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Bethan Huws, Still aus: „The Chocolate Bar”, 2005–2006, 35mm Film, transferiert auf HDCAM SR, s/w und Farbe, Ton, 4:30 Min.
© Bethan Huws, Courtesy Galerie Tschudi, Zuoz

Theorie in der Praxis

27. Mai 2016

Bethan Huws im Kölner Kolumba – Kunst in NRW 06/16

Was für ein Ausstellungstitel! „Culture, Language & Thought“ – Kultur, Sprache & Denken – verheißt einen Theoriedschungel, und das inmitten der Spiritualität des Kolumba: als Kunstmuseum der Erzdiözese Köln in der Architektur von Peter Zumthor und mit seiner Sammlung, die liturgische Gegenstände mit mittelalterlicher sakraler Kunst und zeitgenössischer Kunst verbindet. Hinzu kommt die Designsammlung von Werner Schriefers. Die 1961 in Wales geborene, in Berlin lebende Bethan Huws nimmt mit ihren Texttafeln, Objekten, Pflanzen, Ready-mades und einem Film auf all das Bezug. Sie besetzt einzelne Wände und Räume und inszeniert auf zwei großen Tischen Teile der Designsammlung im Dialog mit ihren Objekten: Zu sehen ist ein höchst vitaler Mikrokosmos, der mit den Tafeln des Severinszyklus an den Wänden den Höhepunkt ihrer Interventionen darstellt. Weil es aber längst nicht dabei bleibt, könnte man Bethan Huws vorwerfen, dass sie sich inmitten der Sammlung zu oft positioniert. Schon die erste Arbeit, die beim Eintreten in das Museum zu sehen ist, stammt von ihr: eine der Schrifttafeln, mit denen sie zunächst bekannt wurde: „Social Problems within the Art World“ (2004), als Text zusammengesetzt aus weißen Plastik-Buchstaben auf einem schwarzen Grund – also als Schautafel, wie sie in Verwaltungsgebäuden praktikabel ist. Stärker wirkt im Kontext des Kolumba allerdings „Certain“: ein 5-teiliger semitransparenter Vorhang, in dessen Bedeutung in der Übersetzung „Gewiss“ auch „Curtain“ (Vorhang) hineinwirkt, in Anspielung noch auf Wittgensteins „Über Gewissheit“. Gemeinsam aber ist beiden Arbeiten das Lapidare ihrer Präsenz: die Möglichkeit, übersehen zu werden. So „funktioniert“ auch ein Staubsauger – das Modell „Monopol M“ aus den 1920er Jahren aus der Sammlung Schriefers – der in einer Ecke wie vergessen anmutet, davor auf dem Boden „Five Hazelnuts“ (2013) aus Kirschbaumholz: Ob es hier einen Zusammenhang gibt?

Immer wieder aber kommt Huws auf das Potential der Sprache für ihr Werk zurück. Im gleichen Raumteil hat sie auf einem Tisch sechs (kopierte) Bände ihres Manuskripts „Origin and Source“ ausgebreitet, in dem sie vor zwanzig Jahren ihre künstlerische Arbeit reflektiert hat. Auch gibt es, einträchtig neben der „Tragedia civile“ von Jannis Kounellis, einen kurzen Film zu sehen, der vom Verführerischen und Erotischen eines Schokoladenriegels handelt und auch ihren „Flaschentrockner“ nach Marcel Duchamp einblendet, der sich wiederum auf einem der Tische befindet: auch so ein Theoriemonster, vor dem uns Bethan Huws freilich die Angst nimmt. Alles wirkt fundiert assoziativ und, besonders bei den Verästelungen zierlicher Gewächse, hoch sensibel. Hoffentlich findet die Idee des späteren Eingriffs in die Jahresausstellung eine Fortsetzung mit weiteren Künstlern.

„Bethan Huws:Culture, Language & Thought“ | bis 22.8. | Kolumba in Köln | 0221 93 31 93 32

THOMAS HIRSCH

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