Er ist wieder da
Deutschland 2015, Laufzeit: 115 Min., FSK 12
Regie: David Wnendt
Darsteller: Oliver Masucci, Fabian Busch, Christoph Maria Herbst, Katja Riemann, Franziska Wulf, Michael Kessler, Katja Riemann, Lars Rudolph
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Originelle Adaption einer bissigen Satire
Na dann gute Nacht!
„Er ist wieder da“ von David Wnendt
Der gleichnamige Roman von Timur Vermes bildete bereits eine gelungene Satire auf Medien, Gesellschaft und Politik. Jetzt wird Adolf Hitlers Zeitreise in unsere Gegenwart auf die Kinoleinwand geholt. Regisseur David Wnendt aber belässt es nicht bei einer puren Adaption. Bevor die Dreharbeiten losgingen, war er bereits mit seinem Hitler-Darsteller Oliver Masucci durch Deutschland getourt und hat ihn mit geschulterter Kamera auf das Volk los gelassen. So stieß Masucci mit Scheitel, Stummelbart und Uniform sowohl auf Personen des öffentlichen Lebens als auf das Volk selbst. Die Reaktionen seiner Gegenüber sind in den Spielfilm eingeflochten.
„Er ist wieder da“ erzählt davon, wie Hitler in Berlin des Jahres 2014 erwacht. Quietschlebendig, nur eben nicht ganz up to date. Ein Zeitungskrämer (Lars Rudolph) versorgt ihn mit Tageszeitungen, die Hitlers Wissen auf den neuesten Stand bringen. Schon bald aber stößt der führungslose Führer auf das Fernsehen. Er erkennt schnell die Möglichkeiten des Mediums, ein Journalist namens Sawitzki (Fabian Busch) wittert in dem Zeitreisenden seine Chance. Es dauert nicht mehr lang, und Herr Hitler beherrscht Schlagzeilen, Prime Time und Social Media. Und die Medienverantwortlichen (Katja Riemann, Christoph Maria Herbst, Michael Kessler) buhlen hartnäckig um seine Gunst.
Der Transfer ist gelungen, die Satire funktioniert auch im Kino. Spielszenen und dokumentarisches Material sind so verwoben, dass die Zuordnung mitunter verschwimmt. Doch das ist einerlei, denn entlarvend sind Realität und Fiktion gleichermaßen. Am Ende bleibt hängen, dass ein Typ wie Adolf Hitler heutzutage cool genug ist, um alle Altersgruppen zu erreichen. Und dass der vermeintlich falsche Führer genug Potenzial in Deutschland für seine Ziele entdeckt. Stammtischrunden, AfD-Sprecher, Wutbürger: „Damit kann man arbeiten!“, resümiert der Visionär des Tausendjährigen Reichs und bekommt eine zweite Chance. Klar funktioniert das alles nur unter der Prämisse, dass ihn keiner für den „Echten“ hält, weder die Charaktere des Drehbuchs noch Menschen auf der Straße. Doch Volkes Schnauze spricht für sich. Und Autor Vermes hatte bereits in der Vorlage glaubwürdig die Strukturen der Medien offengelegt, die für die Quote und den Titel jegliche Skrupel verlieren und sich dem Bösen mit noch Böserem anbiedern. Und Hitler erkennt, warum: „Weil sie im Herzen so sind wie ich.“ Das Geniale: Jene skrupellosen Medienmacher werden am Ende von Hitler selbst vorgeführt und lächerlich gemacht. Und am Ende vor allem diejenigen unter uns, die von sich behaupten, Hitlers Idee weiter zu tragen.
Oliver Masucci spielt überzeugend, verfällt nur gelegentlich in eine Süffisanz, die man von einem Hitler nicht erwartet. Aber vielleicht ist ja eben das näher am Wesen des Volksverführers dran als vermutet. Einzig mancher Erzählstrang rund um das Muttersöhnchen Sawatzki wirken schotenhaft aufgesetzt. Drum herum jedoch anregende, freche und gut gespielte Unterhaltung, die von vielerlei Kurzauftritt der Prominenz ironisch getragen wird. Und Regisseur Wnendt inszeniert nach seinem themenverwandten, aber ungleich ernsten „Kriegerin“ souverän meisterlich.
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