 03/24
Kommt die Zeit der Uniformen?
Reut Shemesh zeigt politisch relevante Choreographien – Tanz in NRW 02/24
Fortschritt ohne Imperialismus
„Libya“ auf PACT Zollverein – Tanz an der Ruhr 02/24
Hochzeiten und Hüte
„Hello, Dolly“ am MiR in Gelsenkirchen – Tanz an der Ruhr 01/24
Am Ende ist es Kunst
Mijin Kim bereichert Kölns Tanzszene – Tanz in NRW 01/24
Trainingsraum für Begegnungen
„Nah“ im Maschinenraum Essen – Tanz an der Ruhr 11/23
Eine Sprache für Objekte
Bundesweites Festival Zeit für Zirkus 2023 – Tanz in NRW 11/23
Vernetzung und Austausch
Kultur Digital Kongress auf PACT Zollverein – Gesellschaft 10/23
Schwofende Schwellenfigur
„Don Q“ am Musiktheater im Revier – Tanz an der Ruhr 10/23
Die Sprache der Bewegung
Die Comedia lockt das junge Publikum zum Tanz – Tanz in NRW 10/23
Kinshasa und Köln
„absence#4“ im Barnes Crossing – Tanz in NRW 09/23
Tänzerinnen als „bad feminist“
tanz.tausch in Köln – Tanz in NRW 08/23
Den Blick weiten
Internationales Tanz-Netzwerk Studiotrade – Tanz in NRW 07/23
Visionen, Mut und Fleiß
Rund zehn Jahre Kölner Tanzfaktur – Tanz in NRW 06/23
Dialoge der Körper
SoloDuo Tanzfestival in Köln – Tanz in NRW 05/23
Das überraschende Moment
Bühnenbildner miegL und seine Handschrift – Tanz in NRW 04/23
Gesellschaftlicher Seismograph
8. Internationales Bonner Tanzsolofestival – Tanz in NRW 03/23
Akustischer Raum für den Tanz
Jörg Ritzenhoff verändert die Tanzwahrnehmung – Tanz in NRW 02/23