Das Meer in mir
Spanien/ Frankreich/ Italien 2004, Laufzeit: 125 Min.
Regie: Alejandro Amenábar
Darsteller: Javier Bardem, Belen Rueda, Lola Duenas, Mabel Rivera, Celso Bugallo, Clara Segura, Joan Dalmau, Alberto Jimenez, Tamar Novas, José María Pou, Francesco Garrido, Alberto Amarilla
Zukunftsweisend
Trollo (23), 26.03.2005
Es dauert lange, bis man über diesen Film schreiben kann und ich habe gezögert, überhaupt etwas im Forum beizutragen.
Doch vor dem Hintergrund des widerlichen und unwürdigen Gezerres um das Leben der Terri Schiavo möchte ich mich doch äußern.
Der Film zeigt meiner Meinung nach die denkbar beste Umsetzung des Themas "Menschenwürde" und was sie dem Einzelnen und den verschiedenen Gruppierungen und nicht zuletzt der (Amts-)kirche wert ist und bedeutet!
Und wenn man sich mit Begriffen wie Organspende, Patientenverfügung und Loslassen beschäftigt, ist der Film gar nicht so schrecklich und kann in erheblichem Umfang zur Meinungsbildung beitragen!
Kalt erwischt bei heißen Tränen
rambolinchen (5), 14.03.2005
Nun bin ich schon 43 Jahre alt und habe bis heute immer milde über Leute gelächelt, die im Kino weinen. Erschien mir doch sehr sentimental und abgeschmackt. Aber seit heute kann ich nicht mehr sagen: "Herr, ich danke dir, dass ich nicht bin wie jene." Denn ich kann nicht kalten Herzens den Hauptdarsteller für eine "lebensfeindliche" Einstellung verdammen und ihm vorwerfen, dass er im Selbstmitleid verkommt. Wer vom Hals abwärts gelähmt und empfindungslos ist, ist so weit weg von allem, was den nicht Gelähmten als so selbstverständlich vorkommt: Sich alleine bewegen, alleine essen, alleine zur Toilette gehen können, Berührungen empfinden und austauschen. Also vergeht mir jegliche Lust zum Streng-mit-ihm-sein. Aber weil er so schrecklich liebenswert ist und mich mit seinem super-trockenem Humor sogar trotz seiner beschissenen Situation manchmal zum Lachen bringt, möchte ich auch keineswegs, dass er sich umbringt. Und deshalb stecken mich alle seine Lieben im Film an, die es auch nur mit Tränen in den Augen schaffen, ihm seinen erklärten Willen zu lassen. Was besonders schön an diesem Film ist: Alle Meinungen zum Thema aktive Sterbehilfe sind vertreten, das Problem wird wirklich von allen Seiten beleuchtet und der Zuschauer niemals mit erhobenem Zeigefinger zu einer Patentlösung gedrängt. Nein, da wird keiner des Nachdenkens darüber enthoben, was er für sich und ihm nahe stehende Personen in dieser Situation wünschen und erlauben würde. Und dass das sogar ohne jegliche Melodramatik und übertriebene dramatische Effekte zu schaffen ist - Hut ab!
Ich mag auch Pedro Almodóvar, aber bei dem wird's ganz unzweifelhaft irgendwann immer schrill und bizarr. Das ist bei Amenábar offensicht nicht so. Bestes Beispiel für die Binsenweisheit: "Weniger ist oft mehr."
Kein Preis zuviel
otello7788 (554), 11.03.2005
Auch wenn das Hauptthema des Films Sterbehilfe ist, so ist es erfreulicherweise kein politischer Film. Es geht um Liebe und Freiheit, die auch bedeutet über seinen Tod entscheiden zu können.
Amenábar findet wunderbare Bilder um zu zeigen, wie es in Ramon aussieht. Der "Flug" zum Strand unterlegt mit "Nessun dorma" gehört zum Ergreifendsten, was ich im Kino je erlebt habe. Wie schön und wie furchtbar zugleich diese Szene ist.
Niemand steht auf beim Nachspann im Cinenova. Als der Film schließlich mit lautem Knattern ausläuft, erschrecken die meisten, inklusive mir und hoffen, daß die verheulten Augen im Hellen nicht allzu sehr auffallen.
Zu meinen Vorschreibern: Schauspielerisch von einem anderen Stern. Jede Nebenrolle authentisch, lebendig und echt.
www.das-positiv.de
Zum Leben gezwungen
Colonia (683), 11.03.2005
S. sprach zu mir: "Rührseliges Behindertendrama - braucht das die Welt?" Was so viel hieß wie: "Da kannste mal schön alleine hingehen."
Er hat einen großartigen Film verpasst. Den Auslands-Oscar gabs verdientermaßen. Die Oscars für die besten Schauspieler in Haupt- und Nebenrollen hätte Hollywood meinetwegen gleich hinterherwerfen können, so fantastisch und authentisch spielen alle Beteiligten.
"Das Meer in mir" zeigt das Thema "Sterbehilfe" aus verschiedensten Blickwinkeln. Rührselig ist das nicht, aber be-rührend. Und was kann ein Film Größeres leisten?!
Unbedingt empfehlenswert!
Verdienter Oscar
gutzi (182), 01.03.2005
Ein großartiger Film, bei dem mir - neben einem beeindruckenden Javier Bardem - vor allem die bis in die letzten Nebenrollen perfekte Besetzung auffiel. Selten wurde mit kleinsten Blicken und Gesten so viel gesagt.
Und auch wenn Amenabar eindeutig Position für Euthanasie und ein Sterben in Würde bezieht, so vergißt er dabei nicht, auch die Trauer und Verzweiflung der Zurückbleibenden zu zeigen - gerade hier fand ich die Leistung der Darsteller von Schwägerin, Bruder, Vater beeindruckend.
Als Zuschauer fragt man sich vielleicht, warum ein Mensch, der eigentlich so positiv und fast (lebens)froh wirkt wie Ramón Sampedro, unbedingt sterben will, aber der Film zeigt eben nur knappe 120 Minuten aus seinem Leben, und die Qualen der restlichen 28 Jahre muß man sich als Zuschauer eben denken - da liegt für mich dann auch - wenn überhaupt - das einzige Manko. Letztendlich bringt es aber eben auch die - für mich schönste - Szene, in der Ramón unbeweglich im Auto zum Gericht transportiert wird, am besten auf den Punkt: überall passiert das Leben, überall ist Bewegung, und er kann eben nur unbeweglich zuschauen.
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