Königin der Wüste
USA, Marokko 2015, Laufzeit: 128 Min., FSK 12
Regie: Werner Herzog
Darsteller: Nicole Kidman, James Franco, Damian Lewis, Robert Pattinson
>> www.koenigin-der-wueste.de/
Episches Biopic
Gertrude von Arabien
„Königin der Wüste“ von Werner Herzog
Interview mit Darteller robert Pattinson
1892. Die junge Oxford-Absolventin Gertrude Bell (Nicole Kidman) ist gelangweilt vom Mief des elterlichen Landsitzes und den Offerten diverser Empire-Machos und Elefantenjäger. Ihr Vater gibt ihrem Abenteuerdurst nach und genehmigt die Reise nach Teheran. Dort wird ihr als Beschützer und Gesellschafter Henry Cadogan (James Franco) anheimgestellt. Beide begeistern sich gleichermaßen für das Land und seine Kultur, schon bald erwächst zwischen ihnen eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Der Vater hegt jedoch Bedenken, er hält Henry für einen Taugenichts. Die Reise nach Persien und ihre erste große Liebe bilden nur den Auftakt für ein abenteuerliches Leben in der Ferne, in dessen Verlauf sich Gertrude Bell wie keine andere in das Herz und die Seele der Araber hineinversetzen wird. Als Forscherin, Archäologin und Schriftstellerin reist sie fortan durch den Nahen Osten, gewinnt das Vertrauen der Emire und Fürsten, in den 1910er Jahren engagiert sie der britische Geheimdienst, bei der politischen Neuordnung der Region fungiert sie als wichtige Vermittlerin.
Der Münchner Regisseur Werner Herzog hat nicht nur das Beste aus Klaus Kinski herausgeholt. Herzog ist selbst ein weitgereister Mann, ein international anerkannter und bewanderter Filmemacher. Und so wirkt diese Regiearbeit zuerst einmal wenig deutsch: Unverkopft, leichthändig und opulent verschreibt sich Herzog der Leidenschaft seiner Heldin, erzählt augenzwinkernd von der elitären britischen Tristesse, aus der seine Gertrude entflieht und in den Armen eines Seelenverwandten landet. Seine Bilder baden im Sand der Wüste und in den zeitgenössischen Requisiten. Herzog inszeniert für die große Leinwand, das ist magisch und zugleich weitestgehend fernab vom Kitsch. Irgendwann erleidet das Schicksal Bells einen Bruch, und mit ihm auch der Film. Wenn sich Gertrude Bell auf die Menschen in der Fremde fokussiert, mit der Liebe nämlich hat sie wenig Glück, auch wenn die Verehrer bleiben. Die aufgeweckte Forscherin gerät in manche Stammesgefechte, ein anderes Mal gar in Gefangenschaft. Doch sie beherrscht die Sitten und Bräuche, weiß um Tauschgeschäft und Gastfreundschaft, weiß zu vermitteln und taktieren. Nach der organisch inszenierten ersten Hälfte gerät das Portrait nun etwas ins Trudeln, skizziert den einen oder anderen Sachverhalt gedoppelt, anstatt ihn zu vertiefen.
Natürlich gelingt Herzog kein umfassendes Portrait dieser unkonventionellen Frau, zu breit gefächert ist ihr Wirken und Schaffen. Doch er sucht ihre Seele. Herzog interessiert ihr gescheitertes Liebesleben, ihre Annäherung an die arabische Welt, ihn interessieren ihre historischen Begegnungen mit Churchill und T.E. Lawrence (Robert Pattinson). Vor allem aber setzt er Gertrude Bell ein Denkmal als Frau mit Leidenschaft, Mut und diplomatischem Geschick, die sich den Respekt in der Fremde verdient. So eine könnte der Westen heute gut gebrauchen!
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