Der Vollposten
Italien 2016, Laufzeit: 84 Min., FSK 6
Regie: Gennaro Nunziante
Darsteller: Checco Zalone, Eleonora Giovanardi, Sonia Bergamasco, Maurizio Micheli, Lino Banfi, Ludovica Modugno, Antonino Bruschetta
>> dervollposten.weltkino.de
Unbeschwerter Klamauk
Traumberuf
„Der Vollposten“ von Gennaro Nunziante
Italiener! Müßiggänger, Muttersöhnchen, Machos. Dauerhuper auf der Straße, Schwalbenflieger im Strafraum. Temperamentvolle Vertreter von Ungeduld und Großfamilie. Regisseur Gennaro Nunziante hat einen Katalog nationaler Klischees erstellt, und die eingangs genannten bilden nur einen kleinen Abriss. Eine Komödie über den Italiener an sich zu drehen, reichte dem Regisseur scheint’s aber nicht. Sein Held nämlich ist nicht bloß Italiener, sondern auch noch Beamter. Womit sich die Dichte des Katalogs verdoppelt haben dürfte und ausreichend Futter bot für diese Komödie, die daheim zum bisher erfolgreichsten Film Italiens avancierte.
Die Hauptrolle spielt Checco Zalone, ein Comedy-Star, der dem italienischen Publikum aus Film und Fernsehen bekannt ist, darüber hinaus erfolgreich als Musiker arbeitet und sich bei dem vorliegenden Werk scheinbar dermaßen mit seinem Charakter identifiziert hat, dass er auch gleich als Namensgeber Pate stand. Checco Zalone verkörpert also Checco Zalone, der von Kindesbeinen an bloß einen Traum verfolgt: verbeamtet zu werden. Knapp dreißig Jahre später sitzt er mit Festanstellung auf Lebenszeit im Landesamt für Jagd und Fischerei, wohnhaft bei Mama, das spart Miete und Hausarbeit. Das geht so lange gut, bis der Staat sparen will und etliche Beamte mit einer großzügigen Abfindung zur Kündigung der Festanstellung zu ermuntern sucht. Das schlägt Checco hartnäckig aus. Also versucht der Staat, ihm den Job durch Versetzungen madig zu machen. Auch das ist ihm Schnuppe. Bis er am Nordpol landet und der attraktiven Forscherin Valeria begegnet. Es funkt bei Checco. Nur entpuppt sich Valeria als recht modern. Schafft es Checco, sich einer Beziehung zu stellen und von seinen Machoattitüden zu verabschieden? Klare Antwort: Nein! Obwohl…
Nunziante hat seinen Katalog der Klischees komplett ausgeschlachtet, sprich: auf keinen Gag verzichtet. Das geht auf Kosten des Niveaus, sorgt jedoch zugleich für Kurzweil. Ein Konzept, das aufging und Millionen Italiener ins Kino lockte. Der Großteil der Klischees dürfte auch dem deutschen Publikum bekannt sein, so dass der Film auch länderübergreifend funktionieren sollte. Man darf allerdings keinen satirischen Feinsinn erwarten. Klamauk und Blödelei ist hier Programm. Für eine Satire reicht dieser Rundumschlag auf Beamten und das italienische Lebensgefühl nämlich nicht, dafür fehlt es an Biss. „Der Vollposten“ entlarvt vor allem eines: Klischees. Das gelingt aber wiederum sympathisch unbeschwert. Die Dialoge gestalten sich dabei so unschuldig albern wie in den fernen 70ern, so dass man sich der Sache auch, mit etwas gutem Willen, mit nostalgischen Charme hingeben kann. Hauptdarsteller Zalone agiert sympathisch schmerzfrei und wird von Bastian Pastewka synchronisiert, auch das passt irgendwie, ohne dass wirklich klar wird, warum, vermutlich wegen der einen oder anderen Grimasse. Gut gelaunter Kalauer-Reigen.
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