Die Sache mit dem Datenschutz ist eine relativ komplizierte Sache, also sammeln wir erst einmal die Fakten: 1. Mit Datenschutz kann man keine Wahlen gewinnen, genauer gesagt, mit Datenschutz kann man keine Wahlen verlieren – das läuft zwar letztlich aufs Gleiche hinaus, klingt aber dramatischer und ist eben doch irgendwie wahrer. 2. Die Tatsache, dass man mit dem Thema Datenschutz, wie gezeigt, keine Wahlen verlieren kann, geht daher verlässlich zu Ungunsten des Datenschutzes selber, und damit in Verlängerung, zu Gunsten der Bundeskanzlerin. So weit, so die niederschmetternde Diagnose.
Nein, Wahlen verlieren, das kann man verlässlich nur mit Themen, die die Menschen so richtig wütend machen – beispielsweise wenn einer, also ein Politiker, zu viel Geld verdient, beispielsweise für das Halten von Vorträgen bei den Stadtwerken in Bochum. Und/oder eben, wenn man gegen Angela Merkel antritt, wir drehen uns also im Kreis.
Die Problematik des Datenschutzes ist natürlich eine der Komplexität. Deshalb eignet sie sich nicht für die allgemeine politische Diskussion, denn die leicht verständlichen Antworten sind allesamt falsch. Das, worum es beim Thema Datenschutz im Kern geht, also wenn man das Problem genauer betrachten und verstehen will, lässt sich nur in sehr abstrakten Kategorien denken.
Da mir selber die Fähigkeit zum analytischen Denken leider komplett fehlt, das Thema für mich aber seit vielen Jahren eine besondere Rolle spielt, mache ich mir seit ungefähr 2010 die Mühe, die besten Argumente für einen unbedingten und uneingeschränkten Schutz der Privatsphäre aus Büchern in einem Sammeldokument niederzuschreiben. Sehr gut fündig wird man da immer bei der Schriftstellerin und Publizistin Juli Zeh – empfohlen sei an dieser Stelle sowohl ihr Roman „Corpus Delicti“ sowie – wer es gerne essayistischer mag – die Sammlung ihrer stichhaltigsten Abhandlungen in dem Band „Nachts sind das Tiere“. Wer daraus aber nochmal nur die besten Argumente zum Thema Datenschutz extrahiert haben möchte, der kann mich gerne anrufen, ich faxe ihm dann meine Paraphrasierungen zu. Mir liegt das Thema schließlich am Herzen.
Übrigens: Gerade weil die Bewertungskategorien in dieser Sache abstrakte, monetär nicht darstellbare, sind, ist der größte Feind des Datenschutzes nicht selten der Utilitarismus. Der Utilitarist sagt immer: Was kümmern mich eure philosophischen, ethischen oder staatstheoretischen Diskussionen, wenn es – Beispiel – um die Rettung eines kleinen Kindes (um die Rettung eines ganzen Landes!) geht. Wahrscheinlich wurde der Utilitarismus allein für Terrorabwehr-Rhetorik erfunden, dabei weiß doch jeder, dass man selbst bei terroristischen Aktionen wirklich nie ums Leben kommt. Außer natürlich, man hat sich vorher wirklich was zu Schulden kommen lassen, aber das lässt sich ja mittlerweile ebenfalls sehr gut voraussagen.
Aktiv im Thema
www.wikileaks.org | www.whistleblower-net.de | www.heise.de
Der IT-Nachrichtenticker Heise mit Timeline und Artikel zum NSA-Skandal
Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: choices.de/thema und engels-kultur.de/thema
WELTENKINDER – Was bedeutet Kindsein heute? (Thema im September)
AutorInnen, Infos, Texte, Fotos, Links, Meinungen...
gerne an meinung@trailer-ruhr.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Stoppt die Datendiebe!
Filmgespräch mit RUB-Datenschutzbeauftragten im endstation.kino zu „Democracy – im Rausch der Daten“ – Foyer 12/15
Niemand hat die Absicht, uns zu bespitzeln…
Zwei Jahre nach Snowdens Enthüllung der NSA-Spitzelaktivitäten hat sich nicht viel getan – THEMA 08/15 DIGITALIS
„Diplomatische Sanktionen gegen die USA notwendig“
Datenschützer Dr. Thilo Weichert über die NSA und Rechte im digitalen Raum – Thema 08/15 Digitalis
Einig im Treten
Intro – Arbeitskämpfe
Peitsche namens KI
Teil 1: Leitartikel – Beschäftigte werden mit neuester Technologie massenhaft überwacht.
„KI streikt nicht“
Teil 1: Interview – Informatiker und Philosoph Jürgen Geuter über künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt
Gegen digitalen Kolonialismus
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Chaospott Essen klärt über Technik und Datenschutz auf
Bloß der Wille fehlt
Teil 2: Leitartikel – Die Politik zulasten der Ärmsten gefährdet den sozialen Frieden
„Politik für das Gemeinwohl, nicht für Unternehmen“
Teil 2: Interview – Armutsforscher Christoph Butterwegge über die Umverteilung von Reichtum
Jetzt erst recht
Teil 2: Lokale Initiativen – Parents for Future in Köln
Armut wählen
Teil 3: Leitartikel – Zur politischen Kultur Deutschlands
„Egal wer die Brandmauer zerstört, wir werden ihn kritisieren“
Teil 3: Interview – Omas gegen Rechts: Jutta Shaikh über die Verteidigung der Demokratie
Als Bürger wahrgenommen werden
Teil 3: Lokale Initiativen – Lernbehinderte in der KoKoBe erheben ihre politische Stimme.
Feierabend heißt Feierabend
Neues Gesetz schützt Arbeiter vor ständiger Erreichbarkeit – Europa-Vorbild: Spanien
„Ich ersetze keine Menschen – ich entlarve sie“
Ein Gespräch mit einer Künstlichen Arroganz über den Arbeitsmarkt – Glosse
Zum Wohl!
Intro – Rausch im Glück
Gute Zeiten für Verführer
Teil 1: Leitartikel – Das Spiel mit dem Glücksspiel
„Ich vermisse die Stimme der Betroffenen“
Teil 1: Interview – Psychologe Tobias Hayer über Glücksspielsucht
Suchthilfe aus der Ferne
Teil 1: Lokale Initiativen – Online-Projekt des Evangelischen Blauen Kreuzes in NRW hilft Abhängigen
Lebensqualität gegen Abwärtsspirale
Teil 2: Leitartikel – Drogensucht ist kein Einzelschicksal, sie hat gesellschaftliche Ursachen
„Wir haben das Recht auf Rausch“
Teil 2: Interview – Mediziner Gernot Rücker über die Legalisierung von Drogen
Zwischen Blüte und Bürokratie
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Cannabas-Club e.V. und der neue Umgang mit Cannabis
Konsum außer Kontrolle
Teil 3: Leitartikel – Was uns zum ständigen Kaufen treibt
„Dann übernimmt das Lusthirn“
Teil 3: Interview – Psychotherapeutin Nadine Farronato über Kaufsucht
Teufelskreis im virtuellen Warenkorb
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Caritas-Suchthilfe hilft auch bei Kaufsucht weiter