Sie starten wieder durch, die Konzerthallen im Umland. Es werden ja immer mehr, denken wir an Gerüchte aus Aachen und an Tatsachen aus Bonn, an Bochumer Träume und Duisburger Realitäten. Und es geht den Betreibern und Programmmachern wie den heutigen Künstlern selbst – es reicht nicht mehr, einfach nur Spitze zu sein bzw. Spitzenkünstler zu verpflichten. Das Besondere, das den Künstler mit einer Aura umweht und ein Konzert zum Event veredeln kann, setzt erst den erwünschten Strom der Kulturverbraucher in Bewegung. Knapp 200.000 Leute wollten zum Beispiel sehen, wie ein komplettes Bühnenbild von 200 Tonnen leicht und leise nach hinten kippt und ein neues Bild freigibt, ein Szenario mit Hunderten Statisten – so geschehen in der „Tosca“ der Bregenzer Seefestspiele, einer einzigartigen Komposition aus lauter Musik, riesigem Bild, pfeifendem Wind und süßer Landschaft. Aber so imposante, musikalisch stets zweifelhafte Monumentalkompositionen, eine Sommerimpression gibt es nur beim Freilicht- Spektakel. Die Konzerthäuser in Dortmund und Essen locken aber auch längst nicht nur mit außergewöhnlich guten Orchestern – im September eröffnet das Konzerthaus Dortmund mit dem London Symphony Orchestra und Daniel Harding (5.9.), die Philharmonie Essen feiert ihre erste Jubiläumsspielzeit (5 Jahre) mit New York Philharmonic und Lorin Maazel (5./6.9.) – auch bisherige Fremdkörper beschallen die heiligen Hallen. So darf der Musikfreund in Dortmunds feinster Musikhalle die Band „Tomte“ (25.9.) belauschen, sie produziert deutschen Indie-Rock, und ihre erste CD hieß „Du Weißt Was Ich Meine“, wenn … In Essen startet die Blackmore`s Night (2.9.), eine musikalische Liaison zwischen dem gleichnamigen Gitarristen Ritchie und der Sängerin Candice Night, sie spielen Renaissance-Folk-Rock. Der Essener Intendant ist für sein Programm der letzten Spielzeit ausgezeichnet worden, und er ist tatsächlich mit ganzem Herzen dabei. Nur die Besten haben bei ihm eine Chance. In seinem noch immer frischen Haus gastiert auch die „George Gruntz Concert Jazz Band“ (18.9.). Nach Angaben von „Radio France“ ist sie die „beste zeitgenössische Big Band in der Welt“ – für dieses Urteil muss die Jury unter Drogen gesetzt worden sein. Aber der Schweizer Professor Brinkmann des Jazz ist ein verdienter Mann mit vielen genialen Musikernamen in seinem Adressbuch, das Konzert wird bestimmt spitze. Eine ganz alte Disziplin der Organistenelite, die spontane Improvisation in jedweden Idiomen, pflegt die Pianistin Gabriela Montero aus Venezuela (12.9. um 22.45 Uhr im Konzerthaus Dortmund). Sie interpretiert brillante Literatur von Barock bis Moderne, dann beginnt der Nachschlag, das Besondere: Das Publikum nennt Themen oder singt sie gleich vor, in Köln wurde es „Mer losse der Dom en Kölle“: Kollektive Freude beim mächtigen Eigengesang wie beim swingenden Ergebnis aus dem Flügel. Auch die jungen Jazzpianisten springen gern mal über die Genre- Grenzen. Das Jean-Paul Brodbeck-Trio hat sich jetzt Peter Tschaikowskys Musik gewidmet. Der Schweizer Virtuose setzt auf die Lieder des russischen Tonsetzers, von denen einzig „Nur wer die Sehnsucht kennt“ ein echter Ohrwurm im Konzertsaal ist.
www.philharmonie-essen.de, www.konzerthaus-dortmund.de
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