Hat hier jemand etwas von Sommerloch gesagt? Die Fußballmeisterschaften mögen im Sommer 2017 vielleicht pausieren, die Kinos an der Ruhr tun das aber auf keinem Fall. Der August ist voll mit Komödien und vielen neuen und alten Leinwandhelden. Den Anfang macht das Remake um die Science-Fiction-Saga der 60er und 70er Jahre: „Planet der Affen: Survival“ knüpft direkt an seinen Vorgänger an und zeigt uns ein weiteres Kapitel um den Moses der Affen „Caesar“. Mit Dustin Hoffman in „Die Reifeprüfung“ und Arnold Schwarzenegger in „Terminator 2“ treffen wir derweil auf zwei altbekannte Leinwandhelden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, dafür aber beide nochmal auf die große Leinwand zurückkehren; beide Klassiker wurden von Studiocanal aufwendig restauriert und sind nun in 4K zu sehen, „Terminator 2“ sogar erstmals in 3D. Vielleicht ist das Segen und Fluch des digitalen Kinos zugleich, dass wir Filmklassiker wieder vermehrt im Kino sehen können, die in völlig neuem Gewand restauriert aber das Organische des analogen Kinos vermissen lassen. Doch die Retrospektive kann man nicht nur konsumieren, sie lässt auch neuen Stoff entstehen: In „Sie nannten ihn Spencer“ reisen zwei Bud-Spencer-Fans quer durch Europa, um ihr großes Idol persönlich kennenzulernen. Ein Roadtrip zweier selbstironischer Nerds, der zugleich Dokumentation ist und viele der Weggefährten um die Leinwandlegende zu Wort kommen lässt. Und auch ein altbekannter Serienheld wird erneut zum Leinwandheld: In „Die Bullyparade – Der Film“ kommt gleich ein ganzer Episodenfilm um die beliebtesten Figuren der Bullyparade aus Galaxiereisenden, Blutsbrüdern und Königskindern von Michael „Bully“ Herbig in die Kinos.
Der August ist auch wieder Monat des Christopher Street Day, der trotz der Ehe für alle auch in Zeiten wieder steigender Homophobie die Geschlechtervielfalt zelebriert und vielleicht auch zelebrieren muss. So blicken die Essener Filmkunsttheater mit zwei Filmen genau auf das gesellschaftliche Minenfeld zwischen gleichgeschlechtlicher Zuneigung zweier muslimischer Frauen in „I can’t think straight“ am 2. August im Astra sowie dem Drama „Una mujer fantastica“ am 29. August in der spanischen Ciñol-Ausgabe im Filmstudio Glückauf. In diesem Sommer lässt sich außerdem wieder Freiluftkino an der Ruhr schnuppern; ganz vorne mit dabei ist das Stadtwerke Sommerkino in der wunderschönen Kulisse des Landschaftsparks Nord. In einem Setting aus Industriekultur, Strand und Palmen lassen sich in Duisburg noch bis zum 20. August die besten Arthouse-Streifen und Blockbuster der vergangenen Monate sowie die neuesten Filmstarts sehen, Höhepunkt vielleicht der Konzertfilm „Rammstein Paris“ im Mitternachtskino am 19. August. Deutlich „romantischer“ hingegen geht es im Open Air Kino der Herner Filmwelt im Innenhof des Schloss Strünkede zu: Hier lässt sich zwischen dem 16. und dem 19. August das Freilichtflimmern genießen. Und auch Dortmund und Bochum laden wieder zum Freiluftkino: Im Westfalenpark zeigt die PSD Bank aktuelle Starts, während das endstation.kino in Bochum seinen Hinterhof öffnet und eher intimen Open-Air-Flair für den Cineasten mit Jim Jarmusch und Co. verbreitet. So ist auch im August nichts von sommerlicher Lethargie zu spüren, kein Sommerloch also.
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