Maler und ihre Musen haben es Regisseur Dieter Berner angetan: Nach seinem Biopic über Egon Schiele („Egon Schiele: Tod und Mädchen“, 2016) wendet er sich nun in „Alma & Oskar“ Oskar Kokoschka und seiner Affäre mit Alma, der Witwe des Komponisten Gustav Mahler, zu. Oskars Weg zum Herz der emanzipierten und leidenschaftlichen Frau führt über die von ihm angefertigte Totenmaske Mahlers - doch in ihrem Bett räkeln sich auch der Architekt Walter Gropius und weitere Wiener Künstler. In erlesenen Bildern (Kamera: Jakub Bejnarowicz) stellt Berner die toxische Beziehung seines Titel-Paares in den Mittelpunkt, den vor allem die charismatische Emily Cox ausfüllt. Der zeitgeschichtliche Hintergrund wird zugunsten der erotisch aufgeheizten Verwicklungen etwas vernachlässigt.
Das Märchen vom armen Tischler und seiner Tochter, das Pietro Marcello („Martin Eden“) mit „Die Purpursegel“ auf die Leinwand zaubert, ist herrlich altmodisches Kino. Ein als Prinz gelesener Pilot stürzt 1919 über der Normandie ab, verliebt sich in die Tochter und rettet sie vor den mobbenden Dorfbewohnern. „Was wird uns hier eigentlich erzählt?“, mag sich die feministische Seele empören. Zu Recht! Das aber würde die verführerische Kraft von Marcellos Kino-Nostalgie verkennen. Seine Geschichte von der Erlösung vom Außenseiterdasein inszeniert er im Stil der 1960er Jahre, mit plötzlichen Zooms und Gesangseinlagen. Man sieht den Menschen beim Träumen zu. Wenn die Tochter im Waldsee bei Glitzersonnenlicht schwimmt, verliebt sich der Prinz augenblicklich in sie, und alle Eskapismus-bereiten Zuschauer:innen mit ihm.
François Ozons neuer Film „Mein fabelhaftes Verbrechen“ ist eine gelungene Hommage an die klassische Screwball-Comedy: Die junge Madeleine lebt als erfolglose Schauspielerin in Paris. Ein Treffen mit einem einflussreichen Produzenten ist ihre letzte Hoffnung … wieder einmal. Doch auch der will ihr nur an die Wäsche. Nach einem Gerangel stürmt sie aus dessen Villa direkt in ihr kleines Appartement, das sie mit der ebenso erfolglosen Pauline bewohnt. Kurz darauf erscheint ein Kommissar mit der überraschenden Nachricht, dass der Produzent ermordet wurde und Madeleine verdächtigt wird. Die streitet alles ab. Doch Pauline hat eine bessere Strategie. Sie übernimmt den Fall und plädiert auf Notwehr. Das französische Theaterstück „Mon Crime“ von Georges Berr und Louis Verneuil aus dem Jahr 1934 ist die Vorlage für die quirlige Komödie, die ordentlich #metoo und Feminismus im Allgemeinen in das Drehbuch einbaut.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Emad Aleebrahim Dehkordis Männerdrama „Chevalier Noir“, Eva Spreitzhofers und Claudia Jüptner-Jonstorffs gelungene Komödie „Griechenland oder der laufende Huhn“, Maysoon Pachachis Kriegsdrama „Unser Fluss... Unser Himmel“, Jim Strouses Romanze „Love Again“, James Wans Horrorsequel „Insidious: The Red Door“, Katarina Kerekesovas zauberhafter Animationsfilm „Die kleine Spinne Lilly Webster“ und Jeremy Zags Superheldinnenabenteuer „Miraculous: Ladybug und Cat Noir – Der Film“.
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