Künstliche Intelligenz ist der einzige Faktor, der eine Prognose für die Zukunft schwierig macht. Umweltkatastrophen, Biohazard, Genmanipulationen, alles Käse, Schnee von vorgestern. Frage: Wird der Mensch als Kohlenstoffeinheit überleben? Niemand weiß etwas. Aber genau diese Frage ist Teil der Lesung „Ein Manifest für Cyborgs“ von Donna J. Haraway und „Also sprach Golem“ von Stanislaw Lem. Insbesondere den Text der Biologin Haraway von 1985 sollte man kennen, die eine Zukunft mit technologisch gebauter Menschheit oder als Hybrid aus Mensch und Maschine vorgedacht hat. Die Lesung ist Teil von WortWortWort, dem Festival des geschriebenen und gesprochenen Wortes im digitalen 21. Jahrhundert. Es untersucht in der Bochumer Rotunde die Auswirkungen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz auf Produktion, Formen und Inhalte von fiktionalem und nicht fiktionalem Text.
Ein weiteres Highlight könnte der Hörspielworkshop „Max hat die Gruppe verlassen“ in der Goldkante werden. Hier wird das neue Erzählen im digitalen Zeitalter geprobt und am Ende soll ein durch die Teilnehmer geschriebenes und produziertes zweiteiliges Hörspiel entstehen. Papier, Bleistift oder Aufnahmegeräte bleiben da in der verstaubten Schublade. Als Werkzeuge für lausige oder auch schnittige Gedanken dienen die durch alle Teilnehmer genutzten Instant-Messaging-Dienste wie WhatsApp, Telegram, Threema, Facebook, Twitter, Instagram oder Snapchat. Die mit diesen schicken Apps bereits im Alltag produzierten Dialoge dienen somit als Grundlage einer Reflexion über Sprache und Narration sowie als Inspiration für die Produktion eines Hörspiels.
Drei selbst ernannt sprachverliebte Humanoiden – Sandra Da Vina, Tobi Katze und Katinka Buddenkotte – machen da lieber gleich große Worte. Ihre Buchstaben-getreue Reise führt an den Rand der Realität und über die Grenzen der Zeit hinaus. Zwischen Electro Beats und straighten Gitarrenriffs suchen sie neue Arbeitsfelder für die schreibende Zunft. Im Journalismus scheint es die ja wohl nicht mehr zu geben.
WortWortWort Festival | 24. - 28.9. | Viktoria.Quartier, Bochum | wortwortwort.digital
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Keine Angst vor Gewittern
„Donnerfee und Blitzfee“ von Han Kang – Vorlesung 09/25
Roman eines Nachgeborenen
„Buch der Gesichter“ von Marko Dinić – Literatur 09/25
Süß und bitter ist das Erwachsenwerden
„Fliegender Wechsel“ von Barbara Trapido – Textwelten 09/25
Geteilte Sorgen
„Lupo, was bedrückt dich?“ von Catherine Rayner – Vorlesung 08/25
Augen auf Entdeckungsreise
„Jetzt geht’s los!“ von Philip Waechter – Vorlesung 08/25
Düster und sinnlich
„Das hier ist nicht Miami“ von Fernanda Melchor – Textwelten 08/25
Erste Male zwischen den Welten
„Amphibium“ von Tyler Wetherall – Literatur 08/25
Die Kraft der Erinnerung
„Das Geschenk des Elefanten“ von Tanja Wenz – Vorlesung 07/25
Eine wahre Fluchtgeschichte
„Wie ein Foto unser Leben rettete“ von Maya C. Klinger & Isabel Kreitz – Vorlesung 07/25
Alternative Realität in Tokyo
„Tokyo Sympathy Tower“ von Rie Qudan – Literatur 07/25
Zart und kraftvoll zugleich
„Perlen“ von Siân Hughes – Textwelten 07/25
Flucht ins Metaverse
„Glühfarbe“ von Thea Mantwill – Literatur 06/25
Magischer Realismus
Charlotte Brandi liest in Dortmund aus ihrem Debütroman „Fischtage“ – Lesung 08/25
Bis zur Neige
„Der Durst“ von Thomas Dahl – Literatur 06/25