
Ein Dorf sieht schwarz
Frankreich 2016, Laufzeit: 94 Min., FSK 0
Regie: Julien Rambaldi
Darsteller: Marc Zinga, Aïssa Maïga, Bayron Lebli
>> www.ein-dorf-sieht-schwarz.de
Sympathische Außenseitergeschichte
Die Anderen
"Ein Dorf sieht schwarz" von Julien Rambaldi
Im Jahr 2017 sind die Menschen in Europa verunsichert. Mehr und mehr Flüchtlinge versuchen, Asyl zu beantragen und hier Fuß zu fassen. Viele Bürger haben Angst vor dem Fremden und Unbekannten und gehen dadurch den neuen Rechten auf den Leim, die in ihren Reden nationale Belange in den Mittelpunkt stellen und das Fremde und Unbekannte verdammen. Dass diese Einstellungen nicht neu sind und sich im Laufe der Geschichte immer wieder auf die unterschiedlichste Weise wiederholen, dafür ist nun Julien Rambaldis Film „Ein Dorf sieht schwarz“ ein liebenswertes und anschauliches Beispiel. Die Geschichte, die im Jahr 1975 spielt, hat sich seinerzeit tatsächlich zugetragen. Und dass man nun gerade heute auf die Idee gekommen ist, sie als Vorlage für einen großen Unterhaltungsfilm zu nutzen, hängt sicherlich auch mit der Fremdenfeindlichkeit und den Parolen unserer Tage zusammen.
Seyolo Zantoko (charmant: Marc Zinga) hat an einer französischen Universität studiert und gerade sein Diplom als anerkannter Allgemeinmediziner in der Tasche. Der gebürtige Kongolese sieht im Jahr 1975 seine Zukunft in Frankreich, weswegen er auf das Angebot des Bürgermeisters (Jean-Benoït Ugeux) eines Provinzkaffs namens Marly-Gomont eingeht, sich dort als Arzt niederzulassen. Zantoko holt seine Frau und seine beiden kleinen Kinder nach und eröffnet voller Zuversicht seine Praxis auf dem Lande. Dort hat man allerdings noch nie zuvor dunkelhäutige Menschen, unter sich gehabt und die Ressentiments der Bevölkerung gegenüber Zantoko und seiner Familie sind groß. Keiner kommt in seine Sprechstunde, die Dorfbewohner nehmen lieber den weiten Weg ins Nachbardorf in Kauf, weil dort ein weißer Arzt praktiziert. Um über die Runden zu kommen, hilft der Arzt einem Bauern (Rufus) auf seinem Hof aus, und versucht durch regelmäßige Besuche in der Dorfkneipe das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen.
Es ist eine klassische Erfolgsgeschichte, die Julien Rambaldi in seinem Film erzählt. Das Originaldrehbuch stammt aus der Feder Kamini Zantokos, dem damals noch minderjährigen Sohn des Arztes, der mittlerweile zu einem bekannten Rapper und Comedian in Frankreich aufgestiegen ist. 2006 konnte er mit seinem Song „Marly-Gomont“ über den Zufluchtsort seiner Familie in der französischen Provinz im Internet sogar einen großen Hit verbuchen. „Ein Dorf sieht schwarz“ berichtet von den Problemen, als „Andersartige“ akzeptiert zu werden, Vorurteile und Klischeevorstellungen von einfach gestrickten Menschen zu überwinden und als Individuen anerkannt und respektiert zu werden. Dass sich diese Mechanismen in den letzten 40 Jahren kaum verändert haben, und in dünner besiedelten Regionen auch heute noch ähnliche Situationen vorprogrammiert sein dürften, macht die Wichtigkeit und Aktualität dieser Geschichte deutlich, die ihr Publikum dabei auch noch charmant zu unterhalten versteht.
(Frank Brnner)
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