Auch bei Temperaturen von um die 20 Grad werden die Tage nun merklich kürzer, der Herbst kommt. Das ist aber kein Grund zur Melancholie, denn das Ruhrgebiet hat im November gleich drei Filmfestivals zu bieten. Den Auftakt machen vom 5. bis 11. die 42. Duisburger Filmwoche und das doxs!-Festival für Kinder und Jugendliche. Vom 21. bis 24. folgt die 29. Ausgabe des Kinofest Lünen, mit der sich in diesem Jahr das 26. blicke Filmfestival des Ruhrgebiets vom 21. bis 25.11. im Bochumer endstation Kino terminlich teilweise überschneidet.
Auch der internationale Festival- und Auszeichnungsmarathon wirft seine Schatten voraus. Schon Ende August wurde entschieden, dass Florian Henckel von Donnersmarcks neuer Film „Werk ohne Autor“ als deutscher Beitrag ins Rennen um eine Nominierung für die Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ bei den Academy Awards 2019 geht. Tom Schilling, Sebastian Koch und Paula Beer liefern hier hervorragende Leistungen, am Gesamtwerk spaltete sich die Kritik. Ob es der Regisseur, der mit „Das Leben der Anderen“ schon 2007 einen Oscar holte, überhaupt unter die finalen fünf für diese Kategorie nominierten Filme schafft, entscheidet sich erst am 22. Januar 2019. Vorher muss es „Werk ohne Autor“ im Dezember noch auf die Short List schaffen, die neun aus insgesamt 87 eingereichten nicht-englischsprachigen Filmen umfasst.
Bis dahin zeigen sich allmählich die filmischen Gewinner und Aufreger der letzten Festivalsaison in den Kinos. Anfang November startet beispielsweise der semi-experimentelle Dokumentarfilm „Touch Me Not“. Der Gewinner des Goldenen Bären bei der Berlinale 2018 wurde kontrovers aufgenommen, die Einschätzung der Filmkritik reichte von radikal und mutig bis sperrig und spröde. Die rumänische Regisseurin Adina Pentilies lotet darin die Grenzen menschlicher Sexualität aus. Auf Damian Chazelles erneute Kollaboration mit Ryan Gosling nach „La La Land“ mussten die ZuschauerInnen weniger lang warten: „Aufbruch zum Mond“ mit Gosling als Neil „kleiner Schritt für mich, großer Schritt für die Menschheit“ Armstrong, eröffnete erst im Sommer die Filmfestspiele von Venedig. Ebenfalls dort Premiere hatte das Remake von Dario Argentos Giallo-Kultfilm „Suspiria“ von 1977. Wie sich die von Regisseur Luca Guadagnino selbst als Hommage, nicht als Remake bezeichnete Neuauflage um eine Ballerina in einer verfluchten Tanzschule macht, kann ab Mitte November im Kino begutachtet werden. Guadagnino zufolge soll sein Freund Quentin Tarantino nach einer ersten Privatvorführung vor Ergriffenheit geweint haben. Ende November gibt es das neuste Skandalwerk von Lars von Trier auch für Normalsterbliche auf großer Leinwand zu sehen. Das dänische Enfant Terrible durfte mit seinem extrem brutalen Serienkiller-Film erstmals seit dem Eklat von 2011 wieder bei den Filmfestspielen von Cannes auftreten, wo „The House That Jack Built“ diesen Mai Premiere feierte.
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