Krisen verstärken Ungleichheiten. Steigende Preise fordern nicht nur Haushalte heraus, sondern belasten vermeintlich unbeschwerte Kindheiten häufig zu früh durch soziale, psychische und existenzielle Sorgen und Nöte. In solchen Zeiten tritt die Bedeutung von Wohlfahrtsträgern in den Vordergrund, da sie gleichzeitig Defizite der Politik ins Bewusstsein rücken und nach Antworten auf eine adäquate Krisenhilfe suchen.
Die Aufgabenfelder der Diakonie Wuppertal sind ,,so vielfältig wie das Leben’’, sagt Bärbel Hoffmann, eine der Geschäftsführerinnen der Diakonie Wuppertal Kinder-Jugend-Familie gGmbH. Sie sieht sich mit Kinderarmut jedoch nicht erst seit der Pandemie konfrontiert. Bereits zuvor war jedes dritte Kind in Wuppertal von Armut betroffen, im Bundesdurchschnitt ist es jedes fünfte Kind. Freilich sollen staatliche Hilfspakete betroffene Familien unterstützen, doch der Weg dahin kann einem kaum zu bewältigenden Hürdenlauf gleichen. An diesem Punkt bietet die Sozialberatung der Diakonie eine Unterstützung für die Menschen in Wuppertal an, damit jene Hilfen adäquat in Anspruch genommen werden können. Zudem gibt Bärbel Hoffmann zur Bürgergeld-Diskussion über Arbeitslose und Geringverdiener zu bedenken. ,,Man versucht die Leute gegeneinander auszuspielen. Vernünftige Regelungen zu treffen, ist jetzt das Wichtigste. Die angedachten Sätze sind nicht verhältnismäßig.’’ Auch gehe die öffentliche Debatten über die Menschen, die Sozialleistungen empfangen, meist hinweg, sie würden kaum gehört. Hoffmann plädiert für mehr Sichtbarkeit dieser Gruppen. ,,Die Bevölkerung muss informiert werden und sich intensiver mit der Thematik auseinandersetzen’’, sagt sie.
Bereits im Februar unterstützte die Diakonie Wuppertal einen offenen Brief, der die Bundesregierung aufforderte, von Armut bedrohten Kindern umgehend zu helfen. Hoffmann wünscht sich eine ,,vernünftige Kindergrundsicherung’’. Denn es gehe nicht nur um die defizitären finanziellen Situationen zahlreicher Haushalte, sondern auch um die soziale und kulturelle Teilhabe von Kindern, um einen fairen und friedvollen Start in das Leben derer zu gewährleisten. Die Diakonie bietet in ihren Räumen die ,,offene Tür’’ an, die das soziale Miteinander versucht zu stärken, doch alle Belange können freilich auch dadurch nicht gedeckt werden. ,,Soziale Teilhabe fällt schon allein durch den aktuellen Regelsatz komplett weg’’, kritisiert Hoffmann. Sie wünscht sich viel mehr kostenfreie Angebote für Kulturveranstaltungen oder Sportvereine. Es gehe auch darum, Kinder von frühen Sorgen zu entlasten. ,,Die permamenente Erfahrung des Verzichts, ist für junge Menschen eine große Belastung.’’
Die Armutsfrage rühre an den Grundfesten der Gesellschaft, so Hoffmann. Die Gesellschaft müsse sich schlicht fragen, ob sie allen Kindern eine sorgenfreie Kindheit mit grundlegenden Werten und Freiheiten ermöglichen wolle – wozu es auch nötig sei, dass über Ungerechtigkeit und Armut angemessen informiert und diskutiert werde. Bärbel Hoffmann ist sich sicher: ,,Demokratie funktioniert nur, wenn auch soziale Gerechtigkeit funktioniert.’’
ARMUT LEICHT GEMACHT - Aktiv im Thema
ichbinarmutsbetroffen.start.page | Die basisdemokratische und linke Bewegung erwartet von der Politik, die Armutsfrage ernst zu nehmen.
dishwasher-magazin.de | Das „Magazin von und für Arbeiter*innenkinder“ gibt denen eine Stimme, die aufgrund ihres „tatsächlichen, vererbten“ oder „zugeschriebenen sozialen Status benachteiligt, diskriminiert und entwürdigt“ werden.
bodoev.org | Seit fast 30 Jahren klärt der Verein mit seinem in Dortmund und umliegenden Städten verteilten Straßenmagazin in über die Belange armer und obdachloser Menschen auf.
Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
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