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Frühling in Paris

Frühling in Paris
Frankreich 2020, Laufzeit: 74 Min., FSK 0
Regie: Suzanne Lindon
Darsteller: Suzanne Lindon, Arnaud Valois, Florence Viala
>> www.mfa-film.de/kino/id/fruehling-in-paris/

Eine 16-Jährige verliebt sich in einen Erwachsenen

Erste Liebe, nicht unkompliziert...
"Frühling in Paris“ von Suzanne Lindon

Die 16-jährige Suzanne lebt gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester mitten im romantischen Montmarte. Von ihren Klassenkamerad*innen ist sie gelangweilt. Lieber liest sie Bücher von Boris Vian. Eines Tages fällt ihr auf dem Schulweg der 35-jährige Theater-Schauspieler Raphaël auf. Von da an sieht sie ihn mal auf seinem roten Roller heranbrausen, mal rauchend aus dem Theater treten, mal im angegliederten Café sitzen. Sie fühlt sich von ihm angezogen und obwohl sie sonst eher reserviert gegenüber anderen Menschen ist, nähert sie sich ihm von Tag zu Tag mit deutlicheren Zeichen: Hier ein neugieriger Blick, dort ein schüchternes Lächeln, und schließlich spricht sie ihn im Café an. Dann frühstücken sie gemeinsam, gehen spazieren und es folgt ein erster, zarter Kuss. Doch weniger der Altersunterschied als die Tatsache, dass sie Minderjährig ist, könnte zum Problem für die Beziehung werden.

Dieser Film ist alleine schon deswegen ein Phänomen, weil nicht nur von einer Teenagerliebe erzählt wird, sondern weil ein Teenager von dieser Liebe erzählt. Die Regisseurin Suzanne Lindon, Tochter von Sandrine Kiberlain und Vincent Lindon, beide seit Jahrzehnten überaus erfolgreiche Schauspieler, hat das Drehbuch geschrieben, als sie im Alter ihrer Protagonistin war, weil sie wie diese mit ihren Altersgenossinnen nur wenig anfangen konnte und von der angeblich so großartigen Zeit der Jugend enttäuscht war. Die Hauptrolle wollte sie von Anfang an selber spielen, motiviert von Jungdarstellerinnen wie Charlotte Gainsbourgh oder Sandrine Bonnaire (die passenderweise als 16-Jährige auf dem Plakat ihres Kinodebüts „Auf das, was wir lieben“ im Zimmer von Suzanne zu sehen ist). Vielleicht auch inspiriert von Sophie Marceau, den Teenage-Star aus „La Boum“, der wenige Jahre darauf in „Die Studentin“, dem inoffiziellen dritten Teil von „La Boum“, gemeinsam mit Suzanne Lindons damals 29-jährigen Vater vor der Kamera stand. Mit 19 Jahren hat sich Suzanne Lindon dann dazu entschlossen, auch die Regie bei dem Film zu führen.

Zum Vergleich: Sogar wirklich junge Regie-Debütanten wie Rainer Werner Fassbinder oder Mia Hansen-Løve waren ein paar Jahre älter: er 24, sie 26 zur Zeit des Kinodebüts. Nur Xavier Dolan, der dafür lange als Wunderkind gehandelt wurde, war beim Dreh seines Debüts „I killed my Mother“ ebenfalls 19 Jahre alt und ebenfalls zugleich sein Hauptdarsteller. Nun könnte man bei der Thematik von „Frühling in Paris“ meinen, Suzanne Lindons Film sei ebenso provokant wie Dolans Debüt. Das ist jedoch nicht der Fall. Der Film erzählt im Gegenteil sehr zart und unspektakulär von der sich langsam anbahnenden Liebe, das große Drama bleibt aus. Stattdessen leistet sich Lindon, die seit ihrer Kindheit tanzt, einige sehr überraschende Musicaleinlagen. Und so ist „Frühling in Paris“ mit seinen nur 74 Minuten sicher nicht der grosse kinematografische Wurf oder komplett überraschend wie Dolans „I killed my mother“. Der Film ist eher ein sehr schöner und zarter Einblick in die Gefühlswelt eines Teenagers geworden. Das erlebt man selten genug im Film, wo Filmemacher*innen in der Regel erst mit frühestens 30 Jahren die Möglichkeit haben, mit einem Kinofilm auf die Zeit der Jugend zu blicken. Lindon spielt ihre Hauptfigur betont naiv, an ihrer Seite hat sie mit Arnaud Valois („120 BPM“) als Raphaël und Frédéric Pierrot ("En Thérapie“) als ihr Vater zwei sehr profilierte, aber zurückhaltend agierende Profis. Der vollkommen langweilige deutsche Verleihtitel, der mal wieder ganz offensichtlich versucht, das frankophile Publikum hierzulande abzugrasen (sonst auch gerne mal mit einem ‚Monsieur‘ oder einer ‚Madame‘ im Titel, die man im Originaltitel vergebens sucht) tut dem erfrischend inszenierten Film jedenfalls Unrecht (den Originaltitel „Seize printemps“ könnte man stattdessen übersetzen mit „Sechzehnmal Frühling“, oder besser: „Der sechzehnte Frühling“). Hier finden sich einige schöne und überraschende Erzählideen, die auf die hoffentlich noch kommenden Filme des jungen Talents neugierig machen.

(Christian Meyer-Pröpstl)

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