Die luxuriösen Kaffeehäuser und die aufwändigen historischen Bäder erzählen von den güldenen Tagen in Budapest, als die mächtige Stadt auf den Reisewegen bekannter Künstler lag wie Prag und Wien. Zumindest im Frühling, nämlich dann, wenn das Frühlingsfestival startet, lebt die alte Zeit wieder auf. Europa sonnt sich an diesem einst kulturell in Vergessenheit geratenen Orte im Glanz seiner führenden Künstler, hier wird die Creme der Spitzenartisten der Künste eingeladen. Verschiedene Formate der Klassik und Oper werden beackert, aber auch Jazz und Weltmusik stehen auf dem Programm, Theater und Tanz werden geboten. Vieles erinnert an die großherrschaftliche Architektur von Wien, zahlreiche Palais beherbergen gediegene kleine Konzertsäle mit Stuck, Plüsch und ehrwürdigen Instrumenten. Das Potential für eine Kulturmetropole spiegelt sich in den großartigen Theatern und Opern- bzw. Konzertstätten, die diese einstige Doppelstadt an der Donau zu bieten hat.
Der Wille zum Anschluss an historische Größe findet auch auf politischer Ebene Rückhalt. Für das Marketing der jährlichen Kulturfestivals wurde schon vor Jahren ein akribisch arbeitendes Büro gegründet, das professionell und konstant arbeitet.
Seit dreißig Jahren verbreitet auch das „Budapest Festival Orchestra" den guten Ruf der ungarischen Musiker in der ganzen Welt. Jetzt hält „die kleine Pustapost" an der vom Konzerthaus Dortmund ausgerufenen „Zeitinsel Antonín Dvořák", um in einer viertägigen „Residence" den böhmischen Komponisten zu feiern. So erhält der Pott ein verspätetes Frühlingsfest, bei dem sich die Musikfreunde einmal mehr in den Sound dieses beliebten Komponisten einhören können: Dvořák in der Oper, in der Kirchenmusik, in der Sinfonie und im Solokonzert.
Ungarn selbst lieferte keine bis heute breitenwirksamen Kompositionen, ihr berühmtester Komponist Franz Liszt war zu Lebzeiten bereits bekennender Europäer. Das Ungarische landete im klassischen Bereich am frühesten mit den „Ungarischen Tänzen" vom Hanseaten Brahms einen internationalen Hit; auch wenn ein ungarischer Geiger ihnen Pate gestanden hatte: Made in Germany. Bestimmten ungarische Klänge auch schon Geheimnis-Krämerei in der Fledermaus von Johann Strauss – erst in der Csárdás-Fürstin schrieb mit Emmerich Kálmán ein Ungar die Musik, allerdings auch für Wien und die Blüte der Operettenkultur.
Die Oper „Rusalka" entführt in die tschechische Sagenwelt, zahlreiche Stoffe hat Dvořák auch als Sinfonische Dichtungen vertont. Der Dirigent Iván Fischer steht als Gründungsvater seinem Orchester vor, das die großen Werke wie die Sinfonie „Aus der Neuen Welt" oder das gigantische Requiem aufführen. Daniel Müller-Schott, unter der Beobachtung von Anne-Sophie Mutter gereifter international erfolgreicher Cellist, interpretiert Dvořáks Cellokonzert, einen ebenfalls internationalen Welthit des Tschechen, geschrieben in Amerika, geliebt in seiner heimischen Wirkungsstätte Prag an der Moldau, jetzt importiert aus Budapest.
„Zeitinsel Antonín Dvořák" | 15.-18.5. | Konzerthaus Dortmund | 0231 22 696 200
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