trailer: Herr Blenkers, es gibt eine Liberalisierung auf dem Strommarkt. Ist das gut für den Kunden?
Peter Blenkers: Mit der Liberalisierung war die große Hoffnung verbunden, dass durch mehr Wettbewerb auch ein günstigeres Preis-Leistungsverhältnis entsteht. Das ist bei ehemals monopolisierten Märkten aber nicht zwangsläufig der Fall. Seit der Jahrtausendwende gibt es nur eine Richtung für die Strompreise. Sie gehen uneingeschränkt nach oben.
Inzwischen gibt es doch sehr viele Stromanbieter?
In manchen Kommunen in NRW gibt es über 100 Anbieter. Aber auch der Wettbewerb hat nicht dazu beigetragen, dass die Preise sinken. Nach wie vor nutzt die Hälfte aller Verbraucher das Standardangebot ihres örtlichen Versorgers, das in der Regel immer das teuerste ist. Mit einem Anbieterwechsel aber kann eine Durchschnittsfamilie bis zu 230 Euro im Jahr sparen.
Und dann kommt der Strom aus einem französischen Atomkraftwerk?
Selbst dann, wenn Sie Ökostrom nutzen wollen, können Sie im Vergleich zum Grundversorger bis zu 150 Euro im Jahr sparen.
Die großen Anbieter begründen den Preisanstieg mit steigenden staatlichen Abgaben und steigenden Energiekosten.
Diese Argumentation ist nicht zutreffend. Der Ausbau der regenerativen Energien trägt nicht zu einer Preiserhöhung bei. Durch den Ausbau der Erneuerbaren werden andere Kraftwerke zurückgefahren. Dies wirkt preisdämpfend, da so besonders die teuren Kraftwerke nicht mehr so oft ans Netz gehen. Abgesehen von den Jahren 2008 und 2009 haben wir stabile Strompreise an der Leipziger Strombörse.
Aber viele Verbraucher nutzen die Möglichkeit des Anbieter- oder Tarifwechsels nicht?
Viel zu wenige. Wenn an einer Tankstelle mal das Benzin einen Cent günstiger ist als an den anderen, dann bilden sich dort lange Schlangen. Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung sparen Sie mit so einem Verhalten 20 bis 30 Euro im Jahr. Beim Strom können Sie aber, wenn Sie den Wettbewerb nutzen, das Zehnfache einsparen. Es wechseln aber nur etwa 10 Prozent der Kleinkunden ihren Verbraucher. Je weniger Leute wechseln, umso höher werden die Preise. Wenn die Verbraucher immer nur die Faust in der Tasche machen, wird sich nichts ändern.
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