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Versammeln statt Verrohen
Foto: Mika Baumeister/unsplash

Lass mal helfen

31. Juli 2019

Tausende engagieren sich gegen Unrecht

Wenn man sich abends die Nachrichten anschaut, kommt schnell der Gedanke auf, dass die Welt zunehmend verroht. Tausende Menschen ertrinken im Mittelmeer während die Weltgemeinschaft zuschaut. Zeitgleich regen sich Menschen auf, dass „Arielle, die Meerjungfrau“ demnächst von einer schwarzen Schauspielerin dargestellt wird.

Da hilft es, sich vor Augen zu führen, dass viele Menschen momentan etwas richtig machen. Zum Einen halten sie mit Empowerment und Rhetorik gegen rassistische Disney-Kritiker*innen. Zum Anderen versuchen zahlreiche Aktivist*innen, so viele (reale) Menschen wie möglich aus den Fluten zu retten und an Land zu bringen. Eine davon ist die Sea-Watch-3-Kapitänin Carola Rackete. Bis vor wenigen Wochen war ihr Name noch weitestgehend unbekannt. Sie tat, was sie tat, weil sie überzeugt ist, dass jedes Menschenleben wichtig ist.

Nun entschied sie sich am 12. Juni – gegen das Verbot der Behörden – in den Hafen von Lampedusa einzulaufen, um die 42 Geflüchteten, die sie an Bord hatte, in Sicherheit zu bringen. Prompt wurde sie verhaftet. Ebenso prompt gab es aber auch Protest, sowohl on- als auch offline.

Eine Protestaktion stach dabei besonders hervor: Die beiden politisch engagierten Moderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf, welcher bereits zusammen mit Joko Winterscheidt 15 Minuten gewonnene Sendezeit dafür nutzte, um wichtigen Stimmen einen Raum zu geben, starteten kurze Zeit nach Bekanntgabe der Festnahme eine Spendenaktion. Mit dem gesammelten Geld wollen sie den Organisationen Sea-Watch, Civilfleet, Solidarity at Sea, Sea-Eye und Seebrücke finanziell unter die Arme greifen. In wenigen Stunden verbreitete sich ihr Aufruf über die sozialen Medien und brachte mittlerweile rund eine Million Euro zusammen. Über 35.000 Menschen entschieden sich dazu, den Seenotretter*innen zu helfen. Das Geld der Spendenaktion, die noch bis Ende Juli läuft, kommt auf ein Treuhandkonto, wo die Organisationen „eigenverantwortlich, gemeinschaftlich und demokratisch“ entscheiden können, wie es eingesetzt werden soll.

In ihrem Aufruf schreiben Böhmermann und Heufer-Umlauf „Wer Menschenleben rettet, ist kein Verbrecher! Wer sein Leben einsetzt, um das Leben anderer zu retten, wird niemals ein Verbrecher sein! Nirgendwo auf der Welt und schon gar nicht in unserem freien, demokratischen und freundlichen Europa“ und „Diesem Unrecht tatenlos zuzusehen, ist keine Option.“ Um nicht einfach tatenlos dabei zuzusehen, wie Unschuldige, die helfen wollen, eingesperrt werden, nutzen sie ihre mediale Präsenz dazu, Gutes zu tun. Und die als unpolitisch und faul verschrienen Millenials hören zu. Noch wichtiger: Sie sparen sich quasi den nächsten Starbucks-Kaffee, der ihnen angedichtet wird, und helfen lieber beim Helfen.

Das ist nicht nur bitter nötig, sondern auch ein wichtiges Signal an die Bundesregierung: ein Signal, das ankommt. So benutzte Bundespräsident Steinmeier in einem Interview den Satz „Wer Menschenleben rettet, kann nicht Verbrecher sein“ und zahlreiche Politiker*innen äußerten sich bereits kritisch zur Verhaftung. Wirklich getan haben sie aber im Gegensatz zu den vielen Spender*innen und Aktivist*innen nichts. Diese hingegen zeigen immer wieder, dass die Welt, in der wir leben, rau ist. Aber nicht verroht.


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Ava Weis

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