Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 31
1 2 3 4 5 6 7

12.554 Beiträge zu
3.784 Filmen im Forum

Adobe Stock

Wohnträume

14. Dezember 2019

Intro - Recht auf Wohnen

Ein Arbeitergehalt genügte früher, um eine Familie zu ernähren. Vier Wände und ein Dach überm Kopf waren inbegriffen und oft buchstäblich die eigenen. Das scheint passé. Zweizimmer-Kaltmieten überschreiten locker 800 Euro, sodass es sich für mehr und mehr Menschen nicht erst mit dem Traum vom Eigenheim hat – sondern schon mit dem Grundbedürfnis, zumutbar oder sogar gut zu wohnen. Dazu lassen sich flapsige Geschichten spinnen, etwa von der Hipsterisierung der Bezirke, in denen sich bärtestrotzende Unternehmensberater und yogagestählte Privatmentorinnen mit ihrem Nachwuchs in gepanzerten SUVs aufmachen zum Familienausflug im Latte-Rucola-Hochglanzviertel. Daran entzünden sich auch scharfe Debatten über angebliche Forderungen nach Enteignung von VermieterInnen und Wohnungsgesellschaften. 

Ein Teil des Problems ist mit dem Reizwort Gentrifizierung angesprochen. Wird ein Bezirk attraktiver und mangelt es an Wohnraum, dann vertreibt eine zahlungskräftigere Klientel leicht die angestammte. Gäbe es dagegen genug Wohnungen, könnten AltmieterInnen sich behaupten und mit ihnen der Eckladen und WählerInnen, auf die die Politik weiterhin Rücksicht nehmen muss. Wäre jedenfalls zu erwarten. Der Erhalt des Alten sollte zudem im Interesse der neuen AnwohnerInnen sein; denn die Gegend wird an Charme einbüßen, wenn offene Kunstateliers und Jazzkneipen austauschbaren Gastro-Franchises und Konsumtempeln weichen.

Noch furchteinflößender ist das Schlagwort der Wohnungslosigkeit, denn sie hat schon so manchen gegen alle Wahrscheinlichkeit erwischt. Rund 860.000 Wohnungslose gibt es in Deutschland nach einer Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe aus dem Jahr 2016. Wie es um sie steht, hat nun eine Studie des Diakonieverbands Ebet gefragt. Rund ein Viertel der Wohnungslosen lebt danach auf der Straße, ist also nicht nur wohnungs- sondern obdachlos.

Ums große Geld für eigentlich Unbeteiligte geht es schließlich in der Immobilienspekulation. BeobachterInnen stellen fest, dass Boden in Deutschland noch nie so teuer war wie heute, und es werden Forderungen laut nach einer „Bodenwende“. ImmobilienspekulantInnen freuen sich über Wertzuwächse fraglicher Baugründe, zumal sie dafür nichts tun müssen: Die Zuwächse folgen vornehmlich aus der Entwicklung des Umlandes mittels öffentlicher Gelder. Ob es überhaupt ein Recht darauf gibt, ohne eigenes Zutun mit Boden Gewinne zu machen, ist umstritten. Die drastischen Folgen für die Allgemeinheit liegen dagegen auf der Hand. Sie wird darüberhinaus ihrer eigenen Leistungen beraubt, wenn ein erheblicher Teil der Spekulationsgewinne durch Geldwäsche verschleiert wird, wie aus einer Studie der Uni Halle hervorgeht.

Offenbar haben wir ein komplexes bundesweites Wohnproblem. Im Monatsthema RECHT AUF WOHNEN fragen wir: Woher kommt es? Was richtet es an? Was tun wir dagegen?

Dino Kosjak / Chefredaktion

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Chantal im Märchenland

Lesen Sie dazu auch:

Wo schlafe ich heute Nacht?
Ohne Wohnung leben

„Ich bin komplett raus aus dem System“
Aussteiger Rudolfff über das Leben auf der Straße

Angst vor Investoren am Dortmunder Hafen
Die Hafeninitiative fordert Freiräume und Mitbestimmung

Erst die vier Wände, dann die Resozialisierung
Das Programm „Housing First“ – Europa-Vorbild: Finnland

Recht auf Wohnen

Traumhaft
Innenansichten einer Wohnung

Intro

Hier erscheint die Aufforderung!