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Ist auf die Blickwinkel des Kinomonats Novembers gespannt: Lisa Mertens

Mit weitem Blick

31. Oktober 2013

Jubilare, Festivals und Grenzauflösungen – Vorspann 11/13

25 Jahre ist es bereits her, dass Bruce Willis als John McClain langsam starb, 25 Jahre, dass Jamie Lee Curtis als Wanda einen Angriff auf die Lachmuskeln startete, 25 Jahre, dass Tom Cruise seinem autistischem Filmbruder Dustin Hoffman erklärte, dass Einkaufszentren scheiße sind. Doch trotz der nun sogar zu Klassikern erhobenen Filme war 1988 kein gutes Jahr für die Kinos. War das Jahrzehnt kein gutes für die Kinos. Das Kinosterben setzte sich fort. Und dennoch entstand in Bochum mit dem Endstation.Kino ein neues Kino. Im alten Wartesaal der 1. Klasse des ehemaligen Bahnhofs Langendreer richtete sich das zunächst als Studio konzipierte Kino mit 86 Plätzen ein und etablierte sich in den folgenden Jahren zu einem erfolgreichen Programmkino.

Zur Feier des 25jährigen Bestehens geht das Endstation.Kino am 17.11. dorthin zurück, womit alles begann, zu Buster Keatons Stummfilmklassiker „Der General“. Begleitete damals der noch recht unbekannte Helge Schneider am Klavier, übernimmt diese Rolle nun der renommierte Stummfilmpianist Joachim Bärenz. Ein paar Dinge haben sich im letzten Vierteljahrhundert eben gewandelt. Auf eine längere und durchwachsenere Geschichte blickte im Oktober die Lichtburg in Essen zurück, die ihren 85. Geburtstag ganz in der Tradition eines Premierenkinos mit zahlreichen Ur- und Erstaufführungen und Rotem Teppich feierte. Mit der größten Wurlitzer-Orgel Europas 1928 eröffnet und nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Trümmern aufgebaut, avancierte die altehrwürdige Lichtburg zum Premierenkino in den 1950ern und begrüßte Stars wie Romy Schneider, Zarah Leander und Gary Cooper. Aufgrund der Verschlechterung der finanziellen Lage in den folgenden Jahrzehnten drohte in den 1990ern der Umbau in ein Einkaufszentrum. Die Essener Filmkunsttheater nahmen sich des Problemkinds an und fanden Unterstützer in Politik und Medien, so dass es seit 2003 mit der Deutschlandpremiere von „Das Wunder von Bern“ wieder hauptsächlich Filmkunst zeigt und weiterhin fester Bestandteil der Kinolandschaft im Ruhrgebiet ist.


Im November sind die Essener Filmkunsttheater Gastgeber eines der vier Festivals der Region, gehen dabei weit in den Osten bis nach Russland und feiern ein weiteres Jubiläum. Das 10. Festival der russischen Kultur wartet vom 24. bis 28.11. mit Klassikern des russischen Films auf sowie mit vielen Deutschlandpremieren und Filmgesprächen. Eine Chance, das womöglich entfremdete Land neu zu entdecken. Selbiges gilt auch für das auf deutschsprachigen Film spezialisierte Kinofest Lünen. Eingeschränkt ist hier auch nicht das Spektrum der Filme, vielmehr beweist das Festival am nordöstlichsten Rand des Ruhrgebiets, dass der deutschsprachige Film sich an Experimente und Grenzen wagt. Vom 21. bis 24.11. ist Independent-Filmer und Ideenbündel Axel Ranisch ebenso zu Gast wie Mario Adorf. In einer der westlichen Städte des Ruhrgebiets wiederum konzentriert sich die 34. Filmwoche Duisburg (4.-10.11.) auf den deutschsprachigen Dokumentarfilm. Unter der Devise „Im Bilde sein“ tritt das Festival aus dem Bild heraus, um zu reflektieren, um im Bilde zu sein. Ein vermeintlich engeres Bild zeichnet das 21. blicke-Filmfestival des Ruhrgebiets vom 21. bis 24.11. Mit dem Fokus auf Filmschaffende der Region schaut das Festival aus dem Ruhrgebiet hinaus und scheut sich auch nicht, in kritischen Diskussionen den Weg der Filmästhetik angesichts des Einflusses des Internets zu beleuchten.

Man lasse sich daher von den Namen der vier Festivals nicht täuschen. Sie verblüffen mit einem weiten Blickwinkel. Und solange das gegeben ist, wird es auch in den folgenden Jahrzehnten große Jubiläen in der hiesigen Film- und Kinolandschaft zu feiern geben.

LISA MERTENS

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