 
		Vor wenigen Wochen wurden nicht nur die offiziellen Kinobesuchsergebnisse aus Deutschland der Öffentlichkeit präsentiert, sondern auch für die Staaten der EU und Gesamteuropa. Insgesamt sind in Europa die Besucherzahlen um 4,1% geschrumpft, oder in Zahlen: knapp 40 Millionen weniger verkaufte Tickets als im Vorjahr. Deutschland lag hierbei exakt im europäischen Trend, ebenso wie England. Aber auch die anderen großen Filmnationen wie Frankreich und vor allem Spanien haben maßgeblich zu dem europäischen Rückgang beigetragen. Spanien, seit einigen Jahren von einer großen wirtschaftlichen Strukturkrise gebeutelt, hat in den letzten zwölf Jahren mehr als 40% seiner Besucher verloren. Zwar haben die Spanier immer noch einen um 10% höheren pro Kopf Besuch als die Deutschen, für die heimische Kinowirtschaft bedeutet dieser Aderlass aber, dass viele Kinos bereits geschlossen wurden oder vor der Schließung stehen. Von den großen europäischen Ländern hat lediglich Italien seinen Besuch zum Vorjahr steigern können. Dort hat der Boom der neuen Kinos am spätesten in den Top 5 Ländern eingesetzt, insofern hinken die Italiener mit ihrem Trend einige Jahre hinterher.
Hinsichtlich der Kinofrequenz pro Einwohner, liegen vor allem unsere französischen Nachbarn vorne: der Franzose geht doppelt so oft wie der Deutsche ins Kino. Auch in Großbritannien ist Kino ein viel größerer Freizeitfaktor als bei uns. In beiden Ländern aber gilt, dass der Anteil der Bevölkerung, der Kino als Freizeitvergnügen nutzt, deutlich höher liegt. In Deutschland gehen etwa 40% der Bevölkerung ins Kino, in Frankreich sind es 60% und in Amerika beispielsweise fast 80%. Insgesamt kann man festhalten, dass Deutschland innerhalb der großen Filmländer den niedrigsten pro Kopf Besuch hat und auch insgesamt niedriger als im europäischen Durchschnitt liegt.
Betrachtet man eine langfristige Veränderung, von 2000 zu 2013, lässt sich feststellen, dass Deutschland und die Schweiz etwa 15% ihres Besuchs verloren haben und auch Österreich unter dem Niveau der Jahrtausendwende liegt. Frankreich und England haben jeweils über 16% hinzugewonnen und auch der Kinobesuch in der EU hat um 8% zugelegt. Interessant ist die Entwicklung in Russland, das auf einem niedrigen Niveau startend, seinen Besuch seit 2000 fast verfünffacht hat. Gleichwohl geht der Russe durchschnittlich nur 1,2mal im Jahr ins Kino.
Dennoch blickt die deutsche Kinobranche nicht unglücklich auf das Jahr 2013. Zum zweiten Mal konnte die Umsatz-Milliarde geknackt werden, wenngleich der Umsatz etwa 1% niedriger als im Vorjahr lag. Dazu hat auch beigetragen, dass der Marktanteil der 3-D Besucher von 21,8% auf 24,4% stieg und damit den Besucherrückgang fast auffangen konnte. Deutlich wird dies auch durch den durchschnittlichen Ticketpreis in Höhe von 7,89€ (0,24€ mehr als im Vorjahr).
Auch der deutsche Marktanteil entwickelte sich von 18,1% auf 26,2% positiv. Der Zuwachs von fast 10 Millionen Tickets für deutsche Produktionen verdankt sich freilich nur wenigen Filmen wie „Fack Ju Göhte“, „Der Medicus“, „Kokowääh 2“ und ging auch zulasten ausländischer Filme, für die zum ersten Mal seit fünf Jahren weniger als 100 Millionen Tickets gelöst wurden.
Das Jahr 2014 startete bislang mit einem etwa 6%igen Besucherminus. Der Sommer mit der Fußball-WM hat die großen Filmverleiher schon jetzt ankündigen lassen, dass sie zwei Wochen vor und während der WM keine großen Filme starten werden. Dafür werden sich die großen Publikumsmagneten danach um die Gunst des Publikums streiten.
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