Seit dem Kulturfördergesetz in NRW wird in Sachen Jazz gern gepriesen, geehrt und unterstützt. Das sind natürlich für die teilweise frei arbeitenden oder auf Vereinen fußenden Spielstätten willkommene Finanzhäppchen, wo täglich entstehende Löcher im Säckel oder menschenunwürdige Gagen für die agierenden Jazzmusiker angehoben werden können. Die Zeiten könnten also besser nicht sein, sogar gleich zwei international ausgerichtete Zentren für Jazz und aktuelle Musik nehmen konkrete Formen an, eines steht im Stadtgarten in Köln und eines (noch ohne Gebäude nur in Gedanken) in Berlin mit millionenschweren Förderungen durch die jeweiligen Länder und Städte.
Das Domicil, der amtliche Jazzclub in Dortmund, erbaut auch mit der Muskelkraft der Clubmitglieder, wurde auch schon vom Kulturstaatssekretär ausgezeichnet und mit Geld ausgestattet, in erster Linie für seine interessante und befruchtende Programmplanung. Ein solcher gut angedachter Abend schneit uns jetzt im Februar ins Haus, wenn Trommelklopper Billy Cobham, eine der letzten aktiven Legenden der für Drummer kraftaufwendigen Fusion-Ära, im Club gastiert.
Der Superdrummer mit der Spezialität Double-Bassdrum, um auch in der Tiefe Maschinengewehrsalven unter die Musik zu donnern, hat die älteren Jazzfreunde das Staunen gelehrt, als vor mehr als vierzig Jahren die Wirbel über die Toms (mehrere kleine Hänge- bzw. Standtrommeln) auf den geliebten Stereo-Lautsprechern von links nach rechts und wieder zurück fuhren – das war damals irre. Cobham trieb das Mahavishnu-Orchester mit den Gitarreros Carlos Santana und John McLaughlin an, 1973 erschien dann sein Debütalbum „Spektrum“, das ein Jahr darauf in die US-Charts aufstieg – für Jazzrock der Wahnsinn. Unter dem Titel dieser LP gründete er die Spectrum 40-Band, mit der er jetzt in Dortmund gastiert. Cobham spielt oft in Europa, weil er seit den Siebzigern in der Schweiz lebt – hier kann er einfacher sein Brot als amerikanischer Jazzstar verdienen. Jetzt, vor seinem 73 Geburtstag, darf man attestieren: Alles richtig gemacht.
Aber solche Legendenkonzerte wären nur halb so sinnvoll, wenn nicht im Beipackzettel des Programms eine weitere Band auftauchen würde. Preisgekrönt mit dem Europäischen Nachwuchs-Jazzpreis Burghausen, dem Krokus Jazzpreis und zwei Internationalen Jazzpreisen in Avignon und Paris sind Lammel/Lauer/Bornstein europaweit zu hören. Flotter Sound vom Pianotrio, mit Kontrabass und einem Drummer, der auch mal zum Besen greift, verspricht dies schöne Kontrastmusik. Und so hören die Altjazzer-Funkrockfans ohne Anstrengung und Extra-Anreise mal was anderes – so können Jazzprogramme funktionieren.
Billy Cobham „Spectrum 40“ | Supp.: Lauer Lammel Bornstein Trio | Fr 17.2. 20 Uhr | Domicil, Dortmund | www.domicil-dortmund.de
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