Lange Jahre war der in der österreichischen Steiermark geborene Bodybuilder Arnold Schwarzenegger einer der zugkräftigsten Stars, die die Traumfabrik hervorgebracht hat. Seine Filme („Conan, der Barbar“, „Terminator“, „Twins – Zwillinge“, „Total Recall“, „True Lies“) waren durchweg Millionen-Blockbuster, für die der charismatische und muskelbepackte Darsteller Gagen kassierte, die sich in seiner Hochphase von Film zu Film verdoppelten und schließlich sogar die 20 Millionen-Dollar-Marke durchbrachen. Was für eine unbeschreibliche Karriere, zumal Schwarzenegger als Österreicher zeitlebens ein Außenseiter in diesem Business bleiben wird und in seinen ersten Rollen auch hart kämpfen musste, um sich in einer ihm fremden Sprache zu behaupten. Doch an Ehrgeiz hat es dem Thaler, der in seiner Jugend eine kaufmännische Lehre absolvierte und mit dazu beigetragen hat, dass Bodybuilding eine ernst zu nehmende Sportart wurde, nie gemangelt. Schon früh hegte er politische Ambitionen, weswegen es nicht verwundert, dass er später, nach Erwerb der US-Staatsbürgerschaft, auch als republikanischer Gouverneur von Kalifornien seine Fußstapfen hinterließ.
Seine Zeit als Politiker kostete er so lange aus, wie es ihm die Verfassung gestattete, und nachdem er nun seine Drittkarriere wieder beendet hat, startet Schwarzenegger nicht zu knapp wieder als Filmschauspieler durch. 2012 war ein Schwarzenegger-Jahr, denn nach seinem Gastauftritt in „The Expendables 2“ hat er auch wieder einige Filme als Top-Star abgedreht. „The Last Stand“ startet Anfang 2013, in dichter Folge werden „The Tomb“, „Ten“ und kurz danach auch die Fortsetzungen zu „Terminator“ und „Twins – Zwillinge“ folgen. Zudem brachte er mit „Total Recall – Die wahre Geschichte meines Lebens“ seine Memoiren auf den Markt, die gehörig für Wirbel sorgten. Die offenherzige Art, mit der er darin im Detail sein beeindruckendes Leben Revue passieren lässt, führte auch dazu, dass seine Ehefrau Maria Shriver, mit der er seit den späten 70er Jahren liiert und seit 1986 verheiratet war und vier Kinder hat, die Scheidung einreichte. In seiner offenherzigen Art berichtet Schwarzenegger in seiner Autobiografie nämlich auch von seinen außerehelichen Seitensprüngen, inklusive einer kurzen Affäre mit seiner Leinwandpartnerin Brigitte Nielsen, was seine Frau nicht ohne weiteres hinnehmen konnte.
„Total Recall“ liest sich dabei überaus spannend und kurzweilig, da angesichts dieser freimütigen Aussagen ein Arnold Schwarzenegger zum Vorschein kommt, der einem als Leser sehr nahe geht. Seien es seine einfache Herkunft, sein unbändiger Ehrgeiz und Mut, die ihn stets zu Höchstleistungen antrieben, oder seine Selbstkritik und sein soziales Engagement, die ihn als liebenswerten und bodenständigen Mann erscheinen lassen. Dass er sich schon früh als Republikaner begriff und deswegen auch häufig gegensätzliche Meinungen zu Maria Shriver vertrat, die dem Kennedy-Clan mit seiner langen demokratischen Tradition entstammt, wird von ihm an einer Stelle recht lapidar auf den Punkt gebracht: Die US-Demokraten mit ihren Sozialstaatsideen waren ihm schlichtweg zu österreichisch – dafür hätte er nicht nach Amerika auswandern müssen. Sein Buch, das es in der deutschen Übersetzung auf stattliche 670 Seiten bringt, wirkt durchweg sehr authentisch und ehrlich, zumal Schwarzenegger auch kleinere Gaunereien und seine Missgeschicke nicht ausspart. Man erhält den Eindruck, hier den Lebenserfahrungen eines eloquenten und sympathischen Menschen zu begegnen, der sich stets für die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Belange stark gemacht hat und dessen Erfolg in den verschiedensten Feldern nicht von Ungefähr kam. Keine Frage, Schwarzenegger kommt zurück – und wie!
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