Die Frau, die vorausgeht
USA 2017, Laufzeit: 111 Min., FSK 12
Regie: Susanna White
Darsteller: Jessica Chastain, Michael Greyeyes, Sam Rockwell
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Historisches Westerndrama
Rache
„Die Frau, die vorausgeht“ von Susanna White
Dass Cowboys nicht immer gut und Indianer nicht grundsätzlich böse sind, dämmert dem Kinopublikum hierzulande spätestens seit Winnetou. Und dass der Wilde Westen nicht bloß von tatkräftigen Männern bevölkert wurde, hat irgendwann selbst Hollywood erkannt. Und so reiten dort nun, von „Bad Girls“ bis „Jane Got a Gun“, auch ballernde Frauen durch die Prärie. Derlei Comicfiguren, Tarantino lässt grüßen, beleben bis heute die Leinwand, doch längst finden sich auch Drama und Seele ein in Saloon und Tipizelt.
So auch in den beiden US-Dramen, die zurzeit gleichermaßen von den frühen 1890er Jahren erzählen, als nach Jahren grausamer Schlachten die weißen Siedler den Indianern unversöhnlich gegenüberstehen. „Feinde – Hostiles“ folgt dabei einem verbitterten Captain, der gezwungen wird, seinem Todfeind, einem todkranken Häuptling, das letzte Geleit zu geben. Auf ihrem Weg nehmen sie eine Frau auf, deren Kinder von Komantschen ermordet wurden. Nicht zuletzt über sie findet der Captain zu Demut und Läuterung. „Die Frau, die vorausgeht“ erzählt im Unterschied eine wahre Geschichte und endet entsprechend weniger illusorisch. Nach dem Tod ihres Mannes beschließt die eigensinnige New Yorker Portrait-Zeichnerin Catherine Weldon (Jessica Chastain), den Sioux-Häuptling Sitting Bull (Michael Greyeyes) zu malen. In North Dakota angekommen, stößt ihr Vorhaben bei Siedlern und Soldaten auf wenig Gegenliebe. Man will den Indianern nämlich gerade einen Vertrag aufzwingen, der sie noch mehr als bisher Land und Kultur beraubt. Sitting Bull indes sieht seinen Job längst als erledigt und widmet sich lieber der Kartoffelernte. Doch Catherine bleibt hartnäckig und wird als Bürgerrechtlerin in die Geschichte eingehen.
„Feinde – Hostiles“ findet Tiefgang, macht aber den Fehler, dass er sich ständig erklärt: „Wie wir euch Ureinwohner behandelt haben, ist unverzeihlich“, bekennt dort tatsächlich ein reumütiger Soldaten, damit es auch der letzte Zuschauer versteht. Regisseurin Susanna White macht genau das nicht. Sie inszeniert zurückgenommen, will keine runde Geschichte erzählen, sondern erzählt Geschichte. Lässt vieles unausgesprochen und sagt dennoch alles. Man kann ihrem Western vorwerfen, dass er zu unspektakulär daherkommt. Aber genau das ist ein großes Stück Konzept davon.
So stoßen also in diesem zeitgenössischen Film unterdrückte Indianer auf emanzipierte Frauen. Und wenn ausgerechnet dabei der rote Häuptling die weiße Malerin wiederholt sympathisch unbeholfen auf die Einhaltung sexistischer Stammesriten hinweist, hat das seinen ganz besonderen Charme. White fängt das mit einem Lächeln auf, so wie sie ihr stilles Drama überhaupt mit Humor sprenkelt.
Während bis heute männliche Kindsköpfe die Welt weiter kaputtregieren, legt nun auch dieser Film nahe, dass ein größeres Maß an Frauen der Politik gut tun könnte. Und dass man dann eben nicht zwingend erwarten sollte, dass sie es den Männern bloß gleichtun, sprich: in der Prärie herum ballern.
(Hartmut Ernst)
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