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Erzeugt für manche einen ähnlich unangenehmen Effekt wie Kreide auf Tafel: der Begriff PISA-Studie
Foto: Mira Moroz

Der schiefe Turm von PISA

26. September 2013

Die Schulleistungsstudie zeigte große Unterschiede in europäischen Bildungssystemen – Thema 10/13 Arme Mater

Finnland gilt als Sieger der PISA-Studien. Dort gehen die Kinder zwölf Jahre zur Schule. Das ist seit einigen Jahren auch in Deutschland der Fall. Müsste die Bundesrepublik nun nicht langsam mal gleichziehen mit Finnland? Wenn das so einfach wäre, stünden nahezu alle anderen Nationen im PISA-Ranking ebenfalls auf Platz 1. Die Ursache muss also eine andere sein. Dabei war das Hauptargument für die Umstellung auf G8 stets die Anpassung an den Rest Europas. Den Nutzen sieht man hierzulande leider eher wirtschaftlich: Die jungen Leute tragen schon ein Jahr eher zum Bruttosozialprodukt bei. Da rückt die Frage, ob die Reform den Schülern eher zum Vor- oder zum Nachteil gereicht, in den Hintergrund. Denn die ganze Reform bestand darin, dass der gleiche Stoff in kürzerer Zeit zu bewältigen ist. Nun stellt sich die Frage, welche Maßnahmen in den anderen EU-Ländern noch greifen, damit ihre Schulsysteme besser funktionieren. An den flämischen Schulen Belgiens beispielweise findet bereits ab dem 14. Lebensjahr eine deutliche Differenzierung in Richtung Talent und Berufswunsch statt. Die Kinder wählen zwischen kunstbildendem, technischem, beruflichem und allgemeinem Sekundärunterricht – unter Einbeziehung der Grundfächer. Man lernt also nur, was dem späteren Lebensweg nutzt. Und welcher ehemalige deutsche Gymnasiast, von Ärzten einmal abgesehen, fragt sich nicht, wofür er sich eigentlich jahrelang die Zähne an Latein ausgebissen hat? Auffällig dabei ist, dass die flämischen Schulen in Belgien wesentlich bessere Ergebnisse in den PISA-Studien lieferten als die Schulen der französischen und der deutschen Gemeinschaft in Belgien, deren Modelle näher an dem der Bundesrepublik liegen.

In Finnland werden schwächere Schüler nicht „nach unten abgeschoben“

Andere Länder punkten möglicherweise durch ihre Gesamtschulsysteme. In Dänemark besuchen alle Kinder eine einheitliche Volksschule bis zum neunten oder freiwilligen zehnten Jahr. Nur zehn Prozent der Jugendlichen geht danach in den Arbeitsmarkt über, der Rest verteilt sich auf Gymnasien und differenzierte Berufsschulen. Dänemark schneidet bei PISA aber schlechter ab als Deutschland. Gesamtschule allein scheint also nicht auszureichen.

Daher ein Blick auf den Testsieger Finnland. Gut, das Land hat einen geringen Anteil an Migranten und nur etwa ein Fünfzehntel der Einwohner Deutschlands – bei gleicher Fläche. Doch die Schulen können ihre eigenen Profile erstellen, es kommt zu höherem Wettbewerb untereinander. Die Klassen sind kleiner, der Einzelne wird stärker berücksichtigt. Schwächere Schüler werden nicht „nach unten abgeschoben“, sie erhalten zusätzlichen Einzelunterricht und bremsen den Rest der Klasse nicht aus. Obendrein liegt die Messlatte für Lehrer sehr hoch: Nur 40 Prozent der Bewerber werden zum Studium zugelassen. Finnische Lehrer müssen weniger unterrichten, können sich auf die Stunden so besser vorbereiten und rennen nicht in den Burnout. Es scheint sich herauszukristallisieren, dass die Reduzierung von 13 auf zwölf Jahre im Prinzip nicht unsinnig ist – Sinn macht sie jedoch nur im Rahmen weiterer Reformen, für die Deutschland vielleicht nicht mutig genug ist, für die Geld fehlt – oder deren Nutzen für die Wirtschaft der Politik einfach nicht kurzfristig genug ist.

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