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Prüft das Zusammenleben mit ihrem Partner: Julia Koschitz in „Wie gut ist deine Beziehung?“
Foto: Presse

„Ein Film wie ein guter Tanzpartner“

31. Januar 2019

Julia Koschitz über „Wie gut ist deine Beziehung?“ – Roter Teppich 02/19

Julia Koschitz wurde 1974 als Österreicherin in Brüssel geboren. Nach ihrer Schauspielausbildung am Franz-Schubert-Konservatorium in Wien erhielt sie feste Engagements am Landestheater Coburg und am Theater Regensburg. Für Ralf Westhoffs „Shoppen“ stand sie erstmals vor einer Filmkamera. Rollen in Filmen wie „Ruhm“, „Hin und weg“ oder „Jonathan“ folgten. Nach „Der letzte schöne Herbsttag“ spielt sie nun für „Wie gut ist deine Beziehung?“ zum dritten Mal unter der Regie von Ralf Westhoff. Der Film läuft am 28. Februar in den Kinos an.

trailer: Frau Koschitz, regen Drehbücher wie dieses dazu an, sich über seine eigene Beziehung Gedanken zu machen und diese auf den Prüfstand zu stellen?

Julia Koschitz: Ich glaube, dass man sich in dieser Geschichte auf unterschiedliche Weise wiederkennen und zum Nachdenken angeregt werden kann. Selbst wenn man in keiner Beziehung lebt und die Parallelen eher auf seine Freundschaften bezieht. Ich mochte sehr, dass man ein Paar erlebt, das um seine Beziehung ringt und dabei in das Missverständnis zwischen Selbstoptimierung und Achtsamkeit gerät. Damit kann ich persönlich viel anfangen. Wenn ich mich um meine Beziehung kümmern will, dann sollte ich meine Aufmerksamkeit weniger auf mich richten, als auf den anderen.

Das Motto des Leinwandpaares ist „Keine Angst vor Veränderung“. Trifft das auch auf Sie zu?

Ich halte mich zwar eher für einen Menschen, der seine Komfortzone regelmäßig verlässt und versucht, die Grenzen auszutesten, aber bei genauerem Hinsehen kann ich mir diesen Satz auch mehr zu Herzen nehmen. Denn natürlich suche auch ich immer wieder Wege, die mir vertraut und bekannt sind, egal wie herausfordernd sie sind. Insofern trifft das Motto auch auf mich zu.

Es geht im Film auch auf mehreren Ebenen darum, „ein immer besseres Team zu werden“. Kann man das auch auf Ihre Zusammenarbeit mit Ralf Westhoff übertragen, mit dem Sie hier zum dritten Mal gearbeitet haben?

Auf jeden Fall. Es trifft auf jeden Regisseur zu, mit dem ich wiederholt gearbeitet habe. Beim Drehen hat man nicht viel Zeit, und Kommunikation in Stresssituationen kann oft unzulänglich oder sogar missverständlich sein. Je besser man sich kennt, weiß, was der andere sucht und was ihm wichtig ist, umso schneller kommt man zu einem guten Ergebnis.

Steve glaubt, dass „Frauen sowieso machen, was sie wollen“. Hatte Westhoff einen allzu männlichen Blick auf die Figuren, mussten Sie da regulierend eingreifen?

Dieser Satz kommt von Bob, und ich habe ihn immer als ironischen Kommentar auf seine emotional eindimensionale Sichtweise verstanden. Bob leidet unter seiner Trennung, die ihn wie aus heiterem Himmel trifft. Er war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er die Unzufriedenheit seiner Freundin gar nicht bemerkt hat, was wiederum Steve dazu bringt, den Stand seiner eigenen Beziehung in Frage zu stellen. Der Satz steht für Bobs Unvermögen, sich in die Sicht seiner Exfreundin zu versetzen.

Wie einige vorangegangene Westhoff-Filme arbeitet auch dieser mit Missverständnissen und ist damit nah an der Boulevardkomödie. Das scheint Sie als klassische Theaterdarstellerin aber nicht zu schrecken, richtig?

