Nach vier Jahren ist es endlich wieder soweit. Die Filmfestivals feiern ihr physisches Comeback – ohne Mindestabstand und andere Beschränkungen, sondern endlich wieder mit vielen Menschen, Filmgesprächen, Premieren und Gästen.
Am 18. April startet das Internationale Frauenfilmfest in Dortmund und mit einem Auswahlprogramm in Köln. Seit 40 Jahren verschreibt sich das Festival der weiblichen Perspektive und nimmt Filme von Frauen verschiedener Sektionen in den Fokus. Mit dabei sind jede Menge Deutschlandpremieren, wie beispielsweise die Doku „All the Beauty and the Bloodshed“ in der Sektion „Panorama“, welche Dokumentar- und Experimentalfilme über frauenrechtliche und genderspezifische Themen in den Fokus nimmt. Die Doku widmet sich der amerikanischen Fotografin Nan Goldin. Sie portraitierte ihr queerfeministisches Umfeld, um Dragqueens, nonbinäre Menschen sowie ihre Liebhaber:innen und löste mit einer aktivistischen Arbeit im Kollektiv einen Pharmaskandal aus. Die Sektion „Fokus“ lädt hingegen unter dem Motto „Wir sind Kompliz:innen“ zu feministischer Solidarität quer durch die Kinogeschichte ein und macht u. a. in der Frühzeit des arabischen Kinos Halt sowie bei Musikvideos von Peaches oder Kathleen Hannah, die dem Feminismus in den 1990er und 2000er Jahren einen ganz neuen Anstrich gaben. Natürlich kommen auch die konventionellen Wettbewerbe nicht zu kurz, in denen aktuelle und internationale Langfilme vorgestellt werden. Zudem bietet das Festival zahlreiche Formen des Austauschs wie Workshops, Vorträge und Werkstattgespräche an und ist damit in Deutschland in der Förderung für die Filmkultur von Frauen ganz oben mit dabei.
Kurz danach, am 26. April, starten die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Das älteste Kurzfilmfestival Deutschlands hat sich schon seit 1954 der kurzen Form verschrieben und gibt dem leider oft so gering beachteten Kurzfilm eine Bühne. In ihrer 69. Ausgabe widmen sich die Kurzfilmtage in großem Themenprogramm dem Phänomen „Machinima“, das sich über die letzten Jahre zu einem eigenständigen künstlerischen Medium entwickelt hat. „Machinima“ nutzt Videospiele oder Spiele-Engines, um Bewegtbilder zu produzieren. Dabei entstehen subversive Bewegtbildexperimente, die die Konventionen der Gamingwelten hinterfragen und ad absurdum führen. In 8 kuratierten Kurzfilmprogrammen sowie einer Live-Performance gehen die Kurzfilmtage diesem Phänomen nach. In der Sektion „Profile“ dreht sich alles um Retrospektiven herausragender Kurzfilmer:innen. Im Fokus stehen hier u.a. die Avantgarde-Filmemacherin Lynne Sachs und ihre Bolex sowie die japanische Künstlerin Chikako Yamashiro, die sich der Geschichte ihrer Heimat Okinawa widmet. Neben den Wettbewerben für nationale und internationale Produktionen feiert der Musikvideopreis sein 25-jähriges Bestehen. Früher noch fast verpönt, wurde das Musikvideo viel zu lange nur als Beiwerk zur Musik verstanden, anstatt als eigenständige Kunstform. 25 Jahre Festivalgeschichte überzeugen vom Gegenteil und so werden zum Jubiläum nochmals alle Gewinner:innenvideos seit 1999 auf Leinwand gezeigt.
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