Griechenland oder der laufende Huhn
Österreich 2022, Laufzeit: 96 Min., FSK 12
Regie: Eva Spreitzhofer, Claudia Jüptner-Jonstorff
Darsteller: Thomas Stipsits, Claudia Kottal, Katharina Straßer
>> www.filmweltverleih.de/cinema/movie/griechenland-oder-der-laufende-huhn
Coming-of-Age-Komödie in Griechenland
Hotelerbe will auf eigenen Füßen stehen
„Griechenland oder Der laufende Huhn“ von Claudia Jüptner-Jonstorff und Eva Spreitzhofer
An einem lauen Sommernachmittag trifft ein Bote auf dem Dorfplatz einer kleinen griechischen Insel ein. Er verkündet eine wichtige Botschaft: „Der Österreicher ist tot!“ Sofort wissen die Dorfparteien, was zu tun ist. Während der Bürgermeister Ilias (Kostas Antalopoulos), gleichzeitig einziger Notar sowie Taxifahrer, sofort die Chance wittert, das Grundstück des Verstorbenen gewinnbringend zu verkaufen, will eine Gruppe selbstbewusster Frauen um Raina (Claudia Kottal) genau das verhindern. Kreativ, quirlig und immer mit einer Flasche Schnaps in der Schublade versuchen sie, den Sohn und Erben des Verstorbenen auf ihre Seite zu ziehen – und nehmen es dabei mit der Wahrheit nicht immer ganz so genau.
Tatsächlich wird Johannes Hofbauer (Thomas Stipsits, gleichzeitig Drehbuch-Co-Autor), der kurz darauf auf der Insel eintrifft und zuvor nichts über seinen leiblichen Vater wusste, nach Strich und Faden über den Tisch gezogen – eine Behandlung, die der tollpatschige Held eine lange Zeit duldsam erträgt. Charmant deplatziert die Komödie den 38-jährigen Hotelerben, der mit dem Ausflug nach Griechenland zum ersten Mal in seinem Leben Distanz gewinnt zu den Personen, die sein gesamtes bisheriges Leben dominierten – seine Mutter Christine (Mona Seefried), sein Ziehvater Friedrich (Erwin Steinhauer) und seine Verlobte Julia (Katharina Straßer). Sie alle hacken auf ihm herum – bis der laufende Huhn beginnt, seine eigenen Eier zu legen.
Während die Coming-of Age-Geschichte des erwachsenen Mannes sympathisch transportiert wird, wirken die rahmenden Episoden der Handlung hölzern aufeinandergesetzt. Vor allem die Stimmungswechsel kommen ungeahnt – war Johannes Mutter noch in der einen Minute die vernünftige Ehefrau des Hoteliers, versinkt sie in der nächsten bereits mit einer Zigarre im Mundwinkel in den Erinnerungen an wilde Hippie-Partys. Eine Assoziation mit dem erfolgreichen „Mamma Mia“-Film (2008) ist unvermeidlich, die durch die musikalische Affinität der Hauptfigur und durch die Pläne zum Hotelbau auf der Insel noch erhöht werden.
Trotz wenig Feinschliff handelt es sich um eine gelungene Dekonstruktion österreichischer Gemütlichkeit. Die Komödie, die Anfang des Jahres zum Publikumsschlager in Österreich wurde, dürfte auch in Deutschland Sympathien ernten. Die Lust auf die Leichtigkeit eines sommerlichen Inselurlaubs wird jedenfalls geweckt.
(Anna Breidenback)
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