Mit einer Kopie kommt die ganze Sache ins Rollen. Diese lässt ein Filmverleih machen, um sie dann für einen entsprechenden Betrag an bestimmte Kinos zu schicken. Welche Lichtspielhäuser dabei eine Kopie bekommen, hängt insbesondere von dem mehr oder weniger fiktiven Prädikat „Filmregion“ ab. Großstädte wie Berlin, München oder Köln tragen diese Bezeichnung aber nicht nur, weil sie eine erhebliche Dichte an Kinos vorweisen können. Sie gelten vor allem als wichtige Standorte der deutschen Filmindustrie. Die Nähe zwischen Produktionsfirmen, Verleihern und Kinobetreibern ermöglicht hier insbesondere Filmen, die auf keiner großen Promotionwelle reiten können, bessere Ausgangsbedingungen, um einen Projektionsort zu finden. Würde man sich allein an das Kriterium einer dichten Kinolandschaft klammern, so bräuchte sich das Ruhrgebiet nicht gleich hinter diesen Filmzentren zu verstecken. Gleichwohl wissen einige Kinobetreiber ein wehklagendes Lied darüber zu singen, wie schwer es ist, kleine Filme auch ins Ruhrgebiet zu holen, den technischen Standard zu warten und ein aktuelles Programm zu gestalten. Es ist auch nicht mehr so, dass das Kino als Monopol der Filmauswertung oder als einziger innerstädtischer Treffpunkt fungiert.
All dies sind nicht gerade rosige Rahmenbedingungen und man möchte zum kulturpolitischen Agitator werden, der sich hier für mehr institutionelles Engagement einsetzt, damit das Ruhrgebiet seine Kinodichte aufrecht erhalten kann. Warum dies so wichtig ist, liegt auf der Hand. Auch in diesem Monat starten zwischen Rhein und Ruhr wieder mehr als zwanzig Filme, von denen viele internationale – im Sinne von nicht-amerikanischen – Produktionen sind. Es ist dabei keine Selbstverständlichkeit, eine solche Auswahl vorzufinden. Noch weniger darf man voraussetzen, dass sie von einem großen Publikum wahrgenommen wird. Und dies (hier ist jetzt Schluss mit der Kausalkette) hat wiederum Auswirkungen darauf, wie viele Filmkopien pro Monat in das Ruhrgebiet trudeln, denn die Kinos verdienen nicht am Film, sondern an den Eintrittskarten und dem „Popcorn“ (allgemeine Umschreibung für Essen und Trinken im Kino), also durch ihn.
Eine Art ideale Balance zwischen Guttenbergschem Glamour und besonderem Kommunalkino hält die Essener Lichtburg. Wo schon vor dem Kinostart die Stars zur Deutschlandpremiere ihres Films vorfahren, schlendert am Tag darauf das Essener Publikum wieder in den riesigen Theatersaal. Wir befragten in unserem Kino-Portrait die Kinoleiterin Marianne Menze zu dieser deutschlandweit einzigartigen Filmstätte. Außerdem traf sich trailer mit dem iranischen Regisseur Ali Samadi Ahadi, der diesen Monat mit „The Green Wave“, einem mit Animationen versetzten Dokumentarfilm über die grüne Revolution im Iran 2009, in den Kinos startet. Leider gibt es noch keine Kopie im Ruhrgebiet. Hoffen wir darauf, dass sich das schnell ändert.
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