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Wonder Wheel

Wonder Wheel
USA 2017, Laufzeit: 101 Min., FSK 12
Regie: Woody Allen
Darsteller: Kate Winslet, James Belushi, Justin Timberlake
>> www.warnerbros.de/kino/wonder_wheel.html

Drama unterm Riesenrad

Woody Williams
„Wonder Wheel“
von Woody Allen

New York, Coney Island, in den 1950ern. Der Steeplechase Park bietet vielerlei Freizeitvergnügen direkt am Meer. Mitten drin in diesem Paradies, direkt über dem Schießbudenstand, wohnt die arbeitslose Schauspielerin Ginny (Kate Winslet) mit ihrem Mann, dem Karussellbetreiber Humpty (James Belushi). Zwei gescheiterte Existenzen: Ihr ist vor langer Zeit durch einen Fehltritt die Liebe ihres Lebens davon gelaufen, er ist verwitwet und hat den Kontakt zu seiner Tochter verloren, die in jungen Jahren einen Kriminellen geheiratet hat. Unverhofft aber steht die Tochter in seiner Tür: Carolina (Juno Temple) ist ihrem Gangstergatten entflohen und sucht nun Schutz und Unterschlupf. Humpty grollt, Ginny rollt die Augen – doch man einigt sich. Als Ginny dem romantisch verklärten Rettungsschwimmer Mickey (Justin Timberlake) begegnet, erwachsen in ihr Hoffnungen auf eine gänzlich andere Zukunft. Carolina allerdings findet den Beau auch ganz süß.

Fehltritte, Fehlentscheidungen, Schicksalsschläge: Das tummeln sich so allerhand Sorgen im Schatten der Glücksoase, und wir lernen: Eine Kirmes kann nur Realitätsflucht sein, solange man nicht darin wohnt. Aber das gilt ja für alle Eskapismen. Woody Allen kleidet die melodramatischen Abgründe seiner neuen Geschichte in pittoreske Bilder. Er entführt uns hinter die Kulissen des Sorglos-Parks, und so sommerlich märchenhaft das erste Bild diesen melodramatischen Reigen eröffnet, so tragisch entlässt er uns aus seinem Film, der, nach „Blue Jasmine“ von 2013, mal wieder Drama ist und nicht Komödie. Allen spielt mit Form und Ebene. Flotte Dialoge und beschwingter Swing wechseln sich ab mit purem, rohem Spiel und stummem Blick. Verklärtes Zeitkolorit rahmt theatralisches Bühnenspiel. Ein farbinstensiver Nostalgiefilter legt sich über den (brodelnden) Konflikt. Es geht um Innen und Außen, um gestrandete Menschen, um gescheiterte Selbstverwirklichung und die daraus resultierende, grausame Realitätsflucht. Die Tennessee Williams-Essenz, und in der Figur der Ginny kulminiert diese am dramatischsten.

Scheitern, Verzweiflung, Verrat. Klar, das finden wir am Ende auch in „Star Wars“. Erzählerischer Rahmen, Konflikte, Konstellation – das alles erzählt Woody Allen auch fernab vom Mainstream nicht grundsätzlich neu. Auch bleibt mancher Erzählstrang unausgegoren, und der Spannungsbogen ist ausbaufähig. Sprich: „Wonder Wheel“ ist unterm Strich kein relevantes Kinostück. Womit das Drama jedoch spürbar punktet, ist die darstellerische Wucht. Woody Allen holt den 80er-Star James Belushi („Red Heat“, „Mein Partner mit der kalten Schnauze“) aus der Versenkung, der hier überzeugend charakterspielt. Vor allem aber Kate Winslet besticht bis hinein in den letzten Blick und lohnt das Kinoticket.

(Hartmut Ernst)

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