„Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, ein lebensentscheidendes Werk des amerikanischen Komponisten David Lang aus 2008, folgt in seiner Erzähl-Struktur der groben Form von Bachs „Matthäus-Passion“ – ein Wechsel zwischen kontemplativer Trauer und rezitativischem Fortschritt der Handlung. Den Eingangschor ersetzt ein Totenmarsch, angetrieben mit großerTrommel, einChor-Quartett jammert dazu.„Geduld“ heißt einer der 15 Abschnitte, darin raschelt die Sopranistin an einem Schellenkranz. Im Ausgangschor „We sit and cry“ zitiert Lang den Kreator Bach, „rest soft“ gerät in einen minimalistischen Loop, wieder treibt die dicke Trumm das Geschehen voran – wenig Kunst, viel simple Traurigkeit. Aber diese Klänge vermitteln große, klare Gefühle, Atmosphäre und die Verbindlichkeit eines Erzählstils, der auch einem breiteren Publikum verständlich wird.
Dieses Werk trug damals dem Komponisten den Pulitzer-Preis ein, kurz darauf einen Grammy Award, und er wurde Professor für Komposition an der Yale School of Music in Connecticut. Da war er bereits mit Preisen aus der ganzen Welt überschüttet, darunter der Rom-Preis und der BMW-Musiktheater-Preis. Aufträge folgten von den renommiertesten Orchestern aus Boston oder Cleveland, für Turin schrieb Lang eine Comic-Oper, für zahlreiche berühmte Companien schuf er Ballettmusiken. Kein Genre lässt er aus – ein Minimalist mit starken rhythmischen Impulsen.
Und mit politischem Freigeist. Als deutsche Erstaufführung erfolgt die Koproduktion (mit New York, London, Brügge, Rotterdam, Malmö, Barcelona und Bochum) der Oper „Prisoner of the State“, in der Lang eine „reloaded“ Version der Beethoven-Oper „Fidelio“ anbietet. Der Revolutionsgedanke schlummert in diesem Stück, politisches Musiktheater im Sinne von Hans-Werner Henze, bei dem David Lang u.a. studiert hat. Die Hörer erwartet jetzt ein Gefangenenchor a cappella, mit Trommelschlag wie auf einer Galeere.
Außergewöhnliche Werke locken internationales Personal an, so die amerikanische Opernregisseurin Elkhanah Pulitzer und den ehemaligen langjährigen Orchesterchef der BoSys Steven Sloane, dazu die Herren des Flämischen Radiochores und tüchtige solistische Stimmen für die Protagonist:innen des Freiheitskampfes. Immerhin steckt in der Heldenfigur der Story eine mutige Dame.
Prisoner of the State | 17.5. | Musikforum Ruhr Bochum | 0234 910 86 22
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