Henrik Ibsens Stück „Die Wildente“, um Ideale und Lebenslügen in der bürgerlichen Welt, wurde schon zahlreich adaptiert, variiert und zitiert. Der australische Theaterregisseur Simon Stone verlegt den Stoff in seinem Spielfilmdebüt zum einen in die Gegenwart, zum anderen in seine australische Heimat: Christian kehrt nach vielen Jahren zurück ins elterliche Anwesen. Als er einem Familiengeheimnis auf die Spur kommt, wütet er gegen seinen Vater und will seinem darin involvierten alten Schulfreund, der bislang bescheiden, aber zufrieden mit Frau und Tochter lebte, die Augen öffnen. Stone inszeniert das mit den australischen Stars Geoffrey Rush, Sam Neill und Miranda Otto prominent besetzte Drama elegant und eindringlich. Die Figuren wachsen einem schnell ans Herz, umso härter treffen die folgenden tragischen Verkettungen der Ereignisse.
Als in Deutschland Hitler an die Macht kommt, müssen die Juden im Land um ihr Leben fürchten. Zur gleichen Zeit treibt Kemal Atatürk die Modernisierung der Türkei und eine stärkere Anbindung an den Westen voran. Er bietet den aus Deutschland geflüchteten jüdischen Wissenschaftler, Künstler und Architekten eine neue Heimat. Die Regisseurin Eren Önsöz macht sich auf die Suche nach deren Kindern, die längst im Rentenalter sind und sich weder in der Türkei noch in Deutschland heimisch fühlen. Ihr Film „Haymatloz - Exil in der Türkei“ rekapituliert die historischen Ereignisse, lebt aber vor allem von den Erzählungen seiner Protagonisten und deckt einige erschreckende Kontraste zwischen liberaler Vergangenheit und restriktiver Gegenwart der Türkei auf.
Jens Söring lernt Elisabeth Haysom 1984 an der Uni kennen – zwei Jahre später werden die beiden wegen Doppelmordes an Elisabeths Eltern festgenommen. Trotz Prozessfehlern, Widersprüchen und anderen Ungereimtheiten sind sowohl Haysom als auch Söring immer noch im Gefängnis. Karin Steinbergers und Marcus Vetters Dokumentation „Das Versprechen - Erste Liebe lebenslänglich“ zeigt Ausschnitte aus dem bislang letzten Interview mit Söring und rekapituliert den Fall inklusive des Gerichtsverfahrens mit viel Bild- und Filmmaterial. Die Filmemacher gehen aber auch den sich häufenden Fragen nach, die ihre Recherchen aufwerfen, machen Interviews, finden neue Zeugen und decken politische Hintergründe des Prozesses auf.
Drei Frauen im heutigen Indien. Drei Frauen, die, alten Bräuchen und Traditionen unterworfen, als Kind verheiratet wurden. Die gebrandmarkt sind, wenn sie kinderlos bleiben. Die häuslicher Gewalt unterworfen und auf die Mutterrolle reduziert werden. Doch es regt sich Widerstand, die Frauen begehren auf. „Die Zeit der Frauen“ heißt das gelungene, filmische Plädoyer der indischen Regisseurin Leena Yadav.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Matthias Startes Generationsportrait „Nirgendwo“, Gregory Kirchhoffs Hallervorden-Komödie „Ostfriesisch für Anfänger“, Tate Taylors Thrilleradaption „Girl on the Train“, Scott Derricksons Comic-Adaption „Doctor Strange“ und, für die Fans des Mitternachtskinos, „31 - A Rob Zombie Film“. Dazu starten Christian Theedes Jugendabenteuer „Allein gegen die Zeit“, Travis Knights Stop-Motion-Spaß „Kubo - Der tapfere Samurai“ und Nicholas Stollers und Doug Sweetlands Animationsfilm „Störche - Abenteuer im Anflug“.
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Absurde Südfrucht-Fabel
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