In dem neuen Film gibt es diese Elemente, aber nicht nur. Der Film ist unterhaltsam und dagegen habe ich überhaupt nichts. Er lädt einen aber auch sehr ernsthaft zum Nachdenken über das Thema Beziehung ein. Für mich ist der Film wie ein guter Tanzpartner, der sich dem Zuschauer anpassen kann. Sie wollen sich entspannen und Spaß haben, das geht. Sie wollen sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen, geht auch, dafür bietet der Film einige Denkanstöße. Und dieser zweite Punkt ist mir tatsächlich sehr wichtig. Würde er fehlen, wären wir beim Klamauk gelandet und dann hätte ich auch nicht zugesagt.

Die Dialoge wirken, wie oft bei Westhoff, sehr realistisch und sind doch sehr ausgefeilt. Haben Sie das gemeinsam erarbeitet oder stand das alles schon so genau im Drehbuch?

Es war in allen drei Filmen gleich, die Schauspieler wurden höflich gebeten, sich haargenau an den geschriebenen Text zu halten (lacht). Wobei ein, zwei Improvisationen gab‘s diesmal sogar. Die Genauigkeit dabei ist auch manchmal eine Herausforderung, verändert man das eine oder andere Wort, wird aber schnell klar, dass die Dialoge und der Humor in Ralfs Wortwahl gut funktionieren. Geholfen hat mir, dass wir auch diesmal viel geprobt haben, sodass beim Drehen keine offenen Fragen mehr waren und ich mich aufs Wesentliche konzentrieren konnte – auf die Situation und meinen Partner.

Carola arbeitet in einem Büro für Nachhaltigkeit. Könnten Sie sich so etwas auch vorstellen oder wäre Ihnen das zu dogmatisch?

Carola stellt große Konferenzen zu diesem Thema auf die Beine. Ich wäre mit diesen organisatorischen Dingen vermutlich überfordert, außerdem fühle ich mich in meinem Beruf auch ganz wohl (lacht). Aber das Thema interessiert mich. Carola geht dabei etwas dogmatisch vor. Eine belehrende Haltung führt aber meiner Meinung nach nicht unbedingt zu mehr Nachhaltigkeit, sondern eher zu einem genervten Umfeld. Wenn Carola bei der Anmoderation ihrer Konferenz sagt „fangen wir da an, wo es am ehesten möglich ist, bei uns selbst“, dann bin ich bei ihr. Kurz gesagt, ich bemühe mich nachhaltiger zu leben, ohne dabei belehrend oder dogmatisch zu sein.

Mit Westhoffs „Shoppen“ sind Sie zusammen mit anderen Theaterschauspielern erstmals auf der Kinoleinwand zu sehen gewesen. Was verbinden Sie heute mit diesem Film?

Den Schock, als ich mich zum ersten Mal auf der großen Leinwand bei den Hofer Filmtagen gesehen habe. Und eine echt schöne Zusammenarbeit mit lauter Menschen, die für kaum Geld Lust hatten auf diesen sehr engagierten Low-Budget-Film. Ich werde immer noch auf „Shoppen“ angesprochen und freue mich, dass dieser kleine Film einen so großen Weg gemacht hat.

Sie beeindrucken durch eine sehr kluge Rollenwahl und spielen durchweg in sehr hochwertigen Projekten. Lehnen Sie viel ab oder sind Sie eher auf dem Radar anspruchsvoller Filmemacher?

Ich bekomme zum Glück immer wieder spannende Rollen angeboten, der Fokus meiner Wahl bezieht sich aber erstmal auf das Buch. Ich beschäftige mich sehr ernsthaft mit den Drehbüchern und mein großer Wunsch dabei ist, bei Projekten mitzuwirken, die ich mir als Zuschauer selbst gern ansehen würde. Ich habe noch nie erlebt, wie aus einem schwachen Buch ein guter Film wird, und glaubwürdiges Spiel kann nur aus guten Geschichten und einem glaubwürdigen Charakter entstehen. Die Auswahl der Projekte macht tatsächlich einen großen Teil meiner Arbeit aus.

Interview: Frank Brenner

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