Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.558 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Illustration: Alexander Schneider

Ware Kind

24. November 2016

Der Kinderhandel blüht, auch in westlichen Staaten – THEMA 12/16 KINDERSEGEN

Kinder sollten frei sein. Sie sollten physisch und psychisch geschützt werden, Raum haben, um zu wachsen. In Deutschland geht es den meisten Kindern so. Doch vielen Kindern dieser Welt ist ein anderes Schicksal auferlegt. Der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge werden jährlich circa 1,2 Millionen Kinder Opfer von Menschenhändlern. Und die Dunkelziffer ist wohl ungleich höher.

Kinderhandel blüht oftmals da, wo große Armut herrscht, Menschen in ökonomische Notlagen geraten. Auch Kriege und Krisen begünstigen den Handel mit Kindern. Aus der Not heraus glauben Eltern den falschen Versprechungen von bezahlten Jobs für ihre Kinder und übergeben diese an Mittelsmänner oder Recruiter, die die Kinder dann weiterverkaufen. Dabei handelt es sich um Kinder jeden Alters. Und Kinderhandel kommt nicht nur in Südamerika, Asien und Afrika vor, wie oftmals geglaubt. Auch in westlichen Staaten blüht der Kinderhandel. Und die Formen der Ausbeutung, in die die Verkauften gezwungen werden, sind vielfältig. Viele der Kinder leisten nach dem Verkauf gefährliche Arbeit. Teilweise werden sie an Fabriken, Plantagen, Minen etc. verkauft, wo sie zu einem niedrigen Lohn viele Stunden harte Arbeit verrichten müssen. Dazu gehört auch die „Vermittlung“ von teilweise unter zehn Jahre alten Mädchen als Hausangestellte, auch in Haushalte Europas. 

Am häufigsten mit Kinderhandel assoziiert ist die Ausbeutung durch Prostitution und Pornographie. Früher oft mit dem Sextourismus in Asien in Verbindung gebracht, ist das Problem mit dem Aufschwung des Internets längst ein globales geworden. Die Themen Kinderhandel und Kinderarbeit sind also eng miteinander verbunden. Es gibt andere Formen des Handels und der Ausbeutung, die nicht in Arbeitsverhältnissen enden, die Kinder aber ebenso psychisch wie physisch schädigen. Wenn minderjährige Mädchen in arrangierte Ehen gezwungen werden, oft durch Heiratsvermittler, die daraus Profit schlagen, und dann zu ihren Ehemännern verbracht werden, ist dies ebenfalls Kinderhandel. 

Ein weiteres Problem ist der weltweite Adoptionshandel. Eine Adoption an sich ist eine positive Sache, so lange sie unter den richtigen Voraussetzungen und durch staatlich anerkannte Vermittlungsstellen geschieht. Wem dieses Prozedere zu lange dauert oder wer kein Kind vermittelt bekommt, adoptiert bzw. kauft ein Kind aus dem Ausland. „Das Kind hat es dann so viel besser“, ist das Argument, das den Kinderhandel rechtfertigen soll. Verzweifelte Mütter verkaufen ihre Kinder an dubiose Agenturen im Herkunftsland, angebliche Totgeburten sind quicklebendig und werden mit falschen Papieren aus Krankenhäusern vermittelt. Egal in welcher Form, Kinderhandel ist eine strafbare und grausame Praktik, die es einzudämmen gilt. In Deutschland gibt es seit 1998 den § 236 StGB, der den Kinderhandel strafbar macht. Laut dem Bundeslagebild Menschenhandel 2015 des BKA gab es in Deutschland 77 gemeldete Fälle von minderjährigen Opfern in der Prostitutionsausübung. Weitere Zahlen gibt es nicht, weil sie nicht erhoben werden.

Die UN-Kinderrechtskonvention verpflichtet in Artikel 35 die Vertragsstaaten, Maßnahmen zur Verhinderung von Kinderhandel zu ergreifen. Um Kinderhandel aber zu stoppen, müssen Regierungen und Entscheidungsträger dort Gesetze erlassen, wo es noch keine gibt und sie auch tatsächlich um- und durchsetzen, wo sie bereits existieren. Die breite Öffentlichkeit muss immer wieder auf das Problem aufmerksam gemacht werden. Dafür müssen genaue Daten über das Vorkommen und das Ausmaß des Problems erhoben werden. Viele Hilfsorganisationen haben Kampagnen, um Kinder vor Handel und Ausbeutung zu schützen. UNICEF tritt unter anderem für die Geburtenregistrierung und Zugang von Kindern zu Bildung als Prävention von Kinderhandel ein und fördert Projekte zur Betreuung der Opfer. Jeder kann Kinderhilfsorganisationen bei ihrer Arbeit gegen den Kinderhandel unterstützen. Denn gerade die Schwächsten der Gesellschaft benötigen Aufmerksamkeit und Schutz. Dass Kinder weltweit sicher sind, dafür sollte jeder Einzelne eintreten.


Lesen Sie weitere Artikel 
zum Thema auch unter: choices.de/thema und engels-kultur.de/thema

Aktiv im Thema

www.tdh.de | Homepage von terre des hommes. Hilfe für Kinder in Not
www.unicef.de | Homepage UNICEF (Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen)
www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de | Umfangreichste, öffentlich zugängliche und deutschsprachige Wissensdatenbank rund um das Thema „ausbeuterische Kinderarbeit“
www.kindernothilfe.de | Eines der größten christlichen Hilfswerke in Deutschland, das sich seit 1959 für Not leidende Kinder einsetzt

Thema im Januar BIOKOST
Von der Graswurzelbewegung zum Milliardengeschäft
Wie erkennen wir, was wirklich bio ist? Was kommt Ihnen (nicht) auf den Tisch? Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de

NINA RYSCHAWY

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Challengers – Rivalen

Lesen Sie dazu auch:

Ignoranz verboten
Fangt endlich an, euch zu informieren – Thema 12/16 Kindersegen

„Flüchtlingskinder leisten Kinderarbeit in Deutschland“
Antje Ruhmann von terre des hommes über Kinderarbeit weltweit und in Deutschland – Thema 12/16 Kindersegen

Unter Kontrolle
Kindheit zwischen GPS-Tracker, Playdates und Bildungsauftrag in der Kita – THEMA 09/15 WELTENKINDER

„Man kann nicht alles an einem Kind verderben“
Pädagogin Lisette Siek-Wattel über Kindheit heute, Werte und Toleranz – Thema 09/15 Weltenkinder

Angst essen Werte auf
Die Politik hat den Eltern den Glauben an die Herzensbildung ausgetrieben – Thema 09/15 Weltenkinder

Haben Sie ein Wahlprogramm für Kinder?
Die Kandidaten der OB-Wahlen in Bochum und Essen antworten

Leitartikel

Hier erscheint die Aufforderung